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Der Überläufer: Tweed 3

Der Überläufer: Tweed 3

Titel: Der Überläufer: Tweed 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Natürlich. Ja sogar in höchstem Maße.
    Vertrauenswürdig? Loyal der Partei gegenüber? Das war eine andere Frage. Also hatte man Lysenko den Lorbeerkranz aufs Haupt gesetzt. Ein Grund für Karlow, den Mann bis ins Innerste zu verabscheuen.
    Lysenko kletterte in den Fond der Limousine, und der Mann in Chauffeursuniform, ein Leutnant vom GRU, rannte um die Motorhaube herum und setzte sich ans Lenkrad. Mit hoher Geschwindigkeit fuhr er zum Flughafen.
    Der Chauffeur war höchst amüsiert über die ganze Maskerade. In Moskau hatte Lysenko die Maschine in voller Uniform bestiegen und erst Zivilkleidung angezogen, als die Maschine gestartet war.
    Der Chauffeur wußte, daß sein wichtiger Passagier wegen der Mordserie in Estland komplett die Hosen voll hatte, weil er der Überzeugung war, daß ein Mensch im Generalsrang für die unbekannten Attentäter ein vorrangiges Ziel darstellte.
    Kaum würde die Maschine vom Boden abgehoben haben, auf ihrem Flug zurück nach Moskau, würde Lysenko in die Uniform zurückschlüpfen. Aber es hatte keinen Sinn, dem Politbüro zu stecken, daß ein GRU-General nicht den Mut hatte, in Uniform durch Tallinn zu spazieren.
    Lysenko auf dem Rücksitz des Wagens tätschelte befriedigt seinen Bauch. Er hatte die ganze Procane-Affäre Karlow in den Schoß fallen lassen. Des schließlich erfolgreichen Ausgangs der Sache gewiß, war er doch vorsichtig genug, seinen Untergebenen die ersten Schritte tun zu lassen. Und er war ebenfalls überzeugt davon, daß Karlow die Falle, die in die Direktive eingebaut war, nicht bemerkt hatte. Doch hierin irrte General Lysenko gewaltig.
    »…die Ihnen bis auf weiteres die Leitung der Operation mit dem Ziel, Adam Procane sicher und lebend herüberzubringen, überträgt.«
    Karlow saß an seinem Tisch und las diesen Abschnitt von Punkt acht der Direktive, die Lysenko ihm übergeben hatte. Das genau waren die Worte gewesen, die Lysenko im Gespräch so nebenbei verwendet hatte. Dieses Schwein!
    Karlow stieß den Stuhl zurück und kräuselte die Lippen. Sein kalter, analytischer Verstand hatte sich sofort auf diesen Satz konzentriert. Er war die Schlüsselstelle des Dokuments. Die Formulierung, auf die es dabei ankam, war »bis auf weiteres«. Sie, das war Karlow nur zu klar, würde es Lysenko ermöglichen, in letzter Minute – vermutlich dann, wenn Procane sicher in die Sowjetunion herübergewechselt war – die Leitung der Operation zu übernehmen und alle Lorbeeren für den gewaltigen Coup einzuheimsen. Nun, Genosse, die Sache geht vielleicht anders aus, als du es erwartest. Als ersten Schritt nahm Karlow sich vor, zum frühestmöglichen Zeitpunkt mit Mauno Sarin, dem Chef der Schutzpolizei in Helsinki, in Verbindung zu treten.
    In der Zwischenzeit konnte ein Bericht, in dem er seine Zweifel über den Wert der Informationen, die Procane bisher geliefert hatte, neuerlich zum Ausdruck brachte, nicht schaden. Er ging zum Schrank, holte seine Schreibmaschine heraus und setzte sich damit an den Schreibtisch. Seine früheren Berichte, nach denselben Grundsätzen abgefaßt, hatten denen in Moskau nur den Mund wäßrig gemacht. Er zweifelte nicht daran, daß der neue Bericht die gleiche Reaktion hervorrufen würde.

7
    Während Tweed durch Westeuropa reiste und seinen Informanten Fragen stellte und Instruktionen erteilte, verbrachte Bob Newman im Hotel
Kalastajatorppa
am Stadtrand von Helsinki drei geruhsame Tage mit Laila Sarin. Am ersten Morgen, als Laila zurückkam, um mit ihm gemeinsam zu frühstücken, hatte er eine böse Überraschung erlebt.
    Er trat aus dem Fahrstuhl und sein Blick fiel auf eine finnische Zeitung, die jemand auf einem der Glastische liegengelassen hatte. Ein Exemplar des Blattes
Iltalehti.
Von der Titelseite starrte Alexis ihn an.
    Er nahm die Zeitung auf, immer noch stumpf und gefühllos, blickte auf das Bild und stutzte. Es stammte aus dem scheußlichen Film, den Howard ihm im Kellerraum am Park Crescent vorgeführt hatte. Aber dieses Bild hier war beschnitten worden, es zeigte nur Alexis, die die Hand zum Schutz gegen das blendende Licht der Autoscheinwerfer hochhielt. Keinerlei Hintergrund, nichts von einer Burg auf hohem Hügel. Er suchte das Ende des Artikels, der mit der Schlagzeile überschrieben war: »Bekannte französische Journalistin bei Autounfall getötet?«
    Da er des Finnischen nicht mächtig war, konnte er die Schlagzeile nicht lesen, sehr wohl aber den Namen des Reporters, der den Artikel verfaßt hatte: Laila Sarin.
    »Guten

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