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Der Überraschungsmann

Titel: Der Überraschungsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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Kohl auch nicht mehr fett.«
    Das konnte doch nicht sein Ernst sein!
    »Aber Volker, du wolltest doch nie … Wenn ich daran denke, wie sehr du anfangs gegen das Fertighaus warst! Wie wütend du darüber warst, dass sie dir die Aussicht auf die Festung verbaut haben. Du wolltest, dass es nicht zu eng wird mit Lisa – und jetzt willst du sie mitsamt ihrem schreienden Baby zu uns ins Haus holen? Wirklich, Volker, das musst du nicht MIR zuliebe tun – ich kann auch rüberlaufen!« Fast blieben mir die Worte im Hals stecken.
    »Pssst!« Volker legte mir so zärtlich-bestimmt die Hand auf meinen Mund, dass ich gleich an etwas ganz anderes denken musste. Ich spürte, wie meine Wangen heiß wurden. Was für ein wunderbarer Mann! Immer dachte er zuletzt an sich! Ich umarmte meinen Volker lange und stürmisch.
    »Aber wir haben doch drüben gerade erst das Kinderzimmer für Fanny …«
    Volker musterte mich spöttisch. »Ich hab mir alles schon genau überlegt. Schaut her, Mädels.«
    Er breitete einen Plan aus, den er selbst gezeichnet hatte. Unglaublich, an ihm war wirklich ein Innenarchitekt verloren gegangen!
    »Die Mädchen ziehen runter in die Bubenzimmer. Die werden bei dieser Gelegenheit renoviert. Da habt ihr die Tischtennisplatte, den Fitnessraum und den großen Fernseher ganz für euch. Und sogar euren eigenen Eingang, falls es mal später wird, wenn ihr älter seid.«
    Großes Gejubel aus beiden Mädchenkehlen. Logisch. Damit hatte er natürlich bei seinen Töchtern gepunktet.
    Volker glühte förmlich vor Zufriedenheit. »Lisa und ihr Baby ziehen in den ehemaligen Mädchentrakt.« Mit weichen Bleistiftstrichen zeichnete Volker die hübschesten Kindermöbel, eine Wiege und seidige Vorhänge, die im Winde flatterten. Ich betrachtete seine Hände, die ich so liebte. Mit welcher Hingabe und Fürsorge er da gerade ein Nest für unsere Lisa zauberte!
    »Barbara braucht nur diese sieben Treppenstufen hinunterzuschleichen …« Er zeichnete eine Gestalt im langen Nachthemd, die ganz altmodisch mit einer Öllampe die Treppe hinuntereilte, »um bei ihrer Kleinen zu sein …«.
    »Wen meinst du? Lisa oder Fanny?«, witzelte Charlotte.
    »Fanny ist ihr ENKEL kind«, mischte sich Paulinchen ein.
    »Huch, also wie eine OMA fühle ich mich nicht gerade!«, jammerte ich entsetzt und hob abwehrend beide Hände.
    Wir lachten alle.
    Wie rührend von Volker. Wie heißt es so schön? Harte Schale, weicher Kern. Er hatte gespürt, dass ich Lisa eine echte Freundin sein wollte. Dass es mir etwas bedeutete, für sie und ihr Kind da zu sein. Ich war überglücklich. Und das Beste daran war, dass Oma Leonore nun auf keinen Fall in das Fertighaus ziehen würde, auch wenn Volker das damals nur im Scherz gesagt hatte. Und dafür war ich ihm am allermeisten dankbar.
    Während des emsigen Umräumens und Herrichtens ging mir plötzlich wieder Sven durch den Kopf. Irgendwie hatte ich ein schlechtes Gewissen, dass wir uns so seiner Frau und ihres Kindes bemächtigt hatten. Ging das rein rechtlich überhaupt? Über den Kopf des leiblichen Vaters hinweg? Musste der denn nicht seine schriftliche Zustimmung geben? Von wegen Aufenthaltsbestimmungsrecht oder so?
    Plötzlich sah ich das alles mit Svens Augen. Er war wieder aufs Schiff gegangen, hatte sich von Lisa beim Fremdgehen erwischen lassen – obwohl, war er überhaupt fremdgegangen? Im Grunde war das doch nur ein Verdacht. Trotzdem hatten wir ihn automatisch aus Lisas Leben verbannt. Um Lisa zu helfen, hatte ich das Ruder einfach so an mich gerissen! Aber hatte ich mich nicht viel zu sehr in ihre Ehe eingemischt? Wäre sie vielleicht doch noch zu retten gewesen? Bedrückt schlich ich in Volkers Arbeitszimmer. Ich würde Sven noch einmal anrufen. Mit zitternden Fingern googelte ich die Reederei. Dabei fühlte ich mich wie eine Spionin. Sollte ich … Sollte ich das wirklich tun? Aber Sven war doch der Vater! Man konnte ihn doch nicht nur zu Zahlungen verdonnern, er hatte doch auch ein Recht, sein Kind zu sehen! Und was mit seinem Haus passierte, sollte er eigentlich auch wissen! Schließlich zogen da jetzt Volkers Söhne ein. Durften die das überhaupt? Was, wenn sie es demolierten! Würde ich mich um das Haus kümmern, es in Schuss halten müssen? Wie hatte Volker sich das gedacht? Ich hielt inne. Sollte ich mich da wirklich einmischen? Ach was! Eingemischt hatte ich mich von der ersten Sekunde an. Weil ich sie mochte! Lisa UND Sven!
    Ich schluckte mehrmals, während sich die Internetseiten

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