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Der Überläufer: Tweed 3

Der Überläufer: Tweed 3

Titel: Der Überläufer: Tweed 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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ihr am nächsten Tag nach.«
    »Folgte
ihr?«
    »Das Wort hat zwei Bedeutungen – sich jemandem in beidseitigem Einverständnis später anschließen –«, sie machte eine Pause, »– oder jemandem folgen, um zu sehen, was er vorhat.«
    »Mein Englisch ist recht flüssig.«
    »Ich habe außerdem erfahren«, fuhr Monica fort, seine Bemerkung ignorierend, »daß Helene Stilmar mit einer direkten Maschine
heute
nach Stockholm fliegt. Ich bin mit dem Mann an der Rezeption gut zurechtgekommen. Er sagte mir, der Freund müsse sie bald anrufen, um sie noch zu erreichen.«
    »Daß sie dorthin will, hat sie mir gesagt.«
    »Frauen sagen einem Mann manchmal etwas, um ihm zugleich zu verbergen, was sie sonst noch vorhaben.«
    »Sie machte sogar den Vorschlag, wir sollten gemeinsam fliegen«, sagte Tweed beharrlich.
    »Da müssen Sie aber schnell laufen, um sie einzuholen. Ihre Maschine ist um elf Uhr funfunddreißig von Heathrow gestartet.
    Sie ist jetzt bereits in den Wolken.«
    »Wann landet die Maschine in Arlanda?«
    Tweed schloß eine Lade auf und entnahm ihr ein kleines Adressenbüchlein. Monica beugte sich über einen Ordner, den sie gerade anlegte. Auf dem Deckblatt stand »Helene Stilmar«.
    »Fünfzehn Uhr dreißig schwedischer Zeit«, sagte sie. »Vergessen Sie nicht, die Schweden sind eine Stunde vor unserer Zeit.«
    »Dann komme ich vielleicht noch rechtzeitig«, meinte Tweed, griff nach dem Telefonhörer und begann die Scheibe zu drehen.
    Die Universitätsstadt Uppsala liegt etwa sechs schwedische Meilen nördlich von Stockholm. Eine schwedische Meile entspricht sieben englischen – also ist Uppsala annähernd vierzig Meilen von der Hauptstadt entfernt.
    Uppsala hat einen Dom und eine Einrichtung mit weit düstererem Zweck: das seismologische Institut, das von Zeit zu Zeit in der Presse der Welt Schlagzeilen macht, indem es Ort und Umfang von Atomtests bekanntgibt, die irgendwo stattgefunden haben.
    Ingrid Melin wohnte in einer großen Erdgeschoßwohnung an der Peripherie. Sie war nur einssechzig groß, doch ihr überschwengliches Temperament ließ die Zweiunddreißigjährige größer erscheinen. Das dunkle Haar war vorne über der hohen Stirn kurz geschnitten und fiel hinten bis zu den Schultern hinab. Sie hatte eine gerade Nase und braune, wachsame Augen.
    Nach zwei gescheiterten Ehen witzelte sie oft: »Dritte Ehe – wehe, wehe!« Zusammen mit einer Partnerin hatte sie ein Fotokopierstudio aufgemacht, das mit den Jahren expandierte und jetzt schöne Gewinne abwarf. Das war beachtlich, wenn man bedachte, daß sie mit einem gebrauchten Kopiergerät angefangen hatten.
    Triefend rannte sie aus dem Bad zum Telefon im Wohnzimmer und hob nach dem sechsten Läutsignal den Hörer ab.
    »Ingrid Melin.«
    »Hier Tweed. Ich spreche aus London. Wie geht’s?«
    »Großartig! Endlich höre ich wieder von Ihnen. Haben Sie Arbeit für mich?«
    »Sehr dringende Arbeit! Eine Maschine aus London – nonstop – landet in Arlanda um fünfzehn Uhr dreißig. An Bord ist eine Amerikanerin …« Tweed gab eine genaue Beschreibung von Helene Stilmar. Ingrid sagte sofort zu.
    »Ich werde sie erkennen.«
    »Können Sie rechtzeitig in Arlanda sein und ihr folgen?«
    »Natürlich! Ich nehme von Uppsala ein Taxi direkt zum Flugplatz.
    Genug Zeit. Kein Problem!«
    »Verwenden Sie einstweilen das Geld, das ich in Ihrer Bank deponiert habe.«
    »Ich habe keine einzige Krone davon abgehoben.«
    »Ich wußte, es würde so sein. Ich werde Ihnen wahrscheinlich mehr schicken. Die Frau heißt Helene Stilmar.« Er buchstabierte.
    »Ich muß wissen, wohin sie geht, mit wem sie sich trifft. Besonders wichtig, Ingrid: wenn sie eine Fahrkarte nach Finnland kauft, Flugzeug oder Schiff, dann rufen Sie mich sofort an. Wenn ich nicht da bin, sagen Sie es Monica.«
    »Mach ich. Tweed! Sie kommen doch nach Stockholm! Sehen wir uns? Ja?«
    »Ich weiß es nicht. Ich komme, wenn ich kann.«
    »Bitte, kommen Sie! Wenn Sie können. Aber jetzt muß ich weg – Ihre Versicherung braucht mich. Ich muß mich anziehen und ein Taxi rufen.«
    »Ingrid, geben Sie acht auf sich!«
    »Werde ich. Auf Wiedersehen!«
    Tweed legte auf und starrte in die Ferne. Er hatte sich in einfachen Sätzen ausgedrückt. Ingrid hatte selten Gelegenheit, mit jemandem Englisch zu sprechen.
    Tweed hatte über Westeuropa ein Nachrichtennetz ausgeworfen – lauter Mädchen, über die er verfügen konnte. »Frauen sind loyaler als Männer, wenn sie Vertrauen zu einem haben«, hatte er einmal

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