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Der Überläufer: Tweed 3

Der Überläufer: Tweed 3

Titel: Der Überläufer: Tweed 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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zum Flughafen Arlanda zu fahren, aufgegeben hatte. Die Zündung betätigend, beugte sie sich über das Steuer und konzentrierte ihre Aufmerksamkeit auf zwei Dinge: keinen Unfall zu bauen und dem Taxi auf den Fersen zu bleiben, das gerade vom
Grand Hotel
wegfuhr.
    Es war noch Tag, 18.30 Uhr und wenig Verkehr. Zwischen den am Ufer vor dem Hotel vertäuten Passagierbooten hindurch konnte man auf der anderen Seite des Wassers Teile des Königlichen Palastes und des Parlaments sehen, zweier Gebäude, die Stockholm sein ansehnliches Gepräge geben.
    Wieder begann sie zu fürchten, sie könnte Helene Stilmars Taxi aus den Augen verlieren. Doch nichts von dieser Angst zeigte sich in ihrem ruhigen Gesicht, während sie kühl und beherrscht den Wagen durch die Altstadt manövrierte. Helene schien eines der vornehmeren Viertel anzusteuern, nicht weit vom Zentrum entfernt, mit alten, teuren Wohnungen.
    Daß ihre Annahme richtig war, wußte Ingrid, als das Taxi in den Karlavägen einschwenkte, wo so gut wie kein Verkehr war. Sie fuhr langsamer, um den Abstand zwischen sich und Helene Stilmar zu vergrößern, und hielt an, als das Taxi an den Bordstein fuhr.
    Helene Stilmar kam offenbar gar nicht in den Sinn, daß sie verfolgt werden könnte. Sie stieg aus, entlohnte den Fahrer, ging die Stufen zum Eingang eines Mietshauses hoch und verschwand im Hausinneren. Ingrid hatte inzwischen ihren Volvo verlassen und war mit schnellen Schritten nahe genug herangekommen, um zu erkennen, daß Helene einen Schlüssel benützte und nicht über die Gegensprechanlage Einlaß forderte.
    Der Schlüssel! Als sie in der Halle der sechsten Etage gesessen hatte, war bald nach dem Zimmerkellner ein Boy gekommen und hatte Helene einen Briefumschlag überbracht. Hatte dieser den Schlüssel, die Adresse und eine Nachricht enthalten? Möglich.
    Karlavägen 72 C. Die Nummer des Hauses, das die Amerikanerin betreten hatte. Ingrid kam ein Gedanke. Sie eilte über die leere Straße. Sie blickte am Gebäude hoch – gerade rechtzeitig genug, um zu sehen, wie hinter zwei Fenstern in der dritten Etage das Licht anging. Auf den schweren Netzvorhängen zeichnete sich Helene Stilmars Silhouette ab, die sich an einem der Fenster vorbeibewegte.
    Ingrid war schon einmal in einer dieser Wohnungen gewesen und wußte, sie waren groß und nahmen eine Etage zur Gänze ein. Sie ging wieder über die Straße, um zu sehen, wer die Wohnung in der dritten Etage bewohnte. »B. Warren« stand auf dem Namensschild.
    Der Name sagte ihr nichts. Sie schob die Hände in die Manteltaschen und ging langsam zu ihrem Volvo zurück. Zwei Probleme mußten rasch gelöst werden. Helene war umgezogen – in Abendkleidung – aus dem Hotel gegangen. Das bedeutete für Ingrid nur eines: sie erwartete den Besuch eines Mannes. Es konnte wichtig sein, zu erfahren, wer dieser Mann war.
    Er konnte natürlich bereits in der Wohnung sein. Herr B. Warren.
    Aber Ingrid glaubte das nicht. Die schweren Vorhänge wären dann nicht zugezogen gewesen. Und wenn er auf sie wartete, warum hatte er ihr dann einen Schlüssel gegeben? Er hätte sie einlassen können, sobald sie sich über die Sprechanlage meldete.
    Oder er hätte ihr den Nummerncode geben können, mit dem man die Haustür öffnen konnte. Über der Gegensprechanlage war die Tastatur mit den Ziffern 0 bis 9 zu sehen gewesen.
    Zweites Problem war der Volvo. In diesem Stadtteil gab es Parkbeschränkungen. Wenn ein Polizist vorbeikam, war sie in Schwierigkeiten. Sie öffnete die Kühlerhaube, als ob mit dem Motor etwas nicht in Ordnung wäre.
    Sie stand neben der offenen Kühlerhaube und nahm den kleinen, sehr handlichen Fotoapparat heraus, mit dem Tweed sie einmal für einen früheren Auftrag ausgerüstet hatte. Sie schob den Verschluß zur Seite. In diesem Augenblick fuhr ein Taxi vorbei, verringerte seine Geschwindigkeit und hielt an. Genau vor Nummer 72C.
    Ein Mann stieg aus und bezahlte. Seine Aufmerksamkeit war ganz auf diese Tätigkeit gerichtet. Sie hob die Kamera und machte drei Aufnahmen in rascher Aufeinanderfolge. Sie wartete, bis er ins Haus gegangen war, und eilte dann wieder über die Straße, um zu den Fenstern in der dritten Etage hinaufzuschauen.
    Helene hatte sich, wie Ingrid annahm, gerade vom Fenster abgewendet, nachdem sie hinausgeschaut hatte, als das Taxi stehenblieb. Ein Mann erschien, schlang die Arme um sie, und sie standen in leidenschaftlicher Umarmung da. Dann, eben als Ingrid sich anschickte, wieder über die Straße

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