Der und kein anderer Roman
Raufbolde, die ebenso unwiderstehlich sein würden wie ihr Vater. Sie hätte nicht geglaubt, dass sich ihr Schmerz noch steigern könnte, doch die Vorstellung von Bobby Tom mit Kindern, die nicht auch ihr gehören würden, brachte sie fast um.
Die Menge schlenderte langsam in den Esssaal, als ein großer, gut aussehender Mann Anfang vierzig von hinten auf Phoebe zutrat und ihre Schultern umfasste. Er sprach mit einem weichen, südlichen Akzent: »Wenn du ein paar Leute rekrutieren möchtest, meine Süße, bist du hier genau am richtigen Ort. Heute Abend sind ein paar wirklich gute Spieler anwesend, die mit ihrem derzeitigen Chef nicht sonderlich zufrieden scheinen.«
Phoebe legte den Kopf zur Seite und sah den Mann hinter ihr mit einer solchen Zärtlichkeit an, dass Gracie am liebsten in Tränen ausgebrochen wäre. Bobby Tom hatte sie auch manchmal so angeschaut, doch bedeutete es nicht dasselbe.
»Gracie, dies ist mein Mann, Dan Calebow. Er war früher Bobby Toms Trainer. Dan, Gracie Snow.«
Calebow lächelte. »Nett, Sie kennen zu lernen, Fräulein Snow. Dieser Abend ist überhaupt recht nett.« Er wandte sich an Bobby Tom. »Irgendjemand erwähnte, deine Verlobte sei heute Abend auch hier, Mister Filmstar. Ich kann kaum glauben, dass du nun endlich heiratest. Wann werde ich sie kennen lernen?«
Phoebe berührte seine Hand. »Gracie ist Bobby Toms Verlobte.«
Calebow gelang es in Sekundenschnelle, seine Verblüffung zu verbergen. »Aber, aber, was für eine Überraschung. Und Sie scheinen mir eine sehr nette Frau zu sein. Mein Beileid, gnädige Frau.« Sein Versuch, seinen Ausrutscher mit einer humorvollen Bemerkung abzufedern, konnte die Anspannung nicht lösen. Normalerweise fiel es Gracie leicht, selbst in unangenehmen Situationen eine lockere Unterhaltung zu führen. Doch jetzt hatte sie das Gefühl, als ob ihr die Zunge am Gaumen klebte und nickte lediglich stumm.
Schließlich meldete sich Bobby Tom zu Wort: »Wenn ihr uns einen Augenblick entschuldigt, Gracie und ich haben noch kurz etwas zu besprechen.«
Phoebe machte eine Handbewegung. »Nur zu. Ich möchte ohnehin noch ein wenig die Werbetrommel rühren, ehe sich alle auf ihre Plätze gesetzt haben.«
Bobby Tom nahm Gracies Arm und zog sie vom Esssaal weg. Sie war sich sicher, dass ihr eine Gardinenpredigt bevorstand. Doch bevor er sie weit genug hatte wegführen können, trat ein dunkelhaariger Mann mit einer Hakennase und perfekt geschwungenen Lippen auf ihn zu. »Du bist mir etwas schuldig, B.T. Wie ich höre, wirst du heiraten. Wo ist denn die Glückliche?«
Bobby Tom biss die Zähne aufeinander. »Dies hier ist die glückliche Dame.«
Der Mann war nicht annähernd so geschickt, seine wahren Gefühle zu verbergen, wie Dan Calebow es gewesen
war. Ganz offensichtlich war er tief schockiert. Gracie spürte, wie sich Bobby Toms Arm um ihre Schultern legte. Hätte sie ihn nicht besser gekannt, hätte sie fast annehmen können, die Geste sei beschützend gemeint.
»Gracie, das ist Jim Biederot. Er war über viele Jahre hinweg der quarterback der Stars . Wir beide haben so manch gutes Spiel miteinander gewonnen.«
Biederot war die Situation offensichtlich äußerst peinlich. »Nett, Sie kennen zu lernen, Gracie.«
Luther trat hinzu und ersparte Gracie eine Antwort. »Pastor Frank wird jeden Moment mit seiner Ansprache beginnen. Nun kommt schon, ihr beiden.«
Gracie spürte Bobby Toms Ärger, als Luther sie beide in den Esssaal zerrte. »Wir werden später darüber reden«, warnte er sie leise. »Glaub bloß nicht, das Thema ist vom Tisch.«
Gracie kam das Abendessen endlos lange vor, alle anderen jedoch schienen sich gut zu amüsieren. Nach dem Hauptgang wechselten viele Leute die Plätze. Gracie war klar, dass sie für viele das Gesprächsthema bildete. Sicher konnte sich keiner seiner Freunde erklären, weswegen er sich eine so öde kleine Maus angelacht hatte, noch dazu eine, die noch nicht einmal die Lippen auseinander bekam.
Obwohl Bobby Tom es sich nicht anmerken ließ, hatte sie ihn ganz offensichtlich bloßgestellt. Nie und nimmer würde er ihr glauben, dass sie es nicht mit Absicht getan hatte. Selbst jetzt wollte sie ihn nicht verletzen. Er konnte nicht ändern, wie er nun einmal war, genau wie sie es nicht konnte. Denn das war schließlich der Grund gewesen, weswegen sie nicht ihre elegante Kleidung und das schmeichelhafte Make-up aufgetragen hatte.
Ihr Aussehen und ihr Schweigen schien die Bürger von Telarosa sowohl zu
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