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Der Überläufer: Tweed 3

Der Überläufer: Tweed 3

Titel: Der Überläufer: Tweed 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Gäßchen begegnen mochte.
    Alle seine Bewegungen erfolgten langsam und kalkuliert. Die Finger seiner schwammigen linken Hand legten sich um das Glas, hoben es bedächtig an die wulstigen Lippen. Nachdem er getrunken hatte, stellten sie das Glas sorgfältig an die Stelle zurück, von wo sie es genommen hatten.
    Seine trüben Augen fingen wieder Newmans Blick ein, blieben einige Sekunden daran haften und richteten dann ihre Aufmerksamkeit auf ein attraktives Mädchen, das mit vier Männern am Nebentisch saß. Sie fing seinen Blick auf, erwiderte ihn und wandte sich dann ab. Er mißfiel ihr.
    »Wo ist Ihr Mann?« fragte Newman beiläufig und hob sein Glas.
    »Mein
Mann?« fragte Mauno in erstauntem Ton.
    »Also, kommen Sie! Das ist Ihre Stadt! Sie haben einen Mann hier irgendwo, der Poluschkin beobachtet.«
    »Eigentlich ist es eine Frau.«
    »Sie soll sich in acht nehmen, wenn sie einem solchen Typ folgen muß.«
    »Sie kann auf sich aufpassen – sie ist Judo-Expertin.«
    »Trotzdem sage ich, es wäre besser, wenn sie sehr gut ist. Ich habe gelernt, einen schweren Jungen sofort zu erkennen. Ihr Freund Poluschkin ist kein Kätzchen.«
    »Aber wir sind hier in Helsinki. Verglichen mit anderen Ländern, gibt es hier wenig Gewalttätigkeit. Unser Präsident spaziert ohne Bewacher durch die Straßen. Man schießt in Finnland niemanden über den Haufen. Die Russen kennen die Spielregeln. Und sie halten sich daran.«
    »Außenseiter gibt es überall«, erwiderte Newman und schaute wieder zu Poluschkin hin.
    »Außenseiter?«
    »Den Einzelgänger, der Amok läuft.«
    »Spielen Sie da auf sich selbst an?« fragte Mauno heiter.
    »Ich spiele auf das Stück Dreck an, das uns soeben verläßt.«
    Poluschkin hatte sich vom Tisch erhoben und schlüpfte in seinen Kamelhaarmantel. Beide Hände in die Taschen schiebend, schlängelte er sich zwischen den Tischen hindurch zum Ausgang. Ein blondes Mädchen, das allein an einem Tisch gesessen hatte, stand auf, zog eine Windbluse an und verließ ebenfalls die Bar.
    »Ihr Mädchen?« wollte Newman wissen.
    »Sie sind sehr aufmerksam.«
    »In mehr als nur einer Hinsicht, Mauno.«
    »Und wie darf ich das verstehen, mein Freund?«
    »Die kleine Komödie ist nun zu Ende, nicht wahr? Sie brachten mich in diese Bar, nachdem Sie mit Poluschkin vereinbart hatten, er solle hier warten. Jetzt hat er mich genau in Augenschein genommen und kann Karlow berichten.«
    »Was ihr Auslandskorrespondenten doch für eine rege Phantasie habt!«
    »War das nötig?« fragte Newman mit einiger Schärfe. »Ich hätte es sehr geschätzt, wenn Sie mich vorher gewarnt hätten.«
    »Hätte ich es getan, Bob, wäre es Ihnen schwergefallen, sich natürlich zu benehmen. Karlow hat noch nicht zugestimmt, daß man Ihnen erlaubt, Tallinn zu besuchen.«
    »Also belauert jeder jeden.«
    »Das ist Finnland. Wir können nur hoffen, daß Poluschkins Bericht an seinen Chef positiv ausfällt.«
    Draußen in der Dunkelheit schlenderte Poluschkin südwärts in das stark verbaute Gebiet an der Spitze der Halbinsel. Er hätte am nahen Standplatz ein Taxi nehmen können, doch er zog es vor, zu Fuß zu gehen, um sich zu versichern, daß ihm niemand folgte.
    Eine halbe Stunde später kam er bei einem großen alten Gebäude an, das von Mauern umgeben war, deren Krone zusätzlich mit einem Gitter versehen war. Tehtaankatu Nr. 1. Die Sowjetische Botschaft. Wie die Amerikaner, deren Botschaft im selben Viertel liegt, jedoch in einem viel moderneren Gebäude untergebracht ist, haben auch die Russen sehr viel Personal.
    Sobald er in dem ihm zugewiesenen Büroraum war, zog Poluschkin seinen Mantel aus und forderte die Telefonvermittlung auf, ihn mit Tallinn zu verbinden. Er benützte ein abhörsicheres Telefon, um mit Karlow zu sprechen.
    »Ich habe diesen Robert Newman gesehen«, berichtete er. »Ich habe ihn mir genau ansehen können – Sarin hat das arrangiert.
    Mir gefällt dieser Engländer nicht.«
    »Allmächtiger!« explodierte Karlow. »Ich habe Sie nicht hingeschickt, damit Sie mir Ihre Meinung sagen. Sie sollten diesen Mann als Robert Newman identifizieren. Ist er es?«
    »Nach den Fotos, die man mir gezeigt hat, und einigen Filmausschnitten, die ich gesehen habe, würde ich sagen, er ist Robert Newman. Ja.«
    »Sind Sie sicher? Bevor Sie antworten, vergessen Sie nicht, daß Sie ihn nicht persönlich kennengelernt haben«, sagte Karlow eisig. »Wenn Sie sich allein auf Fotos und Filme stützen, sind Sie sicher, daß der Mann, den

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