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Der Überraschungsmann

Titel: Der Überraschungsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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taten meine Füße weh! Ich machte einen Schritt rückwärts, als mich plötzlich ein stechender Schmerz durchzuckte. Aber anders als bisher. Ich war in etwas hineingetreten. In etwas Spitzes, Scharfes! Ein entsetzter Blick auf meine Zehen, aus denen Blut hervorquoll, bestätigte diesen Verdacht.
    »Au! Scheiße!«, rief ich, während ich auf einem Bein zur Bank zurückhüpfte. Mir wurde schwarz vor Augen vor Schmerz. Jetzt flossen die Tränen in Strömen.
    »Oje«, sagte Justus Trunkenpolz und beugte sich über mich. »Das sieht übel aus.«
    »Nicht anfassen!«, jaulte ich auf.
    »Mach ich doch gar nicht!«
    »So tun Sie doch was!« Das Weinen tat richtig gut. Und jetzt hatte ich endlich einen Grund dazu.
    »Ich bin kein Arzt …«
    »Das habe ich ja auch nicht behauptet! AU ! Oh, bitte, tun Sie irgendwas! Gucken Sie bitte mal – was steckt denn da drin?«
    Ich wäre jetzt gern ein bisschen in Ohnmacht gefallen, aber das kam schon wegen der unschuldigen Fanny im Kinderwagen nicht infrage.
    »Das sieht mir nach einer Scherbe aus.« Herr Trunkenpolz nahm behutsam meinen pochenden Fuß und musterte ihn sorgfältig.
    »Au! AUTSCH ! Nicht! Oder doch! Können Sie … Bekommen Sie die zu fassen?«
    Trunkenpolz fummelte nicht ganz ungeschickt an meiner Fußsohle herum, während ich mich an die Banklehne krallte und versuchte, tapfer zu sein. Das Blut sickerte unaufhörlich zwischen den Zehen hervor.
    Mit einer entschlossenen Bewegung riss sich der Fremde ein Stück seines Hemdsärmels ab und band es fest um meinen Fuß.
    Na toll! Jetzt hatte sich mein Horrorszenario von eben in blanke Wirklichkeit verwandelt! Er metzelte und fesselte und folterte! Ich war in seiner Gewalt! Warum kam denn jetzt keiner? Ein Arzt – also vielleicht mein Mann? Aber Volker hatte natürlich das Handy ausgeschaltet, da er in Lisas Meisterklasse-Konzert war! Vielleicht weinte ich deshalb so bitterlich?! Ich verstand die Welt nicht mehr.
    »Au, autsch, nicht doch, nein, bitte aufhören … Wie wär’s mit einer Vollnarkose?!«
    »Die hat sich ja richtig tief reingebohrt.« Trunkenpolz zog seine Lesebrille aus der Hemdtasche, während er mit der anderen Hand meinen blutenden Fuß hielt, und erkundete umso aufmerksamer meine Fußsohle.
    Noch nicht mal bei der Pediküre war ich in letzter Zeit!, schoss es mir durch den Kopf. Gleich darauf schämte ich mich für diesen unemanzipierten Gedanken. Männer gehen ja auch nicht zur Pediküre, bevor sie in eine Scherbe treten.
    »Ich mache Ihre Hose ganz schmutzig«, murmelte ich erschrocken und wischte mir die Tränen ab.
    »Was ihr Frauen immer für Sorgen habt …« Trunkenpolz zog ein Taschenmesser aus seiner Hosentasche. »Ich sehe das Ding jetzt. Können Sie die Zähne zusammenbeißen?«
    »Nein! Oh, Gott, bitte NEIN !«
    »Justus reicht.«
    »Wie? AU !«
    »Nicht Gott. Justus.«
    »Sie Scherz BOOOOOOAH !«
    »Aber drinlassen können wir die Scherbe nicht. Ich könnte Sie zum Pallottinerschlösschen tragen, aber dann steht der Kinderwagen allein hier.«
    »Nein, BITTE NICHT !!!
    »Gut. Ich hab hier …« Er fummelte an seinem Taschenmesser herum und brachte irgendein spitzes Folterwerkzeug zum Vorschein. »… eine kleine Pinzette, damit könnte ich es versuchen.«
    Ich atmete tief ein und aus und konzentrierte mich darauf, die von hier aus stecknadelgroßen Köpfe im Leopoldskroner Freibad zu zählen.
    »Warum erzählen Sie mir nicht, was das da drüben für ein Schlösschen ist?« Trunkenpolz wies mit dem Kopf in die Richtung, wo das Pallottinerkloster lag.
    »Das Exerzitienhaus der Pallottiiiiiiiiieeee …«
    »Ich hab’s gleich. Sind da Mönche drin?«
    »Ja, eine Handvoll Patresssssss und Brüder. Man kann dort auch wooooooo!«
    »Stillhalten, Barbara! Echt? Da kann man wohnen? Das ist ja wohl ein Geheimtipp!«
    »Ist auch ganz annehmbar, sauber und einfach … Ich HALT’S NICHT MEHR AUS ! Sie schneiden mir nicht aus Versehen ein paar Zehen ab, nein?«
    »Da!« Triumphierend hielt mir Trunkenpolz eine spitze grüne Scherbe unter die Nase, die offensichtlich zu einer kaputten Bierflasche gehörte, die weiter hinten im Gras lag. Augenblicklich ließ der bohrende, stechende Schmerz nach, und ich war erleichtert. Auch wenn mein Fuß immer noch schmerzte wie die Hölle. Ich musste erst mal Luft holen.
    »Ist alles raus?«, erkundigte ich mich.
    »Ich glaube schon. Wie fühlen Sie sich?«
    »Großartig. Ich habe mich selten besser gefühlt.« Ein letzter Schluchzer bahnte sich einen Weg nach

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