Der und kein anderer Roman
Gracies Schultern. Durch ihre Aktivitäten für das Himmelsfest und den Zeit raubenden Filmaufnahmen, hatten sie nicht annähernd so viel Zeit miteinander verbringen können, wie er es sich gewünscht hätte. In letzter Zeit war es vorgekommen, dass er einen Witz nur deswegen nicht hatte komisch finden können, weil Gracie nicht dabei gewesen war, um ihn mit ihm zu teilen. Eines musste man Gracie lassen – sie packte den Alltag mit einem Humor an, der alles leichter machte.
Er legte den Kopf zur Seite, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern. »Was hältst du davon, wenn wir beide uns für ein paar Stunden aus dem Staub machen und uns ein wenig mit uns selbst beschäftigen?«
Sie sah ihn mit echtem Bedauern an, noch eine Sache, die ihm an ihr gefiel. Niemals versuchte sie, ihr Vergnügen an ihrer körperlichen Beziehung zu verbergen oder irgendetwas zurückzuhalten. »Das wäre zu schön. Aber du musst doch wieder zum Filmset zurück. Sie haben dir bereits morgen freigegeben. Und ich muss schnell im Hotel vorbeifahren und die zahlreichen Präsentkörbe für deine Freunde vorbereiten. Vergiss nicht, dass du heute Abend um sechs im Club sein musst, um sie alle einzeln zu begrüßen.«
Er seufzte dramatisch. Sie wusste zwar noch nichts von ihrem Glück, doch wenn der Film abgedreht war, würden sie beide allein ein paar Tage nackt auf einer abgelegenen Insel verbringen, auf der es keine Telefone gab und niemand englisch sprechen konnte.
»Also gut, Liebling. Aber mir gefällt es nicht, dass du heute Abend alleine zum Club fährst. Ich werde Buddy bitten, dich von zu Hause abzuholen.«
»Bitte nicht. Ich habe keine Ahnung, wie dieser Nachmittag verlaufen wird. Es ist sicher besser, wenn wir zwei Autos nehmen.«
Widerwillig stimmte er ihr zu und kehrte zur Arbeit zurück.
Als Gracie ihm nachsah, schien das Sonnenlicht um ihn herum zu glühen. Fast hätte sie silberne Funken von den unsichtbaren Sporen sprühen sehen können, die er stets zu tragen schien. Schon bald würde die Filmfirma Telarosa in Richtung Los Angeles verlassen. Willow hatte keinerlei Andeutung gemacht, dass sie mit von der Partie sein würde. Gracie konnte kaum glauben, dass alles schon so bald zu Ende sein sollte.
Während der letzten paar Tage hatte sie sich der Schwindel erregenden Vorstellung hingegeben, Bobby Tom könnte sich vielleicht in sie verlieben. Ihre Wangen waren gerötet, als sie zu ihrem Wagen ging. Obwohl sie sich einzureden versuchte, wie gefährlich solcherlei Gedanken waren, konnte sie sie doch leider nicht erfolgreich unterdrücken. Wie konnte er sie nur so zärtlich ansehen, wenn sie ihm gleichgültig war? Er war in seiner Zuneigung so offen, in seinem Liebesspiel so leidenschaftlich. Hatte er sich den anderen Frauen gegenüber in der Vergangenheit genauso verhalten? Bestimmt empfand er ihr gegenüber doch etwas Besonderes?
Manchmal blickte sie von einer ihrer Beschäftigungen auf, und er sah sie an, als ob sie ihm wichtig wäre. Das waren die Momente, in denen sie an die Zukunft zu denken begann und sich niedliche Babys und ein Haus vorstellte, in dem sein Lachen widerhallte. War das wirklich unmöglich? Er hegte ihr gegenüber doch ähnliche Gefühle wie sie für ihn, oder? Allein die Vorstellung ließ ihre Haut erglühen. Könnte es möglich sein, dass die Zukunft für sie aus mehr als nur aus Erinnerungen bestehen würde?
Für den Rest des Tages stürzte sie sich in die Arbeit, um ihre Tagträume zu vertreiben. Kaum hatte sie die Präsentkörbe an die Hostessen zur Verteilung im Cattleman’s Hotel weitergegeben, als die Sitzordnung im Club wieder neu
diskutiert wurde. Während sie dorthin eilte, fuhr sie an einem Banner über der Hauptstraße vorbei. Wie auch auf allen Autostickers und T-Shirts stand darauf HEAVEN, TEXAS! EIN PLATZ IM HERZEN.
Den Großteil des Nachmittags verbrachte sie im Club und klärte die Probleme der Sitzordnung. Als das erledigt war, war es kurz vor fünf. Plötzlich fiel ihr ein, dass sie ihren Gehaltsscheck nicht eingelöst hatte. Da sie nur noch vier Dollar in ihrem Portemonnaie hatte, hastete sie zur Windmill Suite in die oberste Etage des Hotels und hoffte, dort die Frau abzufangen, die sich um die Gehälter kümmerte.
Als sie aus dem Aufzug trat, stellte sie enttäuscht fest, dass Willow gerade die Tür abschloss. Gracie rannte auf sie zu. »Es tut mir Leid, dass ich so spät dran bin, aber könntest du mir bitte noch meinen Gehaltsscheck geben?«
Willow zuckte mit den Schultern und
Weitere Kostenlose Bücher