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Der übersehene Mann: Roman

Der übersehene Mann: Roman

Titel: Der übersehene Mann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina McKenna
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noch ’ne Familie gründen kannst, oder etwa nich?« Sie nahm einen großen Schluck Tee.
    Jamies Augen weiteten sich. An Kinder hatte er noch nie gedacht und schon gar nicht an die intimen Vorgänge, bei denen sie gezeugt wurden.
    »Guck doch nich so überrascht, Jamie! Du bist doch selbst erst einundvierzig, ein gestandener Mann, und wenn sie ungefähr so alt is, wie sie hier sagt, dann hat sie doch auch noch Zeit. Meine Cousine Martha hat mit zweiundvierzig Drillinge bekommen, vor achtzehn Monaten war das. Und wenn die kleine Mary auch schielt, die kleine Molly eine Hasenscharte hat und der kleine Martin einen Kopf wie eine Runkelrübe, Himmel hilf, Gott muss es ganz schön eilig gehabt haben, als er die drei gemacht hat, aber davon jetzt mal ab, fehlt denen nichts. Denn weißte, eine Frau über vierzig kann schon mit einem kleinen bisschen Zurückgebliebenheit rechnen, warum hat sie das alles auch so lange aufgeschoben.«
    Rose nahm sich noch einen Keks und unterbrach den Wortschwall kurz.
    »Es gibt welche, die ham gesagt, ein Wunder, dass sie überhaupt leben, mein Paddy auch, aber das war kein Wunder, sag ich, denn wenn eine Frau Kinder will, dann kriegt sie sie auch, egal wie alt sie is, denn Gott schließt nie eine Tür, ohne eine andere aufzumachen, verstehste, was ich meine, Jamie?«
    Rose führte den Becher mit dem Damm des Riesen an den Mund. Jamie war das Thema peinlich, und er wusste nicht, was er dazu sagen sollte, und so sah er von den hüpfenden Schweinen zu einem Paar Keramik gänsen an der Holzvertäfelung, die sich anschickten, zur Decke zu fliegen.
    »Also, wo war ich?« Sie sah wieder auf den Brief hinab, dann hakte sie den Zeigefinger der rechten Hand in den Mittelfinger der linken und fuhr fort.
    »Nummer drei. Sie mag Tiere – was immer ein richtig gutes Zeichen is, denn das heißt, es würde ihr auch nichts ausmachen, mal ein Schwein zu füttern oder die Kühe zu melken, wenn du es aus irgendeinem Grund nich selbst machen kannst, Jamie. Womit ich nich sagen will, dass dir dann irgendwas zustößt, aber du hattest diesen Ischias im Rücken und vielleicht hast du das ja immer noch.«
    »Ja, das kannste laut sagen, ab und an zieht’s ordentlich, Rose.«
    »Siehste! Wenn du also mal an einem kalten Morgen nich aus ’m Bett kommst – und Gott weiß, dass es bald wieder kälter wird – dann wäre sie ja da und könnte das mal für dich machen.«
    Rose freute sich, weil Jamie zu allem zustimmend nickte. Er verstand sie also.
    »Das erinnert mich an was, Rose, gerade wo du das sagst. Nächsten Montag und Dienstag will ich mal nach Portaluce mit meinem Rücken und allem.«
    »Ich hab schon verstanden, Jamie. Du willst bestimmt, dass mein Paddy die Tiere füttert, und das macht er gerne, das weißte doch.«
    »Weißte, Dr. Brewster hat gesagt, ein paar Tage rauskommen würde mir mächtig guttun. Und jetzt, wo ich bald diese Frau kennenlerne, bin ich schon ganz schön nervös, und da hilft es mir bestimmt, mal ein bisschen rauszukommen und andere Leute zu sehen.«
    »Weißte Jamie, es gibt keinen Grund, warum du wegen dem Treffen mit der Dame da nervös werden solltest, denn der Wahrheit die Ehre, sie is bestimmt genauso nervös wie du, denn sie is ja, genau wie du, ein einsames Herz. Soweit wir wissen, sitzt sie vielleicht genau wie duherum und starrt ins Feuer, redet mit keinem von einem Wochenende zum nächsten, außer mit ihrem mürrischen alten Bruder oder der Mutter oder mit sonst wem und ein paar Katzen.«
    »Darüber hab ich noch nie nachgedacht, Rose, aber wenn du es so sagst ...«
    Rose war begeistert, dass Jamie etwas mit ihren Kummerkasten-Weisheiten anfangen konnte.
    »Und wenn ich das mal sagen darf, Jamie, ich bin froh, dass du mal ein paar Tage ausspannst bei deinem Rücken, wenn der dir immer noch wehtut.«
    »Ja, ab und an schon noch, Rose.«
    »Das kenn ich, Jamie! Unsere Martha hatte ein schlimmes Bein, das wurde sie nach der Geburt von der Kleinen nich mehr los. Is geschwollen wie das Bein von einem Mullingar-Heifer-Rindvieh, falls du weißt, was ich meine, und ich bin runter und hab ihr ausgeholfen, denn sie konnte gar nich mehr laufen. Is ne schlimme Sache, wenn man so immobilersiert wird. Dein Bauch sei immer voll und deine seien Gelenke immer beweglich, hat meine Urgroßmutter Murphy immer gesagt.«
    Rose brach noch ein Rosinenküchlein auf ihrem Kuchenteller entzwei und vertiefte sich wieder in den Brief. »So, Jamie, wo waren wir bei dieser Dame stehen

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