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Der und kein anderer Roman

Der und kein anderer Roman

Titel: Der und kein anderer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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ich, damit auch all seine Erfolge auslöschen zu können. Vielleicht konnte ich aber auch den Anblick nicht ertragen, wie er die Jacke über die Schultern Ihrer Mutter hängte, wenn sie gemeinsam nach Hause gingen. Das verdammte Ding reichte ihr fast bis zu den Kniekehlen.«

    Die Vorstellung seiner Eltern als Oberschüler verwirrte Bobby Tom ein wenig. »Darum geht es, nicht wahr? Es geht um meine Mutter.«
    »Ich glaube, es ging schon immer um sie.« Sein Blick verdüsterte sich, als ob er in Gedanken weit weg wäre. »Sie war so hübsch. Sie hielt sich nicht für hübsch, weil sie fast bis zum letzten Schuljahr eine Zahnspange getragen hat und das alles ist, woran sie sich erinnert. Aber glauben Sie mir, sie war bildschön, ob nun mit Spange oder ohne. Und ganz wie ihr Vater war sie jedem gegenüber freundlich.« Er lachte belustigt. »Jedem gegenüber, von mir einmal abgesehen. Eines Tages traf sie mich im Flur, als sich außer uns niemand dort aufhielt. Sie erledigte irgendetwas für einen Lehrer und ich, so weit ich mich erinnere, schwänzte eine Unterrichtsstunde. Ich schlug meinen Hemdkragen hoch und lehnte mich wie ein richtiger Taugenichts lässig gegen einen der Schränke. Ich zwinkerte ihr anzüglich zu und musterte sie von Kopf bis Fuß, vermutlich habe ich sie fast zu Tode erschreckt. Ich erinnere mich daran, dass ihre Hände mit dem Papier zu zittern begannen. Dennoch sah sie mir direkt in die Augen. ›Wayland Sawyer, falls du nicht später auf der Straße landen willst, solltest du lieber sofort in den Unterricht zurückkehren.‹ Eine couragierte Frau, Ihre Mutter.«
    Angesichts dieser schonungslosen Ehrlichkeit fiel es schwer, die Antipathie aufrecht zu halten. Doch Bobby Tom ermahnte sich, dass Sawyer kein Teenager mehr war und diesmal die Gefahr für seine Mutter durchaus real war.
    »Es ist eine Sache, ihr als Kind Angst eingejagt zu haben«, sagte er leise. »Etwas ganz anderes ist es bei einem erwachsenen Mann. Erzählen Sie mir, was Sie ihr angetan haben.«
    Bobby hatte hierauf keine Antwort erwartet. Es überraschte ihn also nicht, als Sawyer sich schweigend abwandte und auf das Holzregal zuging. Nachdem er den Golfschläger
zurückgelegt hatte, lehnte er sich gegen den Tresen. Trotz seiner äußerlich lässigen Haltung war sein Körper angespannt. Bobby Tom spürte, wie er selbst sich ebenfalls anspannte, als ob er gleich einen Schlag abfangen müsse.
    Sawyer wandte den Blick zur Decke und schluckte. »Ich habe sie glauben lassen, ich würde Rosatech schließen, wenn sie nicht meine Geliebte würde.«
    Etwas in Bobby Tom ging mit ihm durch. Er raste mit erhobenem Arm quer durch das Zimmer, bereit, den Mistkerl ein für alle Mal zu erledigen. Doch als er bei ihm angekommen war, erstarrte seine Wut zu Kälte. Er ergriff den Kragen des älteren Mannes. »Sicherlich hat sie Ihnen empfohlen, sich zum Teufel zu scheren.«
    Sawyer räusperte sich. »Nein. Nein, das hat sie nicht.«
    »Ich bringe Sie um.« Bobby Toms Hände klammerten sich um den Jackettkragen, und er presste Sawyer gegen den Tresen.
    Sawyer ergriff seine Handgelenke. »Hören Sie mir zu. So viel sind Sie mir schuldig.«
    Bobby Tom wollte unbedingt alles hören. Unwillig ließ er los, trat jedoch nicht zurück. Seine Stimme war tief und von eisiger Kälte. »Fangen Sie an.«
    »So habe ich es ihr gegenüber zwar nie geäußert, doch nahm sie an, ich würde es meinen. Ich habe viel zu lange gewartet, ehe ich ihr die Wahrheit sagte. Ob Sie es nun glauben oder nicht, im Großen und Ganzen hält man mich außerhalb von Telarosa für einen ziemlich anständigen Kerl. Ich dachte mir, wenn wir etwas Zeit miteinander verbringen würden, würde sie das auch so sehen. Doch die Dinge sind irgendwie aus dem Ruder gelaufen.«
    »Sie haben sie vergewaltigt.«
    »Nein!« Zum ersten Mal flackerte in Sawyer Wut auf, und er kniff die Augen zusammen. »Sie können viele Dinge über mich denken, Denton, das aber nicht. Was zwischen
uns geschehen ist, geht Sie verdammt noch mal nichts an. Aber eines sage ich Ihnen – Gewalt war nicht mit im Spiel.«
    Bobby Tom wurde übel. Unter diesen Umständen wollte er überhaupt nicht über seine Mutter nachdenken. Die Vorstellung, dass sie sich ihm freiwillig hingegeben hatte, war ihm zuwider. Und das, während sie mit seinem Vater verheiratet war, während Hoyt Dentons Erinnerung noch sehr lebendig war!
    So abrupt Sawyers Wut aufgeflammt war, schien sie sich auch wieder zu legen. »Gewalt war nicht mit im

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