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Der Überraschungsmann

Titel: Der Überraschungsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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dermaßen am Arsch vorbei?«
    Endlich sah Volker mir in die Augen. In seinem Blick lag ein belustigtes Funkeln.
    »Du legst dich aber ganz schön ins Zeug für das Mädel. Ich finde es rührend, wie du dich um sie kümmerst. «
    Wahrscheinlich hatte Volker mir gar nicht richtig zugehört. Bestimmt hatte er einen harten Tag gehabt, und das war seine Art, sich von den unzähligen Leidensgeschichten seiner Patienten zu distanzieren.
    Der Sommermond strahlte durch unsere schräg stehenden Dachfenster zu uns herein. Auf dem Nachttisch standen die zwei Gläser Champagner, die wir mit hochgenommen hat ten. Was sollte ich unsere harmonische Zweisamkeit länger zerstören?
    Volker schaltete weiter um. »Wenn du sie unbedingt bemuttern willst – bitte sehr!«, sagte er. »Vergiss nur deine eigene Familie darüber nicht, und verweichliche sie nicht so.«
    »Ich finde sie tapfer und stark. Sie tut so, als wäre nichts gewesen.« Mit wilden Strichen bürstete ich mir die Haare.
    »Ist ja noch einmal gut gegangen«, antwortete er ziemlich unbeteiligt. »Das war einfach eine dumme Kurzschlusshandlung – vorbei und vergessen.«
    »Wenn du meinst …« Komisch. Er tat wirklich so, als ob ihn Lisa nicht für fünf Pfennige interessierte. Dabei war sie doch fast … die Hauptperson in meinem Leben!
    Diese Erkenntnis versetzte mir einen milden Schreck. Hatte Volker recht, wenn er immer wieder darauf hinwies, dass ich das Verhältnis nicht zu eng werden lassen sollte? Aber das ging doch gar nicht mehr! Nicht nach dem, was passiert war!
    »Komm jetzt endlich ins Bett, Herz! Ich möchte noch was von dir haben, bevor ich am Wochenende wieder auf einen unvermeidlichen Kongress muss.«
    »Aber erst machst du die Glotze aus!« Ich warf die Bürste auf den Sessel.
    »Herzerl, ich habe nur noch Augen für dich. Was hast du denn da für einen Sterntalerfetzen an? Zieh den doch gleich mal aus …«
    Ich kuschelte mich an ihn, konnte mir wieder nicht verkneifen, an ihm zu schnuppern. Er streichelte zärtlich meinen Hals, seine Finger wanderten tiefer und tiefer … Ich liebte seine Hand! Sie war so weich, so warm und so … huch … zielstrebig. Ein wollüstiger Seufzer entrang sich meiner Brust. Volker konnte mich innerhalb weniger Minuten … nun ja … glücklich machen. Wunschlos glücklich. Er dachte nie zuerst an sich. Ich konnte nicht fassen, dass es mit Wiebke einfach nicht hingehauen hatte. Ihm zufolge hatten sie jahrelang nicht miteinander geschlafen. Ich meine, Volker war doch ein Traum von einem Mann! Erfahren, rücksichtsvoll, zärtlich, geduldig, liebevoll … Wahrscheinlich hatte Wiebke ihn einfach nie geliebt. Oder sie war völlig frigide. Anders konnte ich mir das einfach nicht erklären. Mit einem Mann wie Volker, da ging doch einfach eine Rakete ab! Ein ganzes Feuerwerk wurde da abgebrannt! Ach, Wiebke, dachte ich. Wenn du wüsstest, worauf du freiwillig verzichtet hast. Wie konntest du diesen Mann nur hergeben? Wir liebten uns, das heißt, Volker gab wie immer den Rhythmus vor. Wir waren gut eingespielt, ich ließ mich ganz und gar fallen, vertraute ihm, vertraute mich ihm an. In genau der richtigen Sekunde drang er in mich ein, legte ganz sacht die Hand auf meinen Mund, weil ich schreien wollte, einfach nur schreien, vor Glück, vor Wonne, vor Lust. »Hör nicht auf, hör bitte nicht auf, hör niemals damit auf …«
    »Pssst, Herzerl, die Kinder …«
    Er legte seine Wange ganz dicht an meine, ich spürte seinen warmen Atem an meinem Hals, klammerte mich an ihn. Er rieb sich in mir, langsam, fester, härter, rhythmischer. Sein Atem ging schneller, und ich grub meine Finger in seinen knackigen Po, und dann kamen wir gemeinsam, unsere schweißnassen Körper verschmolzen miteinander. Es war der perfekte Liebesakt. Ich konnte und wollte mir nicht vorstellen, dass er jemals so mit einer anderen Frau … Aber das war ja krank. Wie konnte ich nur unmittelbar vor und nach dem ehelichen Liebesakt an Wiebke denken? Erst stritt ich mit ihm über Lisa, dann dachte ich an Wiebke … Da geisterten ja gleich zwei Frauen in unserem Schlafzimmer herum!
    Wie um diesen bescheuerten Gedanken zu verscheuchen, begann ich ein neues Thema: »Was ist das denn für ein Kongress?«
    »Ist das jetzt wichtig?«
    »Na ja, ich meine, wo fährst du überhaupt hin?«
    »Nach Athen. Ich fliege nach Athen.«
    »Oh!« Ich richtete mich auf. »Da wollte ich immer schon mal hin! Akropolis und so!«
    Er schloss ergeben die Augen. »Herz! Und wer soll dann bei den

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