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Der Überraschungsmann

Titel: Der Überraschungsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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sind tausend Dinge durch den Kopf gegangen.«
    Ich legte meine Hand auf ihren Arm. »Das kann ich mir vorstellen.« Ich schob ihr Glas beiseite und setzte mich neben sie. »Du Arme. Was tut er dir bloß an!«
    »Als er dann von der Brücke kam, mussten wir erst mal mit Gästen essen. Ich habe die ganze Zeit im kleinen Schwarzen neben ihm gesessen und Small Talk gemacht, und in meinem kleinen Handtäschchen waren die verdammten Kondome. Am liebsten hätte ich sie ihm vor allen Leuten in die Hummersuppe geworfen!«
    Ich starrte sie an. Ihre ganze fröhliche Fassade war in sich zusammengefallen. Sie war wütend, gekränkt und verletzt. Hatte er deswegen die Reederei wechseln müssen? Wegen Weibergeschichten? Seemänner sind doch alle gleich! Keiner ist seiner Frau treu, dachte ich bei mir, wollte Lisa aber nicht noch mehr beunruhigen. Stattdessen fragte ich: »Aber sie waren noch original verpackt?«
    »Es war ein Sechserpack, und eines fehlte.«
    »Das klingt aber gar nicht gut.«
    »Na ja, als die Tafel endlich aufgehoben wurde und Sven auf unsere Kabine kam, habe ich ihm die Dinger wortlos unter die Nase gehalten. Mir war total schlecht, und ich hatte Herzklopfen. Ich habe allen Ernstes überlegt, über die Reling zu springen …«
    Oh Gott, nicht noch so ein Drama. Das arme Mädchen!
    »Und?« Jetzt hatte ich richtig Herzklopfen. »Was hat er gesagt?«
    »Er hat mich ganz blöd angeguckt und gefragt: ›Was ist das?‹ – ›Kondome!‹, habe ich gesagt. ›Und was soll ich damit?‹, hat er gefragt.«
    »DAS hat er gesagt?« Auf einmal hatte ich einen ganz trockenen Mund. Meine Finger tasteten nach dem Weinglas, um es aus ihrer Reichweite zu bringen. Konnte sich Sven dermaßen verstellen?
    »›Die habe ich bei DIR gefunden!‹, habe ich gesagt. ›In DEINEM Necessaire!‹ ›Echt?‹, hat er sich blöd gestellt. ›Wie kommen die denn da rein?‹ ›Das frage ich DICH !‹, habe ich gesagt.«
    Ich fuhr mir mit der Zunge über die ausgedörrten Lippen.
    »Er hat dann so getan, als wisse er gar nicht, wovon ich rede, und schließlich meinte er, die hätte er schon seit zehn Jahren immer dabei und ich solle doch mal aufs Ablaufdatum schauen.«
    »Und?«
    »Ich habe ihm das Necessaire zu Weihnachten geschenkt. Er muss sie also ganz bewusst erst vor Kurzem da reingetan haben.«
    Ich biss mir auf die Unterlippe.
    »Na ja, er schwört jedenfalls Stein und Bein, dass er keine Ahnung hat, woher die Dinger kommen, und dass er ganz sicher kein Verhältnis hat, nur mich liebt, mir treu ist und mich in meinem Zustand nie betrügen würde. Die ganze Arie rauf und runter.« Lisa sprang von der Arbeitsfläche. »Was sagst du dazu?«
    Ich schüttelte wortlos den Kopf.
    »Genau, das ist auch meine Meinung!«
    »Du glaubst, dass er dich belügt?«
    »Ich weiß es nicht! Wir haben dann über nichts anderes mehr gesprochen, ich habe drei Tage lang nur geheult und ihn nachts nicht mehr an mich rangelassen. Irgendwann hat er dann gemeint, wenn ich ihm nicht vertraue, solle ich doch abhauen. Ich hab ihn angebrüllt, dass ich das Kind sowieso nicht wollte und deswegen im Krankenhaus war, woraufhin wir einen Riesenkrach hatten und er mir vorwarf, dass ich hysterisch und unreif bin …«
    » DESHALB bist du also früher nach Hause gekommen!«
    Lisa schluchzte auf. »Ja! Ich wollte unbedingt zu dir!«
    Sie warf sich in meine Arme und weinte ganz fürchterlich. Ich war viel zu perplex, um irgendetwas sagen zu können, strich ihr nur beruhigend über die Haare und spürte ihre Tränen an meinem Hals. Genau wie damals im Krankenhaus.
    Ich sah mein Gesicht im Spiegel über dem Kühlschrank. Wut, Mitleid und Ratlosigkeit standen darin. Was würde Volker sagen? Volker wusste bestimmt Rat. Aber das war jetzt nicht der richtige Moment, ihn um Hilfe zu bitten. Ich war froh, dass er heute beim Abendessen so freundlich zu Lisa gewesen war.
    »Ist ja gut, ist ja gut!« Ich wiegte sie in meinen Armen. Aber es war überhaupt nichts gut. Mir gingen tausend Dinge durch den Kopf. Jetzt konnte ich Lisa erst recht nicht hinter ihre Hecke schicken, damit unser Familienleben wieder in normale Bahnen geriet. Hoffentlich würde Volker das einsehen!
    »Kann ich irgendwie helfen?« Plötzlich stand Nathan in der Küchentür. »Entschuldigung, ich wollte mir nur noch was zu trinken holen!«
    »Nein, das ist eine reine Frauensache.« Ich reichte Nathan ein Glas aus dem Hängeschrank über mir. »Tu mir einen Gefallen und lass uns in Ruhe.«
    »Ich habe auch Kondome

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