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Der und kein anderer Roman

Der und kein anderer Roman

Titel: Der und kein anderer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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wirkte.
    »Was kann ich für Sie tun?«, erkundigte er sich kühl.
    »Ich möchte mit Ihnen über Ihre Mutter sprechen.«
    Das war zwar genau das Thema, was ihm tatsächlich auf den Nägeln brannte, doch Bobby Tom spürte, wie sich ihm die Haare aufstellten. »Da gibt es nichts zu reden. Sie halten sich von ihr fern, dann wird alles gut sein.«
    »Ich bin von ihr fern geblieben. Hat das die Sache verbessert? Ist sie glücklich?«
    »Und ob sie das ist. So glücklich, wie ich sie seit langem nicht gesehen habe.«
    »Sie lügen.«
    Trotz dieser Aussage registrierte Bobby Tom die Unsicherheit in Sawyers Stimme und nutzte sie zu seinen Gunsten. »Als wir uns das letzte Mal gesehen haben, sprach sie ganz aufgeregt von einer Kreuzschifffahrt und darüber, wie sie in ihrem Garten neue Pflanzen setzen wollte. Sie ist so sehr mit ihren Freundinnen und allen möglichen Projekten beschäftigt, dass wir kaum Zeit finden, uns zu sehen.«
    Sawyers Schultern sackten ein klein wenig nach vorn, seine Finger verspannten sich um den Golfschläger, doch Bobby Tom ließ nicht locker. Irgendwie hatte dieser Mann seiner
Mutter wehgetan, und er musste sicherstellen, dass sich das nicht wiederholte. »Soweit ich es beurteilen kann, hat sie nicht die geringsten Sorgen.«
    »Verstehe.« Sawyer räusperte sich. »Sie vermisst Ihren Vater sehr.«
    »Glauben Sie, das wüsste ich nicht?«
    Sawyer stellte den Schläger mit dem Kopf auf den Teppich. »Sie ähneln ihm sehr, wissen Sie das? Ich habe ihn das letzte Mal mit achtzehn oder neunzehn Jahren gesehen, doch die Ähnlichkeit ist frappierend.«
    »Das sagen alle Leute.«
    »Ich konnte ihn nicht ausstehen.«
    »Er war seinerseits wohl auch nicht sonderlich von Ihnen begeistert.«
    »Schwer zu sagen. Wenn er mich nicht gemocht haben sollte, hat er das zumindest nie offen gezeigt, obwohl ich ihm weiß Gott genügend Gründe dafür geliefert habe. Er war so verdammt nett zu allen.«
    »Und warum haben Sie ihn dann gehasst?« Die Frage war ihm entwischt, obwohl er sich fest vorgenommen hatte, vollkommen sachlich zu bleiben.
    Sawyer fuhr mit der Hand über den Schläger. »Meine Mutter hat eine Weile im Haus Ihrer Großmutter geputzt, wussten Sie das? Kurz bevor sie sich ganz aufgegeben und andere Einkommensquellen in Anspruch genommen hat.« Er hielt inne. Bobby Tom dachte daran, wie er seit Jahren manchen Frauen den Bären aufband, seine Mutter sei Prostituierte. Für ihn war das nichts weiter als ein Scherz gewesen, doch für Sawyer war es kein Witz, und trotz seiner Abneigung dem Mann gegenüber schämte er sich jetzt.
    Sawyer fuhr fort: »Ihr Vater und ich waren gleich alt, doch er war kräftiger gebaut als ich. Als wir in der sechsten oder siebten Klasse waren, hat Ihre Großmutter meiner Mutter seine abgelegte Kleidung gegeben. Ich musste mit
der abgelegten Kleidung Ihres Vaters zur Schule gehen. Ich war so eifersüchtig auf ihn, dass ich manchmal glaubte, daran zu ersticken. Wenn er mich in seinen abgelegten Kleidern zur Schule kommen sah, verlor er kein Wort darüber. Nicht ein einziges. Nicht mir gegenüber, nicht irgendjemand anderem gegenüber. Den anderen Kindern fiel es natürlich trotzdem auf, und sie haben mich damit aufgezogen. ›Hey, Sawyer, ist das nicht Hoyts altes Karohemd, das du da anhast?‹ Wenn Ihr Vater dabei war, hat er lediglich den Kopf geschüttelt und gemeint, es sei nicht sein Hemd, er habe das Ding noch nie im Leben gesehen. Himmel, wie ich ihn dafür hasste. Wenn er mir doch nur meine Armut ins Gesicht geschleudert hätte, hätte ich gegen ihn kämpfen können. Doch das hat er niemals getan. Im Rückblick glaube ich, es entsprach einfach nicht seinem Charakter. In vielerlei Hinsicht war er möglicherweise der beste Mann, den ich je kennen gelernt habe.«
    Bobby Tom verspürte eine Art von Stolz, die sowohl übermächtig als auch vollkommen unerwartet kam. Doch gleichzeitig empfand er ein verzweifeltes Gefühl des Verlustes. Er riss sich zusammen, um seine Gefühle nicht preiszugeben. »Aber dennoch haben Sie ihn gehasst.«
    »Das war der Neid. In der Oberschule habe ich einmal seinen Schrank aufgebrochen und sein Schuljackett gestohlen. Ich glaube nicht, dass er jemals herausbekommen hat, dass ich es gewesen bin. Ich konnte das verdammte Ding noch nicht einmal tragen, ja, ich wollte es gar nicht tragen. Aber ich habe es auf die andere Seite der Eisenbahnlinie gezerrt und dort verbrannt. Auf diese Weise konnte er es wenigstens nie wieder anziehen. Vielleicht glaubte

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