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Der Überläufer: Tweed 3

Der Überläufer: Tweed 3

Titel: Der Überläufer: Tweed 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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nicht vor Anstrengung, sondern aus Besorgnis und Ärger über sich selbst.
    »Danke, Monica«, sagte er. »Sie haben etwas gesehen, was ich selber hätte sehen müssen. Mit seiner sanften Tour wiegt dieser Stilmar einen in Sicherheit. Grips im Hirn, wie Sie gesagt haben.
    Um ein Haar hätte er mich aufs Kreuz gelegt.«
    »Warum macht Stilmar Ihnen solche Kopfzerbrechen?«
    »Weil er ein Amerikaner ist, einen hohen Rang bekleidet, in London angekommen und jetzt auf dem Weg zum Kontinent ist.
    Das macht ihn zum Kandidaten Numero zwei für Adam Procane.«
    Jan Fergusson war ein trockener, zynischer, schmalgesichtiger Mann, dreiunddreißig Jahre alt, Schotte, der fließend Französisch, Deutsch und Italienisch sprach. Zur Not konnte er auch den Spanier spielen, wenn er so tat, als habe er ein paar Drinks intus.
    Er war Tweeds Beschatter Nummer eins und hatte noch nie ein Ziel aus den Augen verloren. Auf seinem Schreibtisch lag stets eine gepackte Reisetasche, seinen Paß hatte er immer bei sich, und in seiner Geldbörse befand sich ein kleines Vermögen in Form von Dollar-Reiseschecks sowie in französischer, deutscher und Schweizer Währung. Dreißig Sekunden nach dem Anruf stand er vor dem Haus, den Regenmantel überm Arm, die Reisetasche in der Hand. Er blieb »Fettgesicht«, wie er Stilmar getauft hatte, dicht auf den Fersen. Der schritt die halbe Länge des Crescent ab, Fergusson spürte, daß er nach einem Taxi Ausschau hielt. Deshalb sprintete er auf die andere Straßenseite hinüber und winkte das Taxi heran, dem auch Stilmar nacheilte, um es anzuhalten.
    Während der Wagen am Gehsteigrand geparkt stand, gab er dem Fahrer genaue Anweisungen. Fettgesicht stand indessen einige Meter vor ihnen. Er drückte dem Fahrer eine Handvoll Pfundnoten in die Hand und lehnte sich entspannt zurück.
    Stilmar fand ein Taxi und fuhr westwärts durch die Baker Street, also in die erwartete Richtung. Fergussons Fahrer schob sich einen Wagen hinter Stilmars Taxi, und Fergusson zündete sich eine Zigarette an. In letzter Zeit war es ziemlich ruhig gewesen. Er war froh, wieder auf Tour zu sein.
    »Richtig komischer Vogel ist das, Fettgesicht, meine ich«, berichtete Fergusson von Heathrow aus übers Telefon.
    »Ja?« sagte Tweed fragend.
    »Zuerst nimmt er einen Koffer aus einem Spind, dann geht er für kleine Jungen und verschwindet in einem Abteil. Hören Sie mich?
    – Ich hab’s nicht eilig. Und jetzt …«
    »Er
hatte
einen Koffer im Spind«, informierte Tweed Monica und hielt dabei mit der Hand die Sprechmuschel zu. Dann nahm er sein Gespräch mit Fergusson wieder auf. »Weiter?«
    »Kommt nach drei Minuten raus – ich hab’s gestoppt. Wir haben es mit einem Verwandlungskünstler zu tun.«
    »Erzählen Sie.«
    »Ging hinein in einem marineblauen Geschäftsanzug – todschick.
    Kommt raus in einem schreiend karierten Sakko und mit Sporthose. Dazu auch ein Sporthemd. Dicke braune Wollkrawatte. Und das alles in drei Minuten. Fettgesicht ist Klasse.«
    »Wohin fliegt er?«
    »Paris. Nächster Flug. Startet in dreiundvierzig Minuten. Und er reist Touristenklasse. Da geht er in der Menge unter. Ich hab denselben Flug gebucht. Nein, gesehen hat er mich nicht. War diese Frage nötig? Kennen Sie Fergie nicht?«
    »Entschuldigung«, sagte Tweed. »Auch dafür, daß ich Sie gleich nach Ihren zwei Wochen Urlaub fortschicke.«
    »War schon steif vor Langeweile. Waren Sie je in Bognor am Strand? Ich muß gehen. Fettgesicht bewegt sich. Ich melde mich, wenn’s geht …«
    Tweed legte auf und fragte sich, wieviel Zeit seines Lebens er telefonierend am Schreibtisch verbracht haben mochte. Er beneidete Fergusson. Seine letzte Reise nach Europa hatte ihn rastlos gemacht, er sehnte sich nach mehr Außendienst.
    »Was Neues?« fragte Monica.
    »Stilmar ist auf dem Weg nach Paris. Mit wem haben Sie geredet, während ich telefonierte?«
    »Cord Dillon hat sich kurz gemeldet. Er ist wieder in London. Und er ist unterwegs zu uns.«
    Tweed runzelte die Stirn. »Das paßt nicht zu ihm. Dillon ist ein Typ, der unangemeldet hereinschneit.« Er schaute hoch, als Freddie mit einem Packen Fotos in der Hand ins Zimmer kam. »Wie ging’s, Freddie?«
    »Ziemlich gut. Sehen Sie selbst.«
    Freddie, ein kleiner, gnomenhafter Londoner Cockney, der sich nie durch etwas aus der Ruhe bringen ließ, legte die Bilder auf Tweeds Schreibtisch. Er hatte Stilmar exzellent mit Dreiviertelansicht erwischt. Die Fotos waren sehr scharf. Tweed schob eines in einen Ordner und

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