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Der Überläufer: Tweed 3

Der Überläufer: Tweed 3

Titel: Der Überläufer: Tweed 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Karlow.« Er buchstabierte den Namen. »Er hat unter ihm gearbeitet und haßt das Schwein – so seine Worte.
    Bringen Sie, wenn Sie können, heraus, was Karlow für Aufgaben hat. Schitow, Ihr Kunde, ist ein Neuer.«
    »Wem sagen Sie das?«
    »Ich rufe Sie wieder an.«
    »Könnte es gefährlich werden?«
    »Nicht, wenn Sie ihn unter Alkohol halten. Wodka. Er hat sein eigenes Fläschchen. Und außerdem wird er bald einduseln. Morgen wird er sich an nichts erinnern, was er Ihnen erzählt hat.«
    »Überlassen Sie ihn mir.«
    Als nächstes suchte Charvet im Telefonbuch die Nummer der UNESCO-Abteilung, in der Peter Conway arbeitete. Er wählte, verlangte Conway zu sprechen, bereit, sofort einzuhängen, wenn der Engländer an den Apparat käme.
    Eine Dame teilte ihm mit, Conway sei in einer Sitzung, die nicht vor sieben Uhr abends enden werde. Charvet sagte, er wolle keine Nachricht hinterlassen, und hängte auf. Damit hatte er genug Zeit, später beim UNESCO-Büro zu sein, um Conway zu folgen.
    Schitow, der Neue. Charvet kannte den Typ. Sicherlich war er intensivem Training unterzogen worden, bevor er Rußland verließ. In einem der Speziallager, die die Sowjets unterhielten, hatte man ihm nicht nur Französisch, sondern wahrscheinlich auch Deutsch beigebracht. Und, vor allem, hatte man ihm gezeigt, wie man sich kleidet, und ihn über Sitten und Gewohnheiten der Schweizer aufgeklärt.
    Er war sicher vertraut mit dem Stadtbild Genfs – nicht nur von Landkarten, sondern auch von Modellen in großem Maßstab.
    Man hatte ihn in die zahllosen Tricks eingeführt, auf denen sein neues Gewerbe beruhte. Und – man hatte ihn vor den Versuchungen des dekadenten Westens gewarnt.
    Doch gerade das war, wie Charvet nur zu gut wußte, das einzige, vor dem noch soviel Training nicht hundertprozentig zu schützen vermochte. Vor dieser Schockwirkung des in allen Formen erhältlichen westlichen Luxus, mit dem man sich über Nacht konfrontiert sieht, nachdem man sein nüchternes Heimatland verlassen hat.
    Die Frauen! Die jungen Mädchen in den engen schwarzen Hosen, die ihre schönen Beine zur Geltung brachten. Gerade deshalb war Schitow über Bord gegangen – wahrscheinlich innerhalb weniger Tage nach seiner Ankunft. Er stieg einer Frau nach, deren Adresse ihm sein Vorgänger, der sich ebenfalls der reichen Möglichkeiten bedient hatte, hilfreich hinterlassen hatte.
    Das lief nicht immer so. Viele Russen hatten Angst davor, es zu riskieren. In einigen Wochen würde Schitow möglicherweise vorsichtiger werden. Am Telefon hatte Charvet an Schitows Französisch Spuren eines russischen Akzents feststellen können, wohingegen im Café sein Französisch fließender, akzentfreier geklungen hatte. Im Augenblick jedoch waren Schitows männliche Instinkte stärker als alles andere. Sie machten ihn äußerst verwundbar.
    Charvets eigene Reaktion jedoch, die Art, wie
er
dieser Situation begegnete, war fast einmalig zu nennen. Daß Schitow der Name Procane entschlüpft war, ließ ihn zu dem Entschluß kommen, ganz gegen alle normalen Regeln zu handeln. Tweed hatte den Namen Procane bei seinem Genfer Besuch mehrmals erwähnt.
    Sollte Passy etwas herausbekommen, würde er Tweed unverzüglich informieren müssen.
    Am folgenden Tag arrangierte Tweed ein Treffen mit Alain Charvet. Charvet hatte – typisch für ihn – vom Cointrin-Flughafen angerufen; zu einem Zeitpunkt, der ihm ermöglichte, eine vierzig Minuten später startende Maschine der Swissair nach London zu benutzen. Tweed hatte nach Anhören von Charvets verschlüsselter Nachricht der Reise zugestimmt. Treffpunkt sollte das Penta-Hotel in Heathrow sein.
    Tweed wartete in Heathrow bei der Ausgangsbarriere, bis er Charvet auftauchen sah. Es entging ihm nicht, daß der Schweizer einen großen Koffer bei sich hatte, als habe er einen längeren Aufenthalt vor. Tweed wanderte langsam zum großen Bücherstand von W. H. Smith und blieb vor den Paperback-Regalen stehen.
    Er wählte eine Stelle am einen Ende in sicherer Entfernung von den anderen Kunden. In der Hand hielt er einen Kugelschreiber verborgen. Er ließ den Blick über etliche Titel streifen, während Charvet herbeischlenderte, hinter ihm stehenblieb und ausdruckslos die endlosen Buchreihen anstarrte.
    Tweed nahm irgendein Paperback mit einem fast nackten Mädchen auf dem Titelbild zur Hand. Er schlug es auf und schrieb in seiner säuberlichen Handschrift die Zahl 134 auf die letzte Seite.
    Dann stellte er das Buch in das Regal zurück und

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