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Der Überläufer: Tweed 3

Der Überläufer: Tweed 3

Titel: Der Überläufer: Tweed 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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wissen, was ich meine.« Und er hatte Tweed zugezwinkert.
    Und Tweed wußte, was er meinte.
    Aber das war nur die Oberfläche des Monsieur Moutet. Seine eigentliche Einkommensquelle lag ganz woanders – auch wenn es dabei ebenfalls um die Annahme und Weitergabe von Informationen ging.
    Moutet war gut Freund mit den Portiers und Reinemachefrauen aller ausländischen Botschaften in Paris. Es war erstaunlich, was man von so niederer Quelle für vergleichsweise wenig Geld an Informationen höchsten Geheimhaltungsgrades beziehen konnte.
    Seine Gewinnspanne beim Verkauf solcher Informationen an interessierte Kunden lag bei zehntausend Prozent. In bar natürlich.
    Wovon die Steuer keinen Sou zu sehen bekam.
    Während Tweed sein Rindsschnitzel verzehrte, hörte er Moutet zu. Danach hörte Moutet ihm zu. Beim Kaffee holte Tweed aus seiner Jackentasche ein Exemplar von
Le Monde
heraus, das er von einem der Tische im Restaurant
Aux Pyramides
genommen hatte, wo es von jemandem liegengelassen worden war. Tweed zeigte Moutet auf der noch immer gefalteten Zeitung einen Abschnitt, den der Franzose in Augenschein nahm, dann nickte und die Zeitung in die eigene Tasche steckte, als habe er vor, die Stelle später genauer zu lesen. Der Umschlag, zweitausend Francs enthaltend, war in der gefalteten Zeitung verborgen. Moutet beugte sich vor und flüsterte etwas, während er sich einen Zahnstocher nahm.
    »Die Bars. Das sind die besten Kanäle. Barkeeper mögen’s gern ein wenig schmutzig für ihre Kunden. Sie können mitunter sehr nützlich sein. Ich bin die ganze nächste Woche für Sie tätig. Aber vielleicht wollen Sie noch heute abend anfangen. Welchen Weg nehmen Sie nach Hause?«
    »Richtung Elysée«, antwortete Tweed vorsichtig.
    »Könnte besser nicht sein. Die höheren Gesellschaftsschichten, wollen wir’s so nennen? Ich gebe Ihnen ein kleine Liste. Einverstanden? Gut. Dann begebe ich mich mal runter in die Gosse.« Der Anflug eines grimmigen Lächelns huschte über das Gesicht des Dicken. »Wohl kaum Ihr Milieu? Obwohl – mißverstehen Sie mich jetzt nicht – Sie sich da ganz gut zurechtfinden würden, wenn Sie müßten. Ein Chamäleon wie Sie!«
    Das Chamäleon nickte zustimmend, blinzelte einmal und warf einen Blick auf den Tisch zu seiner Linken. Ein neues Pärchen war eben gekommen, das Mädchen um die Zwanzig, der Mann in den Vierzigern. Sie sah Tweed an, während sie und der Mann einander umarmten, nahm mit einer Hand die vom Kellner hingehaltenen Speisekarten in Empfang und schloß dabei ein Auge. Tweed lächelte zurück. Ein Abend voller Augenzwinkern. Mußte an der Luft liegen – sie war weich und richtig erholsam.
    Moutet kritzelte die Namen von Bars und deren Adressen auf ein Papier. Tweed fing den Kellner ab und bezahlte für beide. Solche freiwilligen Sozialleistungen wußte Moutet zu schätzen. Der Dikke faltete den fettigen Papierfetzen zusammen und reichte ihn Tweed. Dabei starrte er die Karaffe mit Wein an, die noch fast voll war.
    »Sie lassen das übrig?« fragte er mit gallischer Verwunderung.
    »Sie wissen, ich trinke nicht viel. Schenken Sie sich ein. Und jetzt gehe ich. Vielleicht wird es nötig, daß Sie in ein oder zwei Wochen auf einen Tag zu mir kommen. Ich werde es Sie wissen lassen.«
    »Stets zu Ihren Diensten.«
    Moutet hob das Glas, das er aus Tweeds Karaffe neu gefüllt hatte.
    Tweed schaute wieder nach links, als er sich von seinem Stuhl erhob. Er schien das Paar am Nebentisch anzusehen, das sich noch immer umarmte. Tatsächlich aber schaute er auf einen braunhäutigen Typ, der einen Stumpen rauchte und seit Tweed gekommen war, an einem Tisch an der Wand saß. Moutet hatte also noch denselben Leibwächter, den Mann, den er »den Korsen« nannte.
    Tweed verbrachte nach dem Verlassen der Place des Vosges einen arbeitsreichen Abend, ein richtiges Strafkommando. Er besuchte jede der Bars auf Moutets Liste. Die meisten befanden sich in Seitenstraßen der Rue du Faubourg St.-Honoré, einige auf der Hauptstraße selbst.
    Der Vorgang war immer der gleiche. Er kam herein, blieb beim Eingang stehen, klopfte auf seine Jackettasche, als suche er etwas, dabei die Leute im Raum musternd. Dann ging er an die plastikverkleidete Bartheke – die verzinkten von einst, denen die Pariser Nachtlokale ihren speziellen Charakter verdankten, hatten lange schon dem wissenschaftlichen Fortschritt und ökonomischen Prinzipien weichen müssen.
    »Einen Pernod«, sagte er zum Barkeeper und lehnte sich gegen die

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