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Der Überraschungsmann

Titel: Der Überraschungsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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Anatomiebegriffen.
    »Bist du sicher, dass du das ernst meinst, Oma?«
    »Alles schöne alte deutsche Namen«, verteidigte sich Leonore. »Zeitlos und klassisch. Volker zum Beispiel stammt auch aus dem Altdeutschen. Ein Edelmann. Sven dagegen ist auch so ein billiger Modename. Das ist Schwedisch und heißt Schwein.«
    Emil lachte sich kaputt. »Alle Schweine sind Schweden! Hurra, Oma, das war jetzt wirklich voll politisch korrekt!«
    Schnell spielte ich den Ball weiter. »Was haltet ihr von Fanny?«
    »Fanny Mendelssohn Bartholdy«, wiederholte Leonore und nickte wohlwollend. »Das lasse ich durchgehen.« Die anderen applaudierten. »Oma lässt was durchgehen, wow!«
    Sie ließ sogar noch weitere Namen durchgehen.
    »Oder Alma. Alma Mahler. Oder Clara. Die hatten berühmte Männer. Clara Schumann hatte sogar Robert Schumann UND Johannes Brahms.«
    »Kleopatra«, schlug Emil grinsend vor. »Die hatte es voll drauf. Erst hat sie mit Cäsar gepoppt und dann mit Marcus Antonius.«
    »Ähm, ich denke diese Unterhaltung artet gerade aus …«
    »Ich finde noch Gerlinde schön«, sagte Leonore unbeeindruckt und warf Volker einen merkwürdigen Blick zu. Volker fühlte sich sichtbar unwohl und zerrte an seinem Hemdkragen.
    Ich nahm Volkers Hand. »Liebster, was sagst du?«
    »Um Gottes willen!«, stöhnte Volker und verdrehte die Augen. »Da halte ich mich raus.« Dann schaute er auf die Uhr und verabschiedete sich ziemlich plötzlich. Er musste zu einem Hausbesuch.
    »Ich möchte, dass du bei der Geburt dabei bist.« Lisa schenkte mir ein entwaffnendes Lächeln. Sie saß bei mir auf der Küchenanrichte und ließ die Beine baumeln. Nun war es bald so weit. Der Bauch hatte sich schon gesenkt.
    »Lisa, wirklich! Lass deiner Mutter diese Chance. Ihr kommt euch bestimmt wieder näher.« Energisch putzte ich die Spüle.
    »Ich hab mit der nicht halb so viel zu tun wie mit dir!«
    »Aber sie ist deine Mutter!«
    »Sie hat sich nie wirklich für mich interessiert.« Sie verzog traurig das Gesicht.
    »Weil sie keine Zeit hatte.« Ich packte sie bei den Schultern. »Aber das hat sich bestimmt geändert! Sie muss nur WISSEN , dass du sie dabeihaben möchtest.«
    »Möchte ich aber nicht.« Lisa lehnte ihren Kopf an meine Schulter. Sie konnte aber wirklich stur sein!
    »Komm schon, Lisa. Egal was sie getan oder gesagt hat – sie wartet bestimmt auf deine ausgestreckte Hand.«
    »Da kann sie lange warten!« Verletzter Stolz lag in Lisas Stimme.
    »Was hat sie denn getan, dass du mit ihr nichts mehr zu tun haben willst?« Ich stemmte die Hände mitsamt dem Wischlappen in die Hüften und sah sie forschend an.
    Da war doch irgendwas gewesen … Was hatte sie mir damals im Krankenhaus erzählt? Genau, dass sie Sven abgelehnt hatte. Weil er so viel älter war als Lisa? Ach, nein, weil er ein Seemann war.
    »Sie findet einfach nicht gut, was ich tue.« Lisa bekam hektische Flecken am Hals.
    »Aber letztlich hat sie recht behalten, nicht wahr?«
    Ich sah, wie sich dieser Satz in Lisas Hirn eingrub.
    Ein unbehagliches Schweigen machte sich in der Küche breit. Ich hatte den Nagel ganz offensichtlich auf den Kopf getroffen.
    » O.K. , belassen wir es dabei.« Ich wollte Lisa auf keinen Fall wehtun oder meinen Finger in ihre Wunden legen. Doch bei dem Gedanken, die Geburt mit Lisa durchstehen zu müssen, wurde mir doch etwas bange zumute. »Ich weiß gar nicht, ob ich dir helfen kann«, sagte ich spontan. »Nimm lieber Volker mit.«
    »Volker?« Lisa wurde plötzlich flammend rot.
    »Ich meine nur, weil er Arzt ist«, sagte ich hastig, ärgerte mich aber sofort über meinen dummen Vorschlag. Klar, dass ihr das peinlich war. »Es ist dir peinlich vor ihm, stimmt’s?«
    Als ich Volker später diesen Vorschlag unterbreitete, schüttelte er nur verärgert den Kopf. »Ich bin kein Gynäkologe – wie oft soll ich das noch sagen!«
    »Ich dachte nur … Weil du besser Blut sehen kannst und weil sie dir vertraut.«
    »Ich werde meinen Kollegen bestimmt nicht ins Handwerk pfuschen. Außerdem ist das Frauensache. Du musst ihr ja nur die Hand halten.«
    Pünktlich am frühen Morgen des errechneten Termins bekam Lisa Wehen. Es war kurz nach fünf, als der Notruf auf Volkers Handy einging.
    Eigentlich hatte ich gar nicht mehr geschlafen vor lauter Aufregung.
    »Sei nicht nervös, Herz. Es wird alles gut gehen.« Volker legte seine Hand auf meine Schulter und gab mir einen Kuss. »Du bist meine Traumfrau. Vergiss das nicht.«
    Wir sprangen beide auf, zogen

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