Der Überraschungsmann
gut!«
»Ja, ich habe viel auf dem Balkon gelegen. Schau mal, Maniküre, Pediküre … Habe ich mir alles machen lassen.«
»Super. Steht dir toll.«
»Es gab vier Bälle an Bord, und Sven hat nur mit mir getanzt. Er hat mir in Stockholm und Kopenhagen ganz süße Umstandskleider gekauft …«
»Hatte Sven denn genug Zeit für dich?«
»Ja, die hat er sich einfach genommen! Eine Woche lang hat er mich auf Händen getragen. Wir sind durch die Städte gebummelt, und er ist in St. Petersburg mit mir in die Eremitage gegangen. Wir hatten sogar eine private Führung. Sieh doch nur, was er mir geschenkt hat!« Sie entblößte ihr schmales Hand gelenk, an dem ein filigranes Armband glitzerte.
»Wunderschön!«, sagte ich beeindruckt. »Ich freue mich wirk lich, dass bei euch alles in Ordnung ist. Und? Freut er sich auf eure Tochter?«
»Und WIE !«
»Habt ihr schon einen Namen?«
»Sven ist für Kirsten, aber das steht nicht zur Debatte.« Sie kicherte. »Ich meinte, da könnten wir sie gleich Wiebke nennen.«
»Dann kündige ich dir die Freundschaft«, drohte ich ihr im Scherz. »Dann ist also alles bestens?«
Ich stand vor unserer Einfahrt und betätigte die Fernbedienung. Das grüne Einfahrtstor schob sich lautlos auf.
»Ja, echt. Alles super«, sagte sie hastig. »Und wie war es bei euch?«
»Na ja, wir hatten ein paar … Differenzen. Volker war ein paar Tage wandern mit seinem Freund Felix.«
»Es gab Streit? Aber doch nicht meinetwegen?«
Ich zog den Autoschlüssel ab und drehte ihn in den Händen. »Versteh das jetzt bitte nicht falsch, aber Volker und ich hatten ein paar Diskussionen deinetwegen und wegen Leonore, die hier die älteren Rechte hat …«
In dem Moment kamen die Kinder aus der Haustür geschossen. »Wir haben dich vermisst, Lisa, es war so langweilig ohne dich!«
»Echt?«
»Gib her, das trage ich!«
»Nein, ich!«
Die Kinder schleppten ihr Gepäck, als auch Emil hinzukam und mit Hand anlegte.
»Hallo, schöne Frau!«, begrüßte er sie fröhlich.
»Was ist das denn?« Lisa strich ihm liebevoll übers Gesicht. »Wird das mal ’n Bart, wenn’s fertig ist?«
Die beiden umarmten sich wie Geschwister. Er wirbelte sie so heftig herum, dass ich mir Sorgen um das Baby machte. Pauline konnte sich gerade noch hinter den Koffern in Sicherheit bringen.
Nathan stand mit verschränkten Armen in der Haustür und rührte sich nicht. Er war auch gerade erst von einem mehrtägigen Bridgeturnier zurückgekommen.
»Willst du nicht Hallo sagen?«, fragte ich, als ich an ihm vorbei ins Haus ging.
»Hi«, sagte Nathan. Er hatte etwas Merkwürdiges im Blick, als er sie anschaute.
Ich schüttelte den Kopf und ging mir die Hände waschen.
9
Warum isst Lisa nicht mit uns zu Abend?« Volker schaute sich suchend am Tisch um, als ob eines der Kinder fehlen würde.
»Sie ist drüben«, sagte ich schnell. »Willst du noch etwas Sauce?«
»Sie kann doch rüberkommen.« Volker redete geradeso, als hätten wir nie über Lisa diskutiert.
»Ich hol sie!« Schon war Charlotte aufgesprungen und rannte durch die offen stehende Schiebetür in den Garten.
Ich kniff die Augen zusammen und sah Volker skeptisch an: »Bist du sicher?«
»Herzerl! Dass du immer gleich so überreagierst. Natür lich ist Lisa bei uns am Familientisch willkommen. Nicht wahr, Kinder?«
»Au ja!«, freute sich Pauline und klatschte in die Hände. »Sie wollte mir nämlich was aus dem Pipi-Langstrumpf-Museum mitbringen!«
»Ich find’s auch blöd, wenn die jetzt allein da drüben sitzt!« Emil war schon aufgesprungen und holte noch einen Stuhl und ein Gedeck.
»Muss die wirklich immer hier rumhängen?« Nathan stand auf und legte seine Serviette auf den halb leer gegessenen Teller. »Ich geh in mein Zimmer.«
»Ich fass es nicht!«, sagte ich. »Was hat er denn gegen Lisa?«
»Vielleicht das Gleiche wie ich bisher?« Volker rieb sich lächelnd das Kinn. »Aber wie du siehst, habe ich eure Freund schaft endlich akzeptiert, und er wird sich auch noch an unseren Dauergast gewöhnen.«
In dem Moment kam Lisa, von Charlotte regelrecht am Ärmel herbeigeschleift, durch die Terrassentür. Sie trug ein weißes gerade geschnittenes Leinenkleid, das ihre gebräunte Haut wie Bronze schimmern ließ. Die blonde Mähne hatte sie lässig hochgesteckt. Die sich in ihrem Nacken ringelnden Strähnen sahen aus wie kleine glänzende Schlangen. Sie sah hinreißend aus. Die schönste Schwangere, die ich je gesehen hatte.
»Stör ich auch
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