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Der Überläufer: Tweed 3

Der Überläufer: Tweed 3

Titel: Der Überläufer: Tweed 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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ging davon.
    Charvet nahm zwei Bücher heraus, besah sie, stellte sie zurück und wählte dann das, das Tweed sich angesehen hatte. Als er ging, um es zu bezahlen, war Tweed verschwunden. Charvet durchquerte die Halle und benützte den Ausgang, vor dem die Taxis warteten.
    »Penta-Hotel«, wies er den Fahrer an, nachdem er eingestiegen war.
    Als das Taxi losfuhr, schlug er das Buch auf und tat so, als lese er darin. Beim Penta-Hotel entlohnte er den Fahrer, ging hinein, warf einen Blick zum Empfangspult, sah, daß dort alles beschäftigt war, und trat in einen wartenden Aufzug. Als er leise an die Tür von 134 klopfte, öffnete Tweed und schloß die Tür sogleich wieder, als er eingetreten war.
    »Schön, daß Sie kommen, Charvet. Was ist in Genf passiert?«
    »Ein Neuer, Lew Schitow, ist angekommen«, berichtete der Schweizer. »Er war so betrunken, daß er gleich am Telefon seinen Namen nannte. Wir trafen uns in einem Café, und er gab mir einen Auftrag – der hier nicht von Bedeutung ist. Die Hauptsache dabei: er erwähnte Procane.«
    »Könnte es eine Falle gewesen sein?«
    »Nein. Ich erkenne genau, wenn ein Mann stockbesoffen ist. Wer weiß, daß ich für Sie in dieser Sache arbeite?«
    »Nur ich«, gab Tweed zu. »Kommt von der nervösen Anspannung, in die ich langsam gerate, daß ich Sie gefragt habe. Kommen Sie, setzen Sie sich und erzählen Sie mir, was los ist.«
    »Wie ich schon sagte, ein Neuer, eben erst in Genf angekommen.
    Verrückt nach einem Mädchen. Der Mann, den er abgelöst hat, gab ihm einen Namen und die Adresse – zum Glück kenne ich das Mädchen. Aus meiner Zeit bei der Polizei kenne ich immer noch die meisten von ihnen. Dieses Mädchen, nennen wir sie Celeste, brachte ihn in ihrer Wohnung tatsächlich zum Reden. Er hat vorher für Andrei Karlow gearbeitet, einen Obersten beim GRU in Tallinn in Estland. Haben Sie je von ihm gehört?«
    »Ich werde nachsehen lassen, wenn ich zurück bin. Fahren Sie fort.«
    »Ich wollte nicht übers Telefon reden – wir können nie sicher sein, ob Washington mit seinen Satelliten nicht schon so weit ist, daß sie Telefonnetze anzapfen. Aber Celeste hat aus Schitow herausbekommen, daß Karlow damit betraut ist, Adam Procane sicher nach Moskau hinüberzubringen.«
    »Operiert dieser Karlow immer noch von Tallinn aus?«
    »Laut Schitow ja. Er schnappte etwas auf, als er vor seiner Abreise in Moskau letzte Instruktionen erhielt. Manchmal überschätzen wir die sowjetische Spionageabwehr.«
    »Bitte, weiter.«
    »Karlow hat ein bißchen viel auf seinem Teller. Ein General Lysenko hat ihm die Leitung der Operation Procane übertragen – das hört sich an, als erwarteten sie, daß Procane via Skandinavien hinüberwechselt. Und so unglaublich es klingen mag – Karlow leitet auch die Nachforschungen bezüglich der Ermordung mehrerer GRU-Offiziere in Tallinn.«
    »Darüber steht heute etwas in der Morgenausgabe der Pariser Tagseszeitung ›Le Monde‹. Die angebliche Ermordung von GRUOffizieren«, merkte Tweed an. »Glauben Sie, daß es stimmt?«
    »Im heutigen ›Journal de Genève‹ gibt es einen kurzen, unbestätigten Bericht zum selben Thema. In Estland gerät offenbar was ins Kochen. Ich erinnere mich, daß Anfang August Enn Tarto, ein führender estnischer Nationalist, zu einer langen Gefängnisstrafe verurteilt wurde. Mitte August flüchteten der estnische Justizminister und seine Frau nach Schweden. Dieser Oberst Karlow sitzt ziemlich in der Klemme, was sonderbar ist.«
    »Warum sonderbar?«
    »Weil er den Ruf hat, einer der glänzendsten Militäranalytiker zu sein – nach dem, was Schitow Celeste erzählt hat.«
    »Fiel ein Wort darüber, wie Karlow mit seinem Chef, diesem Lysenko, auskommt?«
    »Ah, das könnte der Grund sein! Schitow verabscheut Karlow. Er ließ fallen, daß Karlow ihn wegen Inkompetenz nach Moskau zurückschickte. Und was Lysenko betrifft, haßt Karlow ihn offenbar mehr, als Schitow Karlow haßt.«
    »Schönes Familienleben.« Tweed seufzte und wünschte, er könnte jetzt Kaffee bestellen. Aber es ging nicht an, daß jemand, wenn auch nur der Kellner, ihn mit Charvet sprechen sah. »Warum«, fuhr Tweed fort, »meinen wir immer, daß es nur vor unserer eigenen Haustür Mist gibt? Ich frage mich, warum sie diesen Schitow aus Rußland rauslassen, wenn er so unfähig ist …«
    »Wahrscheinlich kennt er die richtigen Leute, General Lysenko inbegriffen, der ihn für diesen Posten vorgeschlagen hat. Noch etwas: Karlow war offenbar der

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