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Der Überraschungsmann

Titel: Der Überraschungsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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(…). Der Bua ist ja auch schon groß.«
    Nein. Das konnte doch nicht … Oder doch?
    War Volker etwa die ganze Zeit … zweigleisig gefahren?
    Dreigleisig!! Seit Lisa war er dreigleisig gefahren!
    Moment: Wiebke, Gerlinde, ich, Lisa. Mit jeder hatte er mindestens ein Kind. Dagegen war Jörg Kachelmann ja ein blutiger Amateur!
    Ich wollte lachen, doch meiner Kehle entrang sich nur ein hysterischer Schluchzer. Ich hatte Volker so geliebt! Und ihm vertraut. Er war mein Held gewesen, mein Lebensinhalt, mein … Und der hatte von ANFANG an mit falschen Karten gespielt? Nicht erst, seit es Lisa gab? Schon VOR Lisa? Wie oft hatten wir brav im Café Demel gesessen und auf ihn gewartet, in der Annahme, er kümmere sich um eine alte, gebrechliche Patientin? Wie oft hatte ich seinen Wagen dort stehen sehen und ihm heimlich verliebte Kusshände zugeworfen, während ich mit meinen Touristengruppen am Brunn en gestanden hatte? Ich hatte mir etwas gewünscht, als der Regenbogen zu sehen gewesen war. NEIN. Ich hatte mir NICHTS GEWÜNSCHT . Weil ich so wunschlos glücklich war.
    Millionen Härchen auf meinen Armen stellten sich auf.
    Die hübsche Rothaarige schien meine Gedanken lesen zu können. War sie etwa Gerlinde? Ihre Augen verzogen sich zu schmalen Schlitzen – lächelte sie etwa? Versöhnlich? Sie nickte wieder. Entschuldigend? Ich konnte ihr Gesicht unter dem Mundschutz nicht erkennen. Mein Herz dehnte sich fragend, schwoll auf die Größe eines riesigen Luftballons an. Gleich würde es platzen, zerbersten, für immer.
    Dann war dieser Junge also … Volkers Sohn! Volker hatte NOCH ein Kuckuckskind.
    Mir fuhr der Schreck in die Glieder. Nein. Das hatte er nicht getan. Er war doch nicht die ganze Zeit hinter meinem Rücken …
    Aber mit Lisa hatte er es auch getan. Fanny war seine Toch ter. Ein Kuckuckskind, das er mir, ohne mit der Wimper zu zu cken, untergejubelt hatte. Während er sich mit Lisa in London oder mit der Rothaarigen amüsiert hatte. Er war dazu fähig. Er hatte zwei Gesichter. Oder drei. Oder … Hatte ich meinen Mann JE GEKANNT ?
    »Tja, Barbara, dumm gelaufen, was?«
    Ich fuhr herum und sah direkt in Wiebkes kalte Augen. Ich konnte nicht anders. Hysterisch schluchzend zerrte ich an ihrem Arm. »Wiebke! Du hast das alles gewusst!«
    Fünfzehn Jahre. Sie hatte mich fünfzehn Jahre lang wie eine Maus im Käfig beobachtet. Mit der Grausamkeit einer Katze, die das Mäuslein irgendwann mit einem einzigen Tatzenhieb zur Strecke bringt. Aber eben erst irgendwann. Weil es ja so viel Spaß macht, das Mäuslein zappeln zu sehen.
    »Warum hast du mich nicht gewarnt?« Jetzt schrie ich sie an und zerrte so an ihrem Kittel, dass ich ihn ihr fast vom Leib gerissen hätte.
    »Du solltest das Gleiche durchmachen wie ich!« Ihre Augen waren nur noch zwei schwarze Schlitze.
    »Wie … Wie meinst du das?«, schluchzte ich.
    »Gerlinde war Nathans und Emils Kindergärtnerin. Ich habe sie wirklich gemocht. Irgendwann hatte sie Liebeskum mer – ihr Kerl hatte sie verlassen. Sie stand quasi auf der Straße, hahaha. Daraufhin haben wir ihr die Wohnung über der Apotheke vermietet. Ich habe Volker so gedrängt, dem armem Mädchen beizustehen. Den Rest kannst du dir ja denken.«
    »Nein! Sag jetzt nicht …« Ich verstummte. Meine Gehirnzellen arbeiteten fieberhaft.
    » SIE war der Scheidungsgrund. Nicht du! – Bilde dir bloß nicht ein, dass DU meine Ehe zerstört hast.«
    Das klang ziemlich triumphierend. Sie spuckte es mir förmlich ins Gesicht.
    »Gerlinde war nicht so dumm wie du. Sie hat Volker nicht geheiratet. Er durfte sie und den Jungen nur jede Woche besuchen und ihr die Alimente vorbeibringen. Dreihundertsechsundachtzig Euro und fünfundneunzig Cent. Die Summe dürfte dir ja bekannt vorkommen.« Sie lachte auf. »Es gibt sogar Handtaschen, die dasselbe kosten.«
    Ich fasste es nicht. Ich stand nur da und starrte sie mit offenem Mund an. Als ich glaubte, an meinem Mundschutz zu ersticken, riss ich ihn mir einfach aus dem Gesicht.
    »Aber dann hast du mich sehenden Auges ins Unglück rennen lassen?«
    »Jetzt tu bloß nicht so, als wäre ich verantwortlich für dein Schlamassel?! Du warst ja so blind vor Liebe, und das habe ich mir wirklich jahrelang mit großer Freude angesehen!« Sie rieb sich zufrieden die Hände.
    »Der arme Junge!«, rief Leonore erneut. »Wie soll er das denn schaffen? Und ich bin auch nicht mehr die Jüngste! Ich bin doch die Einzige, die immer zu ihm hält!«
    »Jedenfalls werde ich für das

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