Der unerfüllte Wunsch - Eine phantastische Reise (German Edition)

hast recht. Verzeih. Berzerk, wie ich bereits gesagt habe, verläuft die Grenze zwischen Gut und Böse nicht gerade, sondern ist gezackt und von heftigen Ausschlägen gezeichnet. Rambus hier, Pirat und im Land der dunklen Träume erwacht, kam her, um zu plündern, und ist bei uns geblieben. Weil er hier Dinge fand, die er in seiner Heimat nicht kennengelernt hatte. Dinge wie Fürsorge, Wärme, Geborgenheit oder einfach auch nur ein ernst gemeintes, wohlwollendes Lächeln. Er hat sich entschieden, in unserem Land zu bleiben und seiner Heimat den Rücken zu kehren. Und ich bin froh darüber, ist er doch mittlerweile ein hochgeschätztes Mitglied des Rates, dessen unverzichtbare Ratschläge ich nicht missen möchte.«
    »Har, har, so ist das!«, bestätigte der Pirat. »Und ich habe es nicht eine Sekunde bereut.« Das musste wohl begossen werden, denn genau das tat der Freibeuter jetzt. Er begoss sich von oben bis unten. Berzerk konnte das süßliche Aroma des Rums selbst auf der anderen Seite des armseligen Thronsaals riechen.
    »Andererseits hatten wir auch Einwohner, die ins Land der dunklen Träume ausgewandert sind. Du siehst also, Berzerk, es gibt kein Schwarz oder Weiß, sondern nur unendlich viele Grauschattierungen. Im Endeffekt ist jeder selbst für seine Richtung verantwortlich.«
    Berzerk schüttelte den Kopf, um ihn halbwegs wieder klar zu bekommen. So einfach, wie er sich anfangs alles vorgestellt hatte, waren die Verhältnisse dann wohl doch nicht. Anstatt den ganzen Tag zu spielen, durch den Park zu schlendern und darauf zu warten, dass Sörens Wunsch - er - in Erfüllung ging, sah er sich inmitten dreier Länder, die sich gegenseitig nicht sonderlich mochten. Um es vorsichtig auszudrücken.
    »Wir müssen herausfinden, ob es im Land der dunklen Träume ebenfalls einen Angriff gegeben hat«, meldete sich Catlock wieder zu Wort. »Und ob sie uns im Kampf gegen das Technoland zur Seite stehen würden.«
    »Moment«, bremste der König die Gedankengänge des Katers. »Ich will nichts von Kämpfen oder Kriegen hören. Noch hoffe ich darauf, diese Krise mit Worten und nicht mit Waffen beilegen zu können. Und außerdem haben wir keine Armee, die unserem Gegner gefährlich werden könnte. Immerhin sind wir das Reich mit den braven Einwohnern, da liegt das in der Natur der Sache.«
    »Verdammt richtig, König!«, polterte der Pirat, und sein Dreieckshut mit den spitzen Ecken wackelte bedenklich. »Ich könnte mit meiner Besatzung das ganze Reich überrennen, wenn ich wollte. Das gesamte Land wimmelt von Süßwassermatrosen und Landratten! Wir müssen, ob wir kämpfen wollen oder nicht, ins Land der dunklen Träume reisen und vorfühlen. Wir müssen sehen, ob sie angegriffen wurden und sie fragen, ob sie uns im Fall der Fälle zur Seite stehen würden. Wir brauchen sie, König. Ich denke, daran führt kein Weg vorbei.«
    »Ich halte das grundsätzlich für eine gute Idee«, warf Catlock ein, der mit dem Pfeifenstiel auf Rambus deutete. »Doch wir haben keine Landeerlaubnis im Land der dunklen Träume. Ich wette, selbst bei der kleinsten Verletzung des Luftraums würden sie aus sämtlichen Rohren auf uns feuern. Außerdem sind die Kommunikationsmöglichkeiten gekappt worden.« Er bedachte Telli mit einem traurigen Blick. »Ansonsten könntest du einen großen Beitrag zur Völkerverständigung leisten, Telefon.«
    Telli klingelte. »Das hätte ich sehr gerne getan«, murmelte das Telefon. So viel, wie es auf dem Weg zum König gesprochen hatte, so wortkarg war es jetzt.
    »Ich sehe nur eine Möglichkeit«, meldete sich der König zu Wort und zeigte auf Rambus. »Du überquerst ein weiteres Mal den Ozean. Dir wird man erlauben, am Hafen anzulegen. Und man wird dir erlauben, den König aufzusuchen. Schließlich bist du einer von Ihnen gewesen.«
    »Har, har, gewesen, das ist das richtige Wort. Ich kann Euren Optimismus nicht teilen, König, doch ich werde tun, wie Ihr mir befiehlt und meine Aufgabe bestmöglich verrichten.«
    »Das weiß ich, Rambus.«
    Der Pirat stand auf. Er schwankte leicht. »Dann werde ich meinen Mannen befehlen, das Schiff aufzutakeln, damit wir so bald wie möglich in See stechen können.«
    »Einen Moment noch. Ich möchte, dass außer deiner Mannschaft noch weitere Passagiere mitfahren, die mein Vertrauen besitzen, und mit Taurus, dem Landesoberhaupt, über eine Zusammenarbeit verhandeln sollen.«
    Catlock trat vor. »Ich biete mich an, das Land der unerfüllten Wünsche zu vertreten, mein