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Der Überläufer: Tweed 3

Der Überläufer: Tweed 3

Titel: Der Überläufer: Tweed 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Es ist eine Ewigkeit her!« Sie schob mit echt empfundener Zärtlichkeit ihren Arm unter den seinen. »Du hast doch Zeit für ein bißchen Vergnügen in Frankfurt?« schlug sie vor. »Machen wir uns doch einen Tag, den man nicht so leicht wieder vergißt.«
    »Aber, aber«, sagte er tadelnd. »Du weißt doch, daß ich mich den Genüssen, die du anzubieten hast, nie hingebe.«
    »Aber Tweed!« Sie tat beleidigt. »Ich spreche von mir!« Sie strich ihm über die Wange. »Es gab einmal eine Zeit, da … Oder hast du es schon vergessen?«
    »Unser Lunch wartet.« Er führte sie an den Tisch, und sie blieb plötzlich stehen.
    »Champagner! Du weißt, ich liebe ihn so!«
    Der Oberkellner, der sich diskret im Hintergrund gehalten hatte, trat vor. Er rückte ihr den Stuhl zurecht, verbeugte sich, behandelte sie wie eine Hoheit. Er ahnte nicht, daß die Dame eines der exklusivsten Bordelle Frankfurts führte.
    »Am späten Nachmittag muß ich ein anderes Flugzeug mit neuem Bestimmungsort besteigen«, berichtete Tweed, als sie mit den Gläsern anstießen. »Es tut mir leid, wirklich. Ich muß dich um einen Gefallen bitten.«
    »Alles, was ich tu’, tu’ ich dir zu Gefallen«, sagte sie schelmisch.
    Tweed verwöhnte sie, behandelte sie mit spielerischer Heiterkeit, wie sie es so sehr an ihm mochte. Wäre Howard, der sich brüstete, etwas von einem Verführer an sich zu haben, Zeuge dieses Lunchs gewesen, er hätte sich gewundert. Das hier war ein Tweed, wie man ihn selten sah. Er sparte nicht mit Komplimenten, und sie genoß jedes bis zum letzten Tropfen, dabei wissend, was er tat.
    Ebenso wie bei seinem Treffen mit André Moutet hörte Tweed ihr zu, dann sie ihm, während sie einen ganz exzellenten Lachs verspeisten. »Direkt von Schottland eingeflogen«, teilte ihnen der Kellner mit.
    »Ich bin sicher, daß ich dir helfen kann, Tweed«, sagte Lisa an einem bestimmten Punkt seiner Ausführungen; dabei hielt sie das Glas in ihrer schmalen kleinen Hand und beobachtete, wie die Kohlensäureperlen nach oben stiegen. »Ich habe sehr einflußreiche Klienten – Minister, Bundestagsabgeordnete und sogar Leute vom Bundesnachrichtendienst. Das bleibt aber unter uns.«
    Tweed nickte bei der Nennung so erhabener Kundschaft, die ihrem Etablissement die Ehre gab, zustimmend. Und dann, wie bei Moutet, erörterte er beim Kaffee dasselbe Thema.
    »In ein, zwei Wochen brauche ich dich vielleicht in London, zu dem Zweck, den ich vorher erwähnt habe. Du kannst an einem Tag hinüber- und wieder zurückfliegen.«
    »Natürlich – du brauchst mich nur anzurufen.« Sie starrte in ihre Tasse, während sie umrührte. »Wie geht es deiner Frau?«
    »Ich habe keine Ahnung, wo sie ist …«
    »… oder bei wem?«
    »Das interessiert mich nicht. Es ist vorüber. Lisa, bist du jemals durch die Straßen eines noblen Vororts gegangen, irgendeines Vorortes, es paßt für jeden? Wenn ja, hast du dir je die Frage gestellt, wie viele Männer und Frauen hinter diesen vorgezogenen Vorhängen sich Tag für Tag gegenseitig langsam umbringen?«
    »Und warum glaubst du wohl, bin ich immer noch allein, du dummer Mensch?« fragte sie und schaute ihn an. »Weiß Gott, es hat genug Anträge gegeben. In meinem Geschäft – hast du eine Vorstellung, was die Mädchen mir über die Gespräche berichten, die sie mit den Klienten führen? Die Heirat ist eine Tölpelfalle, Tweed, ein Minenfeld, das du täglich zu durchqueren hast. Für den Mann, für die Frau.
    Wenn ich nach London komme, willst du dann, daß ich über Nacht bleibe?«
    »Nein! Das mag jetzt grausam klingen – aber bei der Sache, mit der ich befaßt bin, brauche ich jedes Quentchen Energie und Konzentration. Ich würde es nicht jedem gegenüber eingestehen – aber ich bin nicht sicher, ob ich es schaffe.«
    »Es klingt gefährlich. Sieh dich vor, mein lieber Tweed.«
    »Genau die Art von Tätigkeit, in der ich genug Erfahrungen habe sammeln können.«
    In Frankfurt war es Freitag, der 31. August gewesen. Am Samstag, dem 1. September, fand Tweed sich in Genf ein. Er übernachtete im
Richmond,
einem der exklusivsten Hotels der Stadt. Bevor er sich von Lisa Brandt trennte, hatte er sich des finanziellen Teils der Sache mit äußerstem Takt entledigt. Ganz offen händigte er ihr einen Briefumschlag aus, der Deutsche Mark in großen Scheinen enthielt. Vorher hatte er in seinem Zimmer leserlich ihren Namen und ihre Adresse auf den Umschlag geschrieben. Die Briefmarken, die in der rechten oberen Ecke klebten,

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