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Der Überläufer: Tweed 3

Der Überläufer: Tweed 3

Titel: Der Überläufer: Tweed 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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aufsuchte, trug sie diese Brosche. Ich habe sie in meinem Artikel absichtlich nicht erwähnt. Erkennen Sie die Brosche?«
    »Ja«, gab Newman zu. »Sie war überzeugte Gaullistin. Sie bewunderte Jacques Chirac. Es ist wohl Sitte in Finnland, daß Autorowdys ihr Verbrechen den Zeitungen berichten? Es gilt doch als Verbrechen in Finnland, nehme ich an?«
    »Sie sind ein unmöglicher Mensch!«Jetzt hatte er ihren Geduldsfaden zum Reißen gebracht. Sie ließ die angebissene Semmel auf den Teller fallen und griff nach ihrer Tasche, um zu gehen.
    Newman beugte sich über den Tisch und ergriff ihre Hand. Außer dem Brief von Alexis hatte er nur dieses Mädchen, das ihm weiterhelfen konnte. Er lächelte und entschuldigte sich in wohlgesetzten Worten.
    »Es tut mir leid. Sie sind so nett zu mir, seit ich hier bin. Sie haben sogar im Schlafzimmer meinen Schlaf bewacht, bis ich aufwachte und wir zum Dinner herunterkamen. Aber als Journalist weiß ich, daß Sie genug Erfahrung haben, um alles, was man Ihnen sagt, mit Skepsis aufzunehmen …«
    »Jetzt schmeichelt er mir auch noch!«
    »Bitte! Hören Sie mich zu Ende an! Sie sagten doch, Sie wollten mir helfen. Ich glaube, daß Sie das vielleicht tun – aber ich weiß nichts über Sie.«
    »Ich sagte Ihnen doch, daß mich Tweed, der Versicherungsfachmann aus London, angerufen hat.«
    »Ja, das haben Sie.«
    Newman schwieg und überlegte, was er als nächstes sagen sollte.
    Es war doch interessant, daß sie Tweed für den Chef einer exklusiven Versicherungsgesellschaft hielt, die sich für hohe Prämien und mit Hilfe eines entsprechenden Sicherheitsapparates um Männer und Frauen kümmerte, die als Opfer von Kidnappern in Frage kamen. Ein überzeugender Deckmantel. Unter anderem erklärte das, warum er so weitreichende internationale Beziehungen hatte und warum er gelegentlich im Ausland herumreiste.
    Und schließlich, warum seine Tätigkeit im geheimen und unter Geheimhaltung vor sich ging.
    »Wenn ich Ihnen vertrauen soll, möchte ich gerne etwas mehr über Sie wissen«, sagte er sanft, immer noch ihre Hand haltend.
    »Sie glauben, ich möchte Ihnen nur die Story stehlen, an der Sie arbeiten?« sagte sie herausfordernd. »Sie sind der große Bob Newman, der berühmte Auslandskorrespondent, der den internationalen Bestseller ›Kruger: Der Computer, der irrte‹ geschrieben hat. Glauben Sie das von mir?«
    »Wenn bei euch finnischen Mädchen einmal die Sicherung durchbrennt, dann geht ihr gleich durchs Dach, nicht wahr?«
    »Durchs Dach?«
    »Ihr explodiert! Wie eine Bombe. Krach!«
    Er grinste, und ihre Hand wurde in seinem Griff schlaff und weich. Er lachte. Sie entspannte sich in ihrem Stuhl, streifte mit ihrer freien Hand die Tasche ab. Hinter den Brillengläsern musterten ihn ihre tiefblauen Augen.
    »Darf ich meine Hand wiederhaben, damit ich zu Ende frühstükken kann? Ich habe nur zwei. Und Sie haben recht. Was die Finnen betrifft, meine ich. Gilt für Männer ebenso wie für Frauen. Es braucht einiges, um uns zornig zu machen – aber wenn wir zornig sind – dann krach!«
    Newman ließ ihre Hand los und nahm einen Schluck Orangensaft. Er hatte schon gedacht, er habe sie verloren – und wußte, das wäre dumm von ihm gewesen. Er fühlte, daß sie langsam zu einem Entschluß kam, und blieb still und frühstückte weiter, bis sie plötzlich den Blick direkt auf ihn richtete.
    »Ich verstehe schon, daß Sie mehr über mich wissen sollten. Und ich bin sicher, Sie würden es selber herausbekommen, mit Ihren Fähigkeiten. Ich bin die Tochter eines Mannes, der einen hohen Rang in der Schutzpolizei einnimmt.«
    »Wie hoch?«
    »Er ist Chef dieser Einheit. Mauno Sarin.«
    »Mein Chefredakteur sagte mir, ich könne mehrere Tage mit Ihnen zusammen verbringen – er hofft, ich würde Ihnen eine Geschichte entlocken«, sagte Laila mit boshaftem Lächeln.
    »Das hoffen alle Chefredakteure«, erwiderte Newman gedankenabwesend.
    Sie hatten Regenmäntel angezogen, und Laila war mit ihm über die leere Straße zum anderen Gebäude des
Kalastajatorppa
gegangen. Wieder war Newman gefesselt von den riesigen Betonblökken, die aus den Granitklippen herauszuwachsen schienen. Sie betraten das Gebäude, und es war verlassen.
    Newman folgte ihr auf gewundenen Wegen hinunter in einen kreisrunden, schwach erleuchteten Raum. »Der Nachtklub«, erklärte Laila. Über eine Wendeltreppe erreichten sie das Bodenniveau, und sie öffnete eine Tür, die auf ein parkähnliches Grundstück hinausführte,

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