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Der Überraschungsmann

Titel: Der Überraschungsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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uns in fliegender Eile an und liefen durch den Vorgarten. Vor einem halben Jahr war Volker allein nach drüben gerannt. Damals, als der Wagen mit Blaulicht aus der Einfahrt gefahren war. Als sie … noch nicht bereit gewesen war, Mutter zu werden.
    »Psst, alles wird gut«, sagte Volker beruhigend. »Mach sie jetzt nicht verrückt mit deiner Hysterie.«
    Volker verfrachtete die tapfer vor sich hin atmende Lisa auf den Beifahrersitz seines Fünfer-BMWs, ich schnappte mir die Tasche, die wir schon seit Tagen gepackt hatten, und ließ mich damit auf die Rückbank fallen. Mein Herz klopfte wie verrückt.
    Volker gab Gas und fuhr zügig durch die noch leeren Straßen. »Bei Professor Staudach bist du in den besten Händen«, sagte er und legte kurz die Hand auf Lisas Knie. »Er ist der beste Gynäkologe der Stadt. Und ein guter Freund von mir.«
    »Passt schon«, antwortete Lisa knapp. Sie war mit Atmen beschäftigt.
    »Ich hab meine Mädels auch bei ihm bekommen«, mischte ich mich ein. »Der Mann ist ein Traum.«
    »Ich brauche keinen Traummann mehr«, stöhnte Lisa.
    Wir bekamen sofort wieder dasselbe Einzelzimmer zugewiesen, und die Nachtschwester vom letzten Mal erkannte mich wieder: »Na bitte, jetzt geht alles gut, ganz bestimmt!« Sie lächelte Lisa warmherzig an. »Damals haben Sie Ihrer Mutter aber einen schönen Schrecken eingejagt!«
    Keine von uns beiden machte sich die Mühe, das kleine Missverständnis aufzuklären.
    Volker erledigte die Formalitäten, wir mussten nicht warten, es war alles vorbereitet.
    »Der Chef ist schon unterwegs«, teilte uns die Hebamme mit.
    »Macht es gut, ihr zwei! Ich werde unsere Mädels nicht so lange allein lassen.«
    »Passt schon«, sagte Lisa knapp. Sie hatte bereits ihre Sachen abgelegt, und ich hatte ihr in den geblümten Kittel geholfen, der auf dem Rücken mit Schleifchen zugebunden wird. Sie kniff die Augen zu und krallte sich in meinen Arm. »Scheiße, tut das weh.«
    »Danke, dass du uns hergebracht hast.« Ich gab Volker hastig einen Kuss.
    Volker nahm Lisa bei der Hand. »Denk an das, was ich dir gesagt habe. Alles ist gut.«
    »Klar.«
    »Du weißt ja«, er strich ihr flüchtig über den Kopf, »es ist noch keines drin geblieben.«
    »Hahaha«, machte Lisa.
    Volker schritt über den langen, dunklen Gang davon, und wir betraten mit der Hebamme den Kreißsaal.
    Lisas Baby war das bezauberndste kleine Mädchen, das ich jemals gesehen hatte. Von meinen beiden Mädchen natürlich einmal abgesehen. Sie hatte pechschwarze verschwitzte Härchen und richtig große Kulleraugen, mit denen sie einen schon minutenlang fixierte. Sie ballte ihre winzigen Hände, als wollte sie sich jetzt schon gegen die ganze Welt verteidigen. Vom blonden Hünen Sven war bei ihr noch nichts zu erkennen. Aber das kam bestimmt noch.
    »Sie sieht wirklich fast aus wie meine beiden kurz nach der Geburt«, staunte ich entzückt, als ich immer wieder ihre kleinen Zehen zählte.
    »Am Anfang sehen alle Babys gleich aus«, erklärte Lisa, als sie tapfer aus der Dusche stieg.
    Ich reichte ihr ein Handtuch und hüllte sie dann vorsichtig darin ein. Sie war noch etwas wackelig auf den Beinen, meinte aber, da, wo sie herkäme, sei eine Frau vor fünfzig Jahren gleich wieder aufs Feld gegangen. Auch Lisa wirkte nicht so, als wollte sie hier jetzt tagelang rumliegen.
    »Ich freue mich so, dass du sie Fanny nennen willst!«
    »Der Name ist cool«, sagte Lisa, die kurzfristig wegen akuter Kreislaufprobleme wieder ins Bett krabbelte und sich widerstandslos von mir zudecken ließ.
    »Woher wusstest du, dass uns der Name so gut gefällt?«, fragte ich, als ich mich zu ihr ans Bett setzte und zärtlich mit dem Rücken meines Mittelfingers über den Haarflaum der Kleinen strich. Sie machte ganz allerliebste schmatzende Geräusche.
    »Volker hat es mir gesagt.«
    »Volker?« Hatte er sich also doch noch für die Namensgebung interessiert?
    »Ich habe ihn gefragt, was ihm gefallen würde.« Sie kratzte sich an der Nase.
    »Übrigens hat sogar Schwiegermutter Leonore den Namen abgesegnet«, verkündete ich.
    »Ich weiß. Wegen Fanny Mendelssohn Bartholdy.«
    Oh. Sie war ja schon bestens informiert. Ich wechselte rasch das Thema: »Weiß … es deine Mutter schon?«
    »Nein, aber ich rufe sie nachher mal an.«
    »Und Sven?«
    »Der hat es echt nicht verdient, informiert zu werden.« Lisa verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Bist du sicher? Er ist schließlich der Vater!«, gab ich zu bedenken und schaute in das

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