Der Überraschungsmann
einen!«
Die Leute nickten und schauten betreten und fasziniert zugleich drein.
Ich dachte eine Sekunde lang an Volker. Na ja, ich dachte ja ständig an ihn. ER würde NIE einen Herzinfarkt kriegen, so gesund wie er lebte. Außerdem fuhr er weder Porsche, noch vernaschte er Frauen.
»Und dann schreit es hier aus allen Fenstern der Residenz, vom Dach dort und vom Kapitelplatz da hinten JEEEEE-DER-MANNNNNN !!!«
Da hatte ich sie wieder. Meine Leute. Sie starrten mich an, und keiner schaute gelangweilt auf die Uhr oder fragte mich, wo hier die öffentlichen Toiletten sind. Ich war wieder in meinem Element. Und mein Familienleben würde ich auch bald wieder im Griff haben.
»Ich habe dich gesehen. Du hast ja eine richtige Show abgezogen!«
Aus heiterem Himmel stand Volker vor dem Café Tomaselli und breitete die Arme aus, in die ich mich überrascht und erschöpft fallen ließ. Es waren einige Tage vergangen.
»Hallo, mein Liebster! Was machst du denn hier? Ich dachte, ihr wolltet noch länger bleiben?«
»Ein dringender Hausbesuch. Ich bin heute früh wiedergekommen.« Volker zeigte auf eine Hausfassade, die in der Nachmittagssonne leuchtete.
»Ja, richtig!« Ich strich mir eine Strähne aus der Stirn und blinzelte gegen die Sonne. »Da habe ich deinen Wagen schon mal stehen sehen.«
Volker zog kurz die Stirn in Falten. »Wann denn das?«
»Och, irgendwann mal samstags. Ich habe gerade den Residenzbrunnen erklärt, und es gab den schönsten Regenbogen. Und als ich den Leuten sagte, sie dürften sich was wünschen, hab ich deinen Fünfer- BMW da stehen sehen.«
»Kann sein«, sagte Volker beiläufig. »Ich hab da eine Patientin wohnen. Die ist schon ganz alt, und das Haus hat keinen Aufzug.«
»Genau das habe ich mir gedacht.« Ich lächelte meinen Volker liebevoll an. »Aber erzähl – wie war deine Wandertour?«
Volker nahm meinen Arm. »Gut. Prima. Der Felix ist ein Teufelskerl. Scheut sich vor nix.« Er lachte in Erinnerung an die gemeinsamen Erlebnisse. »Und wie ist es bei dir? Hast du Zeit, kurz mit mir im Tomaselli einen Kaffee zu trinken?«
»Gern! Oh Liebster, wie ich mich freue, dich hier zu treffen! Komm, wir müssen reden …« Und schon zog ich meinen Volker auf die Terrasse. »Es tut mir wahnsinnig leid, dass ich dich mit Lisa so überrumpelt habe«, sprudelte es gleich aus mir heraus. »Ich war so unsensibel und gedankenlos …«
»Aber Herzerl, nun steiger dich da mal nicht so rein.«
»Doch, ich habe nachgedacht und kann jetzt sehr gut verstehen, warum du so gegen unsere neue Nachbarin bist.« Ich grinste und stieß mit meinem Wasserglas an seines: »Samma wieda guat?!«
Das war einer von Volkers Lieblingssprüchen, und ich liebte ihn dafür, dass er nie lange beleidigt war.
»Herzerl! Natürlich samma guat!« Volker flüsterte der Kellnerin etwas ins Ohr, und eine Sekunde später standen zwei Gläser Champagner vor uns. »Du bist die wunderbarste Frau der Welt. Und wenn die kleine Lisa dich mag, kann ich das gut verstehen. Haben wir das Thema jetzt besprochen?!« Volker zauberte ein schwarzes Kästchen vom Juwelier Ranft hervor und legte mir eine filigrane Kette mit kleinen roten Rubinen um den Hals. »Für die einzige Frau, die ich jemals geliebt habe und lieben werde.«
»Huch! Volker!« Ich griff mir an den Hals. »Das wäre doch nicht nöööö …« Vielleicht war meine Stimme eine Spur zu hoch und zu schrill.
»Pssst! Ich wollte nur sagen: Auch wenn Lisa bei uns ein und aus geht: Vergiss bitte meine Mutter nicht.«
»Volker, das wird nicht mehr vorkommen.« Schuldbewusst schaute ich in mein Glas. »Das war sehr egoistisch von mir. Und den Kindern tut es auch leid.« Das stimmte zwar kein bisschen, aber ich wollte die innige Versöhnung nicht trüben.
»Meine Mutter fühlte sich schon richtig zurückgesetzt«, sagte Volker erleichtert. »Ich bin froh, dass du zur Vernunft gekommen bist.«
»Und wie soll das weitergehen?« Ich spürte diese Steilfalte zwischen den Augen, die mich aussehen ließ wie eine strenge Lehrerin. »Ich meine, Lisa WOHNT da nun mal.«
»Vielleicht nicht mehr lange«, erwiderte Volker.
»Was willst du damit sagen? Wieso sollte sie wegziehen?« Ich verstand das alles nicht. »Hast du ihr etwa … gedroht?«
»Ich habe ihr Grundstück gekauft«, sagte Volker mit Grabesstimme. »Und ihr Haus auch.«
Erschrocken starrte ich ihn an, und plötzlich pochte das Blut in meinen Wangen. »Volker! Ich fasse es nicht!«
»Ich will, dass meine Mutter da
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