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Der Überläufer: Tweed 3

Der Überläufer: Tweed 3

Titel: Der Überläufer: Tweed 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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dazugehört.«
    »Sie ist wohl ein Wundertier?«
    »Eine sehr schöne Frau. Gewohnt, ihren Willen durchzusetzen, und das auf die liebenswürdigste Weise. Klug im Umgang mit Männern. Sie werden Ihren ganzen Verstand einsetzen müssen«, fügte Monica etwas spitz hinzu. »Ihr Dossier liegt auf dem Schreibtisch. Sie gehört auch zu Reagans Beraterteam.«
    Tweed trat hinter seinen Schreibtisch und überflog die Akte, während er geistesabwesend den Krawattenknoten prüfte. Helene, Stilmars Frau. Alter: Anfang Dreißig. Verheiratet seit sechs Jahren. Aufgabengebiet: Europa, mit besonderer Berücksichtigung von Frauenfragen. Vorherige berufliche Tätigkeit: State Department.
    Dort hatte sie wahrscheinlich Stilmar kennengelernt. Wichtig war: sie hatte einige Zeit im Personalkarussell Washingtons verbracht. War also vertraut mit dem Apparat und seiner Funktionsweise. Tweed schloß die Akte und ging in den Waschraum, um sich zurechtzumachen. Als er zurückkam, blickte Monica auf.
    »Bereit zur Schlacht?«
    »Rollen Sie sie herein, wie die Yankees angeblich sagen.«
    Helene Stilmar war schlank, hielt sich sehr gerade, hatte lange, schöngeformte Beine in dünnen schwarzen Strümpfen und hochhackigen Schuhen. Ihr dichtes nußbraunes Haar gab den Blick auf den wunderbaren Nacken frei.
    Sie hatte einen starken Knochenbau, eine zartgeformte Nase und ein Kinn, das Energie und Entschlossenheit verriet. Sie kam mit ausgestreckter Hand heran, ihre grauen Augen waren direkt auf Tweed gerichtet, und sie schenkte ihm ein Lächeln, das ihn unverzüglich in ihren Bann zog.
    »Mr. Tweed, ich habe durch meinen Mann schon so viel über Sie gehört – und er ist nicht so leicht zu beeindrucken.«
    »Man kann sehen, warum Sie ihn beeindruckt haben.«
    Aus dem Augenwinkel konnte Tweed sehen, wie Monicas Kopf in blankem Staunen hochfuhr. Wieder eine Seite an ihrem Chef, die sich anderen nur selten offenbarte. Er blieb stehen, und seine nächste Bemerkung warf sie abermals um.
    »Es ist fast Zeit zum Lunch. Ich kenne ein Lokal, das Ihnen gefallen wird. ›The Capital‹. In der Nähe von Harrods. Das Essen ist ganz ausgezeichnet, es hat intime Atmosphäre, der Wein ist gut. Sie schließen sich mir doch an, hoffe ich? Mit Ihnen als Begleiterin wird jeder zu meinem Tisch hersehen. Und das werde ich genießen.«
    »Mr. Tweed …«
    »Tweed allein genügt.«
    »Tweed. Ihr Name gefällt mir auch. Ja, ich denke, das ist eine wirklich hübsche Idee. Natürlich bin ich entzückt, Sie zu begleiten.« Sie lächelte wieder ihr warmes Lächeln. »Ich bin sicher, Sie und ich werden einander viel zu erzählen haben.«
    »Lassen Sie Tisch sieben reservieren, bitte«, bat er Monica, ohne sie dabei anzusehen.
    »Was haben Sie mit meinem Mann angestellt, Tweed? Er ist verschwunden.«
    Während sie die Frage stellte, betrachtete sie ihren Lunchpartner über den Rand ihres mit trockenem Weißwein gefüllten Glases hinweg.
    Tisch sieben im
Capital
stand am Ende des langen Raumes, nahe dem Fenster längs der Wand. Sie saßen nebeneinander auf der Wandbank, Helene jetzt zur Seite gewendet, um seine Reaktion zu beobachten.
    »Ihr Mann macht auf mich den Eindruck, allein und selbständig handeln zu können.«
    »Also«, ging sie sofort zur Gegenattacke über, »haben Sie ihn seit seiner Ankunft hier gesehen?«
    »Nur kurz.«
    »Wir haben keine Geheimnisse voreinander«, drängte sie.
    »Eine schöne Beziehung.«
    »Tweed, mit Ihnen zu reden ist so, als führte man ein Gespräch mit der Berliner Mauer.«
    »Ich möchte lieber zuerst über Sie reden. Sie mögen die Arbeit bei der Regierung? Und was genau ist Ihre Tätigkeit da? Oder ist das ein Staatsgeheimnis, das Sie nur mit Ihrem Gatten teilen?«
    »Touché!« Sie spielte mit dem Stiel ihres Glases. »Was ich mache?
    Nun, der Präsident glaubt, daß Frauen im Prozeß der Meinungsbildung eine immer bedeutendere Rolle spielen. Er glaubt, daß das auch in Europa der Fall ist. In dieser Hinsicht bin ich eine Amerikanerin der ersten Generation, Tweed. Der Präsident ist der Meinung, ich hätte bezüglich der Frauen Europas sehr viel Fingerspitzengefühl. Also berate ich ihn hinsichtlich deren Reaktion auf eine bestimmte Politik. So einfach ist das.«
    Nicht so ganz einfach, dachte Tweed bei sich. Die Akte über Helene Stilmar enthielt auch die Information, daß sie schwedischer Abstammung war. Schwedische Mutter, amerikanischer Vater. Schon wieder Skandinavien.
    »Und was haben Sie auf dieser Reise vor?« fragte er und

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