Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der unbeugsame Papagei

Der unbeugsame Papagei

Titel: Der unbeugsame Papagei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Kurkow
Vom Netzwerk:
der die geheimnisvolle Funksprache beherrschte.
    „So …“, seufzte der endlich, legte den Kopfhörer auf die Funkstation, drehte sich mit dem Heft in den Händen auf seiner Kiste um und blickte froh und gefasst auf Kalatschew.
    „Na, was gibt es, rede!“, befahl Kalatschew.
    „Befehl der Regierung der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken“, begann Funker Goroschko seine Punkte und Striche zu verlesen. „Für mit Lebensgefahr verbundenes Heldentum und erfolgreiches Ausführen ihrer Mission für die Heimat wird die Gruppe der Geologen, bestehend aus vier Personen: Iwan Kalatschew, Pjotr Dujew, Juri Goroschko, Stepan Chramow, sowie die Gruppe der Volkskontrolleure, bestehend aus zwei Personen: Pawel Dobrynin und Dmitrij Waplachow, mit dem Leninorden ausgezeichnet. Darüberhinaus wird jedem der Titel: „Verdienter Geologe der Ud SSR “ verliehen. Darüberhinaus wird der Gruppe der Geologen, bestehend aus Iwan Kalatschew, Pjotr Dujew und Stepan Chramow der Staatspreis erster Klasse zuerkannt für die Durchführung einer Reihe von Experimenten zur Erforschung der Speisequalitäten von Fleisch, sowie der Erarbeitung von Methoden überlanger Aufbewahrung von Fleisch- und Fischprodukten. Moskau. Kreml. Genosse Twerin.“
    Hier machte Goroschko eine Pause, in der er mit einem Blick, der nicht mehr ganz so froh war, noch einmal die Funkmeldung überflog.
    „Das ist dann alles?“, fragte Dujew.
    „Aber nein!“, antwortete Goroschko, während er weiter seine Funkmeldung studierte. „Es scheint, an einer Stelle haben sie meinen Namen ausgelassen …“
    „Das klärst du später, lies weiter!“, befahl Kalatschew.
    „ … wo war das … ach, hier … der Personalbestand der geologischen Expedition stellt sich nach beendeter Mission dem stellvertretenden Leiter der Politabteilung des Schienenverlegezuges, Genosse Bruse, zur Verfügung, welcher Genosse Kalatschew einen Brief mit weiteren Anordnungen übergeben wird … Herzlichen Gruß an Genosse Dobrynin von Genosse Twerin. Marija Ignatjewna ist damit einverstanden, den Sohn Grigorij zu nennen. Die Geburtsurkunde wurde im feierlichen Rahmen ausgestellt. Geben Sie Mitteilung über die Beendigung des Baus der Stichstrecke. Ende …“
    „So“, sagte Kalatschew nach einer längeren Pause. „Ich gratuliere allen anwesenden … Ordensträgern!“ Hier strahlte der Leiter der Expedition aufrichtig und umfing alle mit seinem Blick. „Außerdem gratuliere ich euch natürlich zum Erhalt des Titels ‚Verdienter Geologe der Ud SSR ‘ mit Übergabe des entsprechenden Abzeichens … Obwohl ich nun schon zwei Mal Verdienter Geologe bin … Und natürlich gratuliere ich Genosse Dujew, Genosse Chramow und mir selbst zur Zuerkennung des Staatspreises Erster Klasse …“
    „Aber hier haben sie ja meinen Namen ausgelassen“, stammelte Goroschko gekränkt. „Ich war doch Mitglied der Expedition von Anfang an … auch dieses Fleisch habe ich von Anfang an mit euch gegessen …“
    „Also, erstens, Genosse Goroschko, hast du das Fleisch nicht von Anfang an gegessen, sondern erst am vierten Tag“, wandte sich Kalatschew dem Funker zu. „Und außerdem bist du auf der Expedition als Funker, nicht als Geologe dabei. Deshalb darfst du keinesfalls gekränkt sein! Genosse Dobrynin hier hat ebenfalls Fleisch gegessen, jedoch keinen Preis erhalten, und er ist, glaube ich, nicht gekränkt! So ist es doch, Genosse Kontrolleur?“
    Die Frage erwischte Dobrynin ein wenig plötzlich. Er hatte nämlich soeben gerade gedacht, dass sie alle gemeinsam ihr Leben riskiert hatten, den Preis aber nur drei bekamen. Aber es meldeten sich in ihm auch verständigere Ge­danken. Immerhin hatte man ihnen allen Orden gegeben und allen Titel verliehen. Dass man den Preis nur den Geologen gegeben hatte, nun, so hatten ja die Geologen dieses Fleisch gefunden, nicht er, Dobrynin. Auch Goroschko hatte wohl kaum nach Fleisch gesucht …
    „Nicht doch, worüber sollen wir gekränkt sein!“, sagte Dobrynin betont entschieden. „Wenn sie es so gemacht haben, dann heißt das, so ist die Vorschrift, und darin liegt die Gerechtigkeit … sie haben doch alle auf anständige Weise belohnt …“
    Hier wusste Dobrynin nicht mehr weiter. Deshalb verstummte er.
    Goroschko saß mit hängendem Kopf da und blickte zu Boden.
    Da mochte Dobrynin den Funker schon gleich nicht mehr. ‚Er ist gierig!‘, erkannte der Volkskontrolleur und pries in Gedanken seinen Gehilfen Waplachow, den niemals etwas kränkte, der

Weitere Kostenlose Bücher