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Der unbeugsame Papagei

Der unbeugsame Papagei

Titel: Der unbeugsame Papagei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Kurkow
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zu.
    „Glascha!“, rief sie wieder.
    „Was gibt’s?“, antwortete eine Frauenstimme.
    „Komm in die Küche, Stepanida ist krank geworden!“
    „Ich komme“, sagte Glascha ruhig.
    Wieder wurde es still, nur manchmal tönte das Tischlerwerkzeug.
    „Es hat aufgehört zu schneien!“, rief ein paar Stunden später Fedja, der älteste der Siedlerjungen, er war schon dreizehn Jahre. „Los, wir fahren Schlitten!“
    Und die Kinderhorde strömte aus dem Kuhstall und zog alle Rodelschlitten hinter sich her, die an der Wand neben der Tür gestanden hatten. Die Tür ließen sie offen stehen, der Brigadier fluchte und schloss sie persönlich, worauf er auch noch den Riegel vorschob, damit sie nicht einfach in den Kuhstall zurück konnten.
    Die Rodelschlitten sausten nur so den Hügel hinunter.
    Und welche Schönheit erblickte man ringsumher. Die Felder – ein endloses weißes Tuch, auf der anderen Seite des Hügels – die blaue Schlange des gefrorenen Flusses und der weiß-grüne Wald, der da majestätisch und reglos stand.
    Froh und frei tobten die Kinder. Schon taute wohl bei allen der Schnee im Kragen, aber sie lachten und schrien. Plötzlich wurde der kleine Stepka ernst, streckte einen Arm nach den Feldern aus und sagte: „Schaut mal, was ist da?“
    Da sahen die Kinder aufmerksam hin und erblickten einen schwarzen Punkt, der sich unendlich langsam auf das Neue Gelobte Land zubewegte.
    „Ein Bär?“, vermutete einer.
    „Ich sag es schnell meinem Vater!“, rief Fedja und rannte über den Schnee zum Hauptkuhstall.
    Dort war die Tür verschlossen. Fünf Minuten lang trommelte Fedja dagegen, während der Brigadier drinnen stand und lachte. Dann öffnete er doch.
    „Na, wie, ist dir etwa kalt?“, fragte der Brigadier.
    „Nein, aber da kommt ein Bär, glaub ich!“, sprudelte Fedja hervor, drehte sich um und rannte wieder davon.
    „Ich geh und schau mir das an.“ Der Brigadier schloss den obersten Knopf an seiner Wattejacke und zog sich die Mütze über.
    Als er bei den Kindern eintraf, musterte er diesen schwarzen Punkt, doch was das sein mochte, erkannte er nicht. Allerdings war er jetzt neugierig geworden, und er stand auf dem Schnee, obwohl seine bewegungslosen Füße in den Filz­stiefeln fast einfroren. Endlich wurde der Punkt größer, und der Brigadier erkannte in diesem Punkt einen Menschen mit einem Kasten. Der Atem stockte ihm, und mit schnellen Schritten lief er, ohne die tauben Füße zu spüren, in den Kuhstall zurück.
    Bald darauf strömte das Volk aus dem Kuhstall, und schon kamen sie auch aus zwei anderen Ställen heraus, um zu sehen, was da im Winter für ein hastiges Treiben draußen herrschte.
    Jetzt sahen alle schon den Menschen, der irgendeinen Kasten trug. Das Gehen fiel ihm schwer, und eine Frau rang die Hände: „Ach, er schafft es nicht, der Arme!“
    „Wieso schafft er es nicht?“, unterbrach sie ärgerlich der Buchhalter.
    Der frühe Winterabend senkte sich schnell herab. Wenn auch der Schnee die ganze Nacht weiß blieb, so wurde doch alles oberhalb des Horizonts dunkel und war dann fast nicht mehr zu sehen.
    Es war noch nicht völlig dunkel geworden, da stöhnten die Leute plötzlich auf. Sie sahen, dass der Mensch in den Schnee gefallen war, sich dann mit Mühe aufrichtete und, tief in der weißen Schneedecke versinkend, weiter ging.
    „Man muss ihm helfen, das ist es!“, sagte der Buchhalter.
    „Wie willst du ihm denn helfen?“, fragte einer der Bauern.
    „Na, wie wohl – ihm entgegen gehen und helfen“, erklärte der Bucklige.
    „Wer geht? Gehst du vielleicht?“, fragte der Bauer boshaft.
    „Nein, ich gehe nicht“, sagte der Buchhalter ruhig.
    Während sie so redeten, stöhnten die Frauen wieder – abermals war der Mensch der Länge nach in den Schnee gestürzt.
    Da eilte der Brigadier, nachdem er den Burschen etwas zugerufen hatte, den Hügel hinunter, und einige Burschen mit Rodelschlitten folgten.
    Die Dunkelheit hatte den Schnee schon erreicht, und auf dem Hügel oben sahen sie nun weder den Brigadier, noch die Kinder, noch diesen auf sie zu marschierenden Menschen mehr. Doch sie blieben in der Kälte stehen, den einen hielt die Neugier fest, die anderen die Sorge um die Menschen.
    Nach einer halben Stunde erschien am Fuß des Hügels der Brigadier mit den Kindern. Ein paar Bauabeiter eilten hinunter zu ihnen, und gemeinsam zogen sie alle nun auf den Rodelschlitten diesen fast erfrorenen Menschen und seinen schwarzen Koffer ins Neue Gelobte Land.
    „In den

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