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Der Überläufer: Tweed 3

Der Überläufer: Tweed 3

Titel: Der Überläufer: Tweed 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Morgen, Mr. Newman. Wie fühlen Sie sich?«
    Er blickte auf und sah Laila Sarin vor sich stehen. Trotz seiner Müdigkeit hatte er bemerkt, wie lautlos sie sich bewegte. Man hörte sie nie kommen. Mit grimmigem Gesichtsausdruck hielt er ihr die Zeitung hin.
    »Ja, es tut mir leid«, fuhr sie leise fort, »aber gestern abend dachte ich, Sie würden das nicht sehen wollen. Ich ließ den Buchhändler auf dem Vantaa-Flughafen sogar alle Exemplare des Blattes forträumen, bis wir in sicherer Entfernung waren.«
    »Ich muß Ihnen beim Frühstück einige Fragen stellen«, sagte er und schwieg dann, bis sie im Restaurant saßen und man ihnen Kaffee und Gebäck serviert hatte.
    »Haben Sie gut geschlafen?« wagte sie schließlich zu fragen. »Daß ich Sie nach dem Abendessen verließ, hat mir Kopfzerbrechen bereitet.«
    Er nickte. Es brachte nichts, wenn er ihr jetzt sagte, er sei mitten in der Nacht mit einem Schrei aufgewacht. Im Traum hatte er wieder jenen Film gesehen, hatte Alexis’ Schreie gehört, gefolgt vom dumpfen Anprall des Wagens, der ihren auf dem Boden liegenden Körper überrollte. In knappem Ton stellte er seine Frage.
    »Von wo bekamen Sie das Material für Ihren Artikel? Und wie kamen Sie in den Besitz des Bildes? Was bedeutet die Schlagzeile?«
    Sie übersetzte ihm den Wortlaut und erklärte hierzu: »Ein Bote gab den an mich adressierten Umschlag in der Redaktion ab. Er enthielt diese eine Fotografie.«
    »Haben Sie sie beschnitten, bevor Sie sie in Druck gaben?«
    »Nein. Genau diese Hochglanzkopie war im Briefumschlag. Warum fragen Sie?«
    »Nur, weil das oft geschieht. Fahren Sie fort.«
    »Da war auch ein Blatt mit einer kurzen Darstellung der Story, wie ich sie dann berichtet habe.«
    »Dieser Text – war er mit Maschine oder mit der Hand geschrieben?«
    »Mit Maschine – aber von jemandem, der nicht gewohnt ist, mit Maschine zu schreiben, glaube ich. Es gab eine Menge Tippfehler.
    Und die Maschine muß recht alt gewesen sein.«
    »In welcher Sprache?«
    »Finnisch. Jetzt essen Sie Ihr Frühstück und hören Sie mir zu. Ich will Ihnen folgendes sagen: Ihre Frau trat in einer einsamen Straße außerhalb Helsinki vom Gehsteigrand. Der Fahrer konnte nicht mehr bremsen, und sie wurde überfahren. Das muß sehr schmerzlich für Sie sein.«
    »Kümmern Sie sich nicht darum. Berichten Sie weiter.«
    »Das war alles, was der Text sagte. Mein Bericht bringt eine Darstellung des Unfalls, die sich genau an diesen Text hält. Natürlich habe ich die Sache ein wenig ausgewalzt – mein Chefredakteur wollte es als Aufmacher haben. Aber es war die einzige Information; auf die mußte ich mich stützen. Hören Sie, Alexis Bouvet suchte mich auf, als sie vor einer Woche hier ankam.«
    »Hat man die Leiche gefunden? Sie erwähnen eine einsame Straße außerhalb von Helsinki.«
    »Nein, man hat nicht, und das bereitet der Polizei Kopfzerbrechen. Man nimmt an, der Autorowdy habe sie von der Fahrbahn geschleift und im Wald liegengelassen.« Sie machte eine Pause.
    »Es kann Monate dauern, bis man sie findet.«
    »Und bei so fadenscheinigem Beweisstand – keine Leiche, kein feststellbarer Tatort – bringen Sie das als Aufmacher? Ist das die Art Journalismus, wie man ihn in Finnland betreibt?«
    Sie errötete, bezwang aber den aufsteigenden Ärger. Newman stand unter enormem psychischem Druck, sagte sie sich. Sie betupfte die Lippen mit der Serviette, bevor sie antwortete, im Ton ruhig und distanziert.
    »Erstens: am Ende der Schlagzeile steht ein Fragezeichen. Es wird also eine Frage gestellt, kein Statement abgegeben. Zweitens: wenn Sie den Text lesen könnten, würden Sie merken, daß ich die Sache als mysteriösen Vorfall darstelle. Ich nehme es nicht als gegeben hin, daß ihre Frau tot ist. Drittens: außer dem Foto und dem getippten Bericht war noch etwas in dem Briefumschlag.«
    Sie griff in ihre Schultertasche und nahm etwas heraus, das sie vorerst in ihrer Hand verbarg. Newman setzte die Tasse an den Mund, und Laila beobachtete ihn mitfühlend.
    »Bevor ich es Ihnen zeige, bereiten Sie sich auf einen Schock vor.«
    »Ich bin vorbereitet. Machen Sie weiter.«
    Sie öffnete die Hand und hielt ihm etwas hin, Modeschmuck, eine Brosche in der Form des Lothringer Kreuzes. Newman griff zu und starrte das Ding auf seiner Handfläche mit ausdruckslosem Gesicht an. Ein stechender Schmerz überfiel ihn.
    »Sie sagen, das sei in dem Umschlag gewesen, der die Redaktion erreichte? Was beweist es?«
    »Als Alexis Bouvet mich

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