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Der unerfüllte Wunsch - Eine phantastische Reise (German Edition)

Der unerfüllte Wunsch - Eine phantastische Reise (German Edition)

Titel: Der unerfüllte Wunsch - Eine phantastische Reise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Acker
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dumm!«
    Aus dem Lautsprecher des Plastikgehäuses drang ein Lachen. Die Wählscheibe fuhr auf die Neun, stellte sich klappernd wieder auf die Startposition Null zurück.
    »Weißt du, Telli«, fuhr der Barbar fort, während ein weiteres schrilles Hupen die Nachtluft zerriss, als Hupi einmal mehr über die Planke zu kippen drohte. »Eines verstehe ich nicht. Es gibt verschiedene Länder für verschiedene Arten von Wünschen. Das leuchtet ein. Aber meines Erachtens fehlt das wichtigste Land.«
    Am Himmel drehte das auf der Mondsichel schlafende Baby seinen Kopf in die andere Richtung. »Was meinst du?«
    Berzerk suchte nach den richtigen Worten. In Kentosians war er nicht als großer Redner bekannt, und auch hier als Actionfigur schienen seine rhetorischen Fähigkeiten eher beschränkt zu sein. Er war eben einfach der Barbar fürs Grobe, nicht der Mann feinsinniger Worte. »Na ja, ich habe mir überlegt, dass es doch viele Kinder aus zerrütteten Familienverhältnissen geben muss. Kinder, die ihren Vater nicht kennen oder denen ein Elternteil verstorben ist. Kinder, die in Heimen leben und sich nichts sehnlicher wünschen als eine Familie, ein eigenes Zimmer.« Er machte eine ausholende Handbewegung, die das ganze Reich mit einschloss. »Wo sind die Väter, wo sind die Mütter? Wo ist das Land für die Eltern?«
    »Ich weiß, was du meinst, Berzerk«, sagte das Telefon. »Doch es gibt kein solches Land, in dem Menschen zum Leben erwachen. Nur wir, Spielzeuge, Gebrauchsgegenstände, Dinge. Nur wir erwachen zum Leben, und eben nur so lange, wie das Kind an uns denkt. Warum das so ist? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass es so ist, und ich hoffe, ich erreiche Tanja, bevor sie mich vergisst.«
    Zwischen Berzerks Ohren spukte eine weitere Frage umher wie ein Schlossgespenst nach Mitternacht.
    »Wie ist das, wenn ich hier verletzt werde? Sagen wir, jemand verwundet mich im Kampf. Was passiert dann mit mir?«
    Telli schnaubte belustigt und klingelte. Berzerk fragte sich, ob man dieses nervige Bimmeln nicht ausschalten konnte.
    »Das ist genau die Frage, über die sich die Gelehrten – meistens die Magier und die Wissenschaftler – schon seit langer Zeit streiten. Einige sind der Ansicht, dass wir das alles hier nur träumen, damit es uns nicht so langweilig ist in den Verkaufsregalen der Kaufhäuser. Andere wiederum behaupten steif und fest, dass, wenn wir hier verwundet werden, beispielsweise ein Bein oder einen Hörer verlieren, genau so in Erfüllung gehen würden.«
    »Kann man hier sterben?«
    Das Telefon antwortete nicht. Berzerk wollte seine Frage gerade wiederholen, als es schließlich doch sprach. »Ich weiß es nicht, Berzerk. Zu dieser Frage streiten ebenfalls die Gelehrten, und auch ich habe mir darüber viele Gedanken gemacht. Außerdem habe ich das ein oder andere in Telefongesprächen mitbekommen.«
    »Und, was glaubst du?«
    Das Telefon lachte. »Ich habe nicht vor, es herauszufinden. Ich will in Erfüllung gehen. Und du hast mir einen Weg aufgezeigt, dieses Ziel schneller zu erreichen.«
    Berzerk schüttelte den Kopf. »Lobe mich nicht zu früh, Telli. Bisher haben wir noch nichts erreicht.«
    Von der Planke ertönte lautstarkes Piratengejohle, als Hupis Gummireifen tatsächlich festes Deckholz unter sich fühlen durften. Rambus trug ein breites Grinsen auf dem Gesicht, so als sei er der Überzeugung, diesen Erfolg ganz für sich alleine verbuchen zu können. Dabei hätte er Hupi durch seine Lenkeskapaden fast auf den Grund des Meeres bugsiert. Doch zum Glück war alles gut gegangen.
    Berzerk bückte sich und hob Telli auf. Er hatte bereits leidvolle Erfahrung mit Hupis nicht vorhandenen Bremsen gemacht und hatte Bedenken, dass das Auto das Telefon überfahren und in sämtliche Einzelteile zerlegen würde. Und tatsächlich kam Hupi in halsbrecherischer Geschwindigkeit über das Deck auf sie zugerauscht, so dass das soeben noch stolze Piratengrinsen des Fahrers zu einer Grimasse des Entsetzens gefror.
    »Langsamer! Langsamer, du Landratte!«, rief der Kapitän, doch Hupi schien so freudig erregt, Berzerk und Telli nicht vom Meeresgrund aus anhupen zu müssen, dass er es gar nicht erwarten konnte, bei ihnen zu sein. Und so kam es, wie es kommen musste: Ein Schlag wie von einer überdimensionalen Glocke ertönte, als Hupi ungebremst in die Reling rauschte. Wie von einer unsichtbaren Hand gezogen hob Rambus aus dem Sitz ab, schien minutenlang in der Luft zu schweben und verschwand schließlich aus dem

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