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Der Überläufer: Tweed 3

Der Überläufer: Tweed 3

Titel: Der Überläufer: Tweed 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Ihres Passes und drei Fotos haben. Man könnte meinen, Sie wollten nach Wladiwostok reisen!«
    »Das ist das System«, erwiderte er gleichgültig. »Wenn wir den Kaffee getrunken haben, möchte ich zu ›Akateeminen‹ gehen. Sie können mitkommen, wenn Sie wollen.«
    »Darf ich fragen, was Sie brauchen? Lesestoff?«
    »Alles, was sie über Estland haben. Ich hoffe, sie haben illustrierte Bücher, stark illustrierte Bücher.«
    »Nochmals Estland?« Sie starrte ihn durch ihre Brille ohne besonderen Ausdruck an. »Ich werde auch suchen. Ich kenne den Laden gut. Wenn wir nach Fräulein Slotte fragen, wird sie uns sicher helfen.«
    Die Buchhandlung war riesig. Newman war schon von der Länge der Ladenfront beeindruckt gewesen. Sobald man drinnen war, erkannte man, daß der Laden sich noch viel weiter nach hinten erstreckte. Es gab eine Galerie in Höhe der ersten Etage, zu der Treppen hinaufführten und von wo aus man den Hauptgeschäftsraum unten überblicken konnte. Fräulein Slotte, ein hübsches blondhaariges Mädchen, rannte hierin und dorthin auf der Suche nach Büchern über Estland in englischer Sprache. Es war Lailas Idee, auch Kinderbücher durchzusehen. Sie brachte ihm eines, das Newman träge aufschlug. Dann erstarrte er.
    Seite sechsunddreißig. Ein kleines Titelbild mit der Bildunterschrift »Tallinn. Die Altstadt«. Er hatte das Märchenschloß auf dem Berg im Bildhintergrund des Films, der die Ermordung von Alexis zeigte, gefunden. Ganz sicher war er nicht, daß dieses fremde alte Bauwerk ein und dasselbe war.
    »Was ist los, Bob?« fragte Laila besorgt. »Sie sind ja plötzlich so blaß.«
    »Kleine Übelkeit. Euer finnischer Kaffee ist ziemlich stark.«
    »Wir könnten für Sie etwas aus der Apotheke besorgen.«
    »Es geht schon wieder. Ich kaufe einige dieser Bücher.«
    Er überflog schnell die Seite und blätterte weiter. Laila fand noch ein Buch für ihn. Insgesamt kaufte er fünf Bücher, alle über Rußland. Über Estland speziell gab es nichts.
    »Es ist nur eine kleine Republik«, erklärte Fräulein Slotte.
    Als sie aus dem Laden gingen, kostete es Newman eine ungeheure Anstrengung, ein normales Gespräch zu führen. Laila mußte in die Redaktion, also verabredeten sie sich zum Lunch, und Newman nahm eine Tram zurück zum
Hesperia.
    Man hatte sein großes, gemütliches Zimmer in Ordnung gebracht, und er ließ die Bücher aufs Bett fallen. Er zündete sich eine Zigarette an und starrte durchs Fenster auf den Meeresarm, der wie ein Haff aussah. Vom Hauptbahnhof überquerte eine Eisenbahnbrücke den Meerbusen, und er beobachtete, wie ein langer Zug über die Brücke kroch. Er würde jetzt einige Tage vergehen lassen, ehe er seinen nächsten Schritt festlegte, und inzwischen die Bücher durchstudieren.
    Aus den Informationsbruchstücken in Alexis’ letztem Brief ließ sich durch Verbindung von anscheinend nicht zusammengehörigen Teilchen ein Bild dessen zusammensetzen, was geschehen war.
    »In höchster Eile, um das Schiff zu erreichen – fährt um 10.30 ab.«
    Von seinem Flug mit Takala wußte er jetzt, daß »das Schiff« die nach Tallinn auslaufende
Georg Ots
war.
    »Werde den Brief auf dem Weg zum Hafen aufgeben.«
    Gemeint war der Süd-Hafen. Und wieder war es der Flug mit dem Hubschrauber, der den Beweis geliefert hatte.
    Das Schloß im Hintergrund, als sie von dem Wagen wieder und wieder überrollt wurde. Das Bild in dem Kinderbuch auf dem Bett war ein Hinweis, daß das Verbrechen in Tallinn inszeniert worden war.
    Später hatte dann jemand, der vorsichtiger war, das Bild, das man an Lailas Redaktion schickte, vorher beschnitten. War ihnen eingefallen, daß bei den Finnen, die Tallinn ja gut kannten, sehr bald einer auf die estnische Hauptstadt zeigen würde? Immer wieder Tallinn …
    Blieben zwei Dinge in der Schwebe, die Newman nicht in das vorliegende Muster einfügen konnte. »Adam Procane muß aufgehalten werden.« Aber Alexis hatte Laila gesagt, sie habe in der Amerikanischen Botschaft nachgefragt und es gäbe dort niemanden mit diesem Namen. Warum sollte sie freiwillig einen solchen Hinweis geben, wenn er nicht auch der Wahrheit entsprach? Wer zum Teufel war dieser Procane? Das mußte er nachprüfen, noch bevor er Tallinn besuchte. Zeit also für einige Tage, etwas leise zu treten.
    »Mein heißer Tip ist der Archipel.
«
Ergab ebenfalls keinen Sinn, paßte nicht ins Muster. Im hinteren Winkel seines Gehirns keimte eine Idee auf, war auch schon wieder weg. Vergessen wir’s, es

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