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Der Überläufer: Tweed 3

Der Überläufer: Tweed 3

Titel: Der Überläufer: Tweed 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Werk irgendeines estnischen Banditen – aus der sogenannten Protestbewegung?«
    »Ich glaube nicht, daß sie wissen, wo sie mit ihren Ermittlungen stehen.« Karlow ging zu einem anderen Thema über. »Diese sogenannte Exekutierung der französischen Journalistin Alexis Bouvet, die Hauptmann Poluschkin ausführte, war eine verdammte Dummheit.«
    »Aber er ist doch Ihr Stellvertreter, Ihr Untergebener!« Lysenko trat vom Fenster weg und legte Karlow die Hand auf die rechte Schulter, eine Geste, die diesem sehr zuwider war. Sie bedeutete alles andere als Freundschaft. »Sollte es da unangenehme Folgen geben, fällt das in Ihre Verantwortung.«
    Er nahm die Hand von der Schulter und steckte sich eine Zigarette mit Pappefilter zwischen die wulstigen Lippen. Er setzte sich wieder auf seinen Stuhl, faßte seinen Untergebenen ins Auge und wartete auf dessen Reaktion – die auch kam, wenn auch in überraschender Weise.
    »Das stimmt einfach nicht, General, und Sie wissen das nicht nur genau, sondern die Fakten sind auch zu Protokoll genommen.
    Poluschkin handelte, ohne mich zu fragen. Er hat den ganzen makabren Unfall ohne mein Wissen inszeniert. Und er hätte mit der Einheit, die den Mord gefilmt hat, ohne besondere Rückendekkung von Seiten des Politbüros gar nicht ausfliegen können. Mein Bericht, der sich von diesem Akt gröbster Insubordination distanziert, ist bei den Akten. Es war Wahnsinn – der noch dadurch eine Steigerung erfuhr, daß man eine Kopie nach London schickte.«
    »Sie stellen die Entscheidung des Politbüros in Frage?« fragte Lysenko leise.
    »Ich zähle bloß die Fakten auf. Welchen Vorteil darf man sich durch eine solche Greueltat erwarten?«
    »Daß sie abschreckend wirkt, Genosse. Glauben Sie wirklich, wir wollen, daß Reporter ihre Nase in unseren Hinterhof stecken? Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß die Gerüchte von der Ermordung von GRU-Offizieren dieser französischen Kuh zu Ohren gekommen waren. Sie kam auf einem Touristenschiff von Helsinki herüber, um der Sache auf den Grund zu gehen.«
    »Hätte Poluschkin mich von ihrer Anwesenheit informiert, dann hätte ich sie unter Eskorte zum Schiff zurückbringen lassen.«
    Karlow blieb hartnäckig auf seinem Standpunkt. »Wir hätten sie durchsucht, hätten irgendein belastendes Dokument bei ihr gefunden – das man ihr vorher untergeschoben hätte. Das wäre wohl Abschreckung genug gewesen.«
    »Ich muß jetzt gehen.« Lysenko erhob sich und redete mit der Zigarette im Mundwinkel weiter. »An dem, was Sie eben gesagt haben, mag Wahres sein. Wie werden Sie Ihre Bemühungen fortsetzen, den oder die Banditen, die unsere Leute bisher ungestraft umbringen, auszuforschen?«
    »Indem ich ihnen in der Nacht Fallen stelle.« Karlow hatte sich ebenfalls erhoben. »Jede Nacht dient uns ein GRU-Offizier als Köder – auf einer vorher vereinbarten Route. Er geht durch Tallinn, tut, als wäre er betrunken. In bestimmten Abständen habe ich schwerbewaffnete Beamte in Zivil postiert, als Einheimische verkleidet. Bis jetzt ist noch keine der angebundenen Ziegen angegriffen worden. Ich mache weiter. Bald müssen wir Erfolg haben.«
    »Je früher, desto besser.« Lysenko zog ein gefaltetes Blatt aus der Jackentasche und warf es auf den Tisch. »Hier ist Ihre Direktive, von mir unterzeichnet, die Ihnen bis auf weiteres die Leitung der Operation mit dem Ziel, Adam Procane sicher und lebend herüberzubringen, überträgt.«
    »Ich habe keine Ahnung, wer dieser Amerikaner ist.«
    »Bleiben Sie mit Mauno Sarin in Helsinki in Verbindung. Er weiß alles, was in Skandinavien vorgeht. Der Mann, der mit höchster Wahrscheinlichkeit hören wird, wann Procane auf dem Weg ist.
    Der Fuchs wird den großen Coup gewinnen!«
    Mit diesem abschließenden Seitenhieb verließ Lysenko den Raum, und Karlow knirschte mit den Zähnen. Als man ihn aus dem Westen nach Moskau zurückberief, hatte er sich eine direkte Beförderung steil nach oben erwartet – hinauf auf den Stuhl in Moskau, auf dem jetzt dieser politische Antichambreur Lysenko saß.
    Und Karlow hatte guten Grund, eine solche Beförderung zu erwarten. Als brillanter Mathematiker verstand er sich hervorragend auf militärische Analyse und war wahrscheinlich einer der besten strategischen Geister der Roten Armee, der auch intime Kenntnis des letzten technischen Fortschritts besaß. Statt dessen durfte Lysenko jetzt seinen einstigen Rivalen mit dem Etikett »Fuchs« verunglimpfen.
    Karlow ein fähiger Mann?

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