Der Überraschungsmann
Kindern bleiben?«
»Lisa?! Jedenfalls NICHT deine Mutter!« Ups. Das war mir jetzt wirklich nur so rausgerutscht.
»Dass dir meine Mutter jetzt nicht mehr gut genug ist, finde ich nicht nett.«
»Nein, Quatsch, vergiss es. Ich will es ihr einfach nicht mehr zumuten.«
»Aber der schwangeren Lisa.«
»Wie meinst du das?«
»Das Mädchen ist instabil. Ich möchte ihr nicht meine Kinder anvertrauen.«
»Ich dachte, sie wäre darüber hinweg? Es war ein dummer Aussetzer, vorbei und vergessen?«
»Danke für dieses spannende Thema. Ich hatte mir Sex mit meiner Frau gewünscht.«
»Aber den hattest du doch …«
»Nicht genug.«
»Also, Lisa würde bestimmt gern bei den Kindern bleiben. Ich habe so das Gefühl, sie würde sich gern mal bei mir revanchieren! Und außerdem lenkt sie das ab …«
»Lisa, Lisa, Lisa!«, sagte Volker barsch. »Gibt es denn kein anderes Thema mehr?!«
Ich stützte mich auf den Arm. »Eigentlich doch gar kein so schlechter Gedanke, oder? Nur wir zwei beide … Ein ganzes Wochenende in Athen … In einem Luxusbett, mit Blick auf die Akropolis …« Ich knabberte an seiner Wange herum und zupfte spielerisch an seiner Augenbraue.
»Herz, ich möchte nicht Wiebke recht geben müssen und sagen, du bist naiv.«
Aha. Sagte Wiebke das? Blöde Trockenpflaume!
Volker umschloss meine beiden Handgelenke und sah mir direkt ins Gesicht: »Ich bin da nicht zum Honeymoon. Ich bin da zum Arbeiten.«
»Klar.« Ich schüttelte über mich selbst den Kopf. »Entschuldige. Blödsinn. Ich habe ja selbst drei Führungen am Wochenende.«
»Und schon da nutzt du Lisa fürs Babysitten aus.«
»Liebster, ich nutze sie doch nicht AUS! Wir helfen uns gegenseitig, wie das gute Nachbarinnen und Freundinnen eben so tun!«
»Herz, lass es nicht so eng werden mit ihr. Mach dich nicht abhängig.«
»Ich mag sie einfach! Ich finde sie … bezaubernd! Sie ist unkompliziert, hilfsbereit, fröhlich, hübsch, talentiert …«
»Du bist ihr ja schon vollkommen verfallen!« Skeptisch zog Volker die Braue hoch, an der ich gerade noch gezupft hatte.
»Du etwa nicht?«
»Natürlich nicht!«, sagte Volker empört. »Sie ist ein nettes Mädel, aber sie gehört doch nicht zu unserer Familie!«
»Ich finde schon.« Fast trotzig setzte ich mich auf und stemmte die Hände in die Hüften. »Sie bringt doch wirklich frischen Wind in die Bude. Nichts gegen deine Mutter, wirklich nicht.«
»Aber?!« Volkers Augenbrauen zogen sich zusammen wie dunkle Wolken am Firmament. Sein ganzes Gesicht glich einer Gewitterlandschaft.
»Schon gut. Aber wenn hier jemand auf die Kinder eingeht und sich wirklich mit ihnen beschäftigt, dann Lisa.«
»So.« Um seine Mundwinkel zuckte es. Sollte das vielleicht ein Lächeln werden?
Eifrig setzte ich mich auf. »Sie passt zu uns, Volker! Sie ist eine Bereicherung! Ich wünsche mir so sehr, dass du sie auch magst!«
»Warum sollte ich sie nicht mögen?«
»Seit Lisa da ist, spielen die Kinder miteinander, und du wirst sehen, sie wird auch Nathan noch aus seinem Schneckenhaus herausholen. So eine Familie hast du dir doch immer ge wünscht!«
»Ich möchte, dass meine Mutter am Wochenende die Kinder hütet.«
»Oh bitte nicht! Die Kinder …« Ich biss mir auf die Lippen, um zu verschlucken, was mir beinahe rausgerutscht wäre: »… mögen sie überhaupt nicht!« Stattdessen ergänzte ich: »… wollen Lisa!«
»Meine Mutter hat hier die älteren Rechte.«
»Oh, Volker, das kann doch nicht wahr sein! Ich mag Lisa ehrlich gesagt ein BISSCHEN lieber als deine Mutter.«
»Ist ja gut.« Volker reichte mir mein Champagnerglas. »Wenn sie dich und die Kinder glücklich macht … Ich hab ja gar nichts gegen sie. Nur am Wochenende ist meine Mutter dran. Ich habe ihr schon Bescheid gesagt.«
»Aber Lisa …« Ich verstummte und trank einen Schluck. Der Champagner schmeckte schon leicht abgestanden.
»Sie ist unsere Nachbarin. Lass sie nicht zu nahe an uns heran.«
Ich fuhr herum. »Aber warum denn nicht?«
»Weil wir sie dann nicht wieder loswerden.«
»Du willst Lisa LOSWERDEN ?« Ich schnaubte ungläubig.
»Ich will sie jedenfalls nicht heiraten.«
Mir entfuhr ein hysterisches Lachen. »Das wäre ja noch schöner!« Ich fuhr Volker mit der Hand durch seine dichten grauen Locken und zerzauste sie. »Komm mal wieder runter, Herr Doktor.«
»Na ja.« Volker nahm meine Hand aus seinen Haaren, drückte einen Kuss darauf und hielt sie fest. »Du hast recht. Weißt du, ich arbeite Tag und
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