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Der unerfüllte Wunsch - Eine phantastische Reise (German Edition)

Der unerfüllte Wunsch - Eine phantastische Reise (German Edition)

Titel: Der unerfüllte Wunsch - Eine phantastische Reise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Acker
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reaktionsschnell gewesen wie er, und der Schlangenschwanz hatte ihn erwischt. Doch der Freibeuter hatte sich am Schweif festgekrallt und bekam nun einen Freiflug mit Nessie-Airlines. Berzerk konnte sogar Polly auf der Schulter des Piraten erkennen. Entweder handelte es sich bei Polly um den treuesten Papageien der Weltgeschichte, dem auch ein Bad im Ozean nichts ausmachte, oder aber, was wahrscheinlicher war, der Vogel war mit den Krallen auf der Schulter des Seeräubers festgenäht.
    Wie durch ein Wunder hatte das Monster keinen der Schiffsmasten getroffen, die unter der Wucht des Schlages sicherlich umgeknickt wären wie Streichhölzer.
    Berzerk starrte in die gelben Augen des Monsters, während es mit dem Schwanz die waghalsigsten Manöver ausführte, nicht wenige davon sogar unter Wasser. Zumindest brauchte man keine Angst zu haben, Rambus könnte ersticken, denn er musste ja keine Luft holen. Unangenehm war es wahrscheinlich trotzdem.
    Nessie stieß eine weitere Fontäne aus, dann schrie sie wieder.
    Und dann wusste Berzerk, was ihm aufgefallen war. Bei Nessies Schreien handelte es sich nicht um Schlachtrufe und auch nicht um Kriegsgeheul. Vielmehr konnte er abermals Enttäuschung in den Lauten ausmachen. Es klang wie das Heulen eines Kindes, das seinen Klassenkameraden beim Ballspielen zusehen muss und selbst nicht eingeladen wird.
    Nessie wollte ihnen nichts tun. Erst nachdem mit Kanonenkugeln auf sie geschossen worden war, hatte es mit dem Schwanz über das Deck gefegt. Und sie hatte auch das Schiff nicht zerstören wollen. Sie hatte die Masten absichtlich nicht getroffen. Der Hieb sollte einfach eine Warnung sein – oder eine Bitte, mit dem Beschuss aufzuhören. Berzerk war sich dessen sicher, obwohl er Nessie heute zum ersten Mal sah. Doch er wusste es mit Bestimmtheit. Die Schlange wollte nicht zerstören, sie wollte einfach nur ihrer Wege gehen, ohne angegriffen zu werden. Oder aber als Freundin akzeptiert werden.
    »Feuer einstellen!«, rief er, darauf hoffend, die Besatzung würde ihm gehorchen. Und tatsächlich wandten sich die Matrosen von den Kanonen ab, jeder Einzelne mit verwirrtem Gesichtsausdruck. Doch sie hielten die Fackeln von den Zündlunten fern.
    »Vertraut mir!«, rief der Barbar. »Nicht schießen!«
    Damit lief er zur Reling am Bug des Schiffes und bestieg die Querstreben. Es erforderte einiges an Gleichgewichtssinn, nicht vornüber in die Wellen zu kippen, aber da die See ruhig war, schaffte er es, sich auszubalancieren und in einen sicheren Stand zu kommen. Er breitete die Arme aus und blieb stehen.
    »Sieh her, Nessie«, rief er der Seeschlange zu. »Wir tun dir nichts!«
    Nessies Schwanz, beladen mit einem blinden Passagier, vollführte immer noch achterbahngleiche Loopings, fuhr ein weiteres Mal knapp über das Schiffsdeck hinweg. Doch sie legte den Kopf schief, und scheinbar interessiert beobachtete sie den aus ihrer Sicht barbarischen Zwerg.
    Dieser streckte jetzt eine Hand nach ihr aus. »Komm her, Nessie. Schau, wir tun dir nichts. Du hast nichts zu befürchten.«
    Langsam näherte sich Nessies Saurierkopf Berzerk. Nicht mehr viel, und er konnte ihre Schnauze streicheln. Dann öffnete sie das Maul und stieß einen weiteren Schrei aus, wobei sie ihrem gegenüber einen Orkan Mundgeruch ins Gesicht blies. Er wollte sich gar nicht vorstellen, was man gegessen haben musste, um nur annähernd so aus dem Mund zu riechen, doch Bilder von grünlich schimmerndem, verfaultem Fisch erschienen vor seinem geistigen Auge.
    Moment, hier im Reich der unerfüllten Wünsche muss niemand etwas essen! Egal, dann roch das Ding wohl immer so. Unwichtig jetzt.
    Viel wichtiger war, dass der Schrei so voller Schmerz, so gefärbt von Trauer war, dass es Berzerk trotz überreizter Nase fast das Plastikherz zerriss. Und nun wusste er, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte. Nessie war einsam, niemand wollte mit ihr spielen oder, noch schlimmer, sie wurde bei jedem Auftauchen angegriffen.
    Dann war sie so nah, dass Berzerk ihre riesige Schnauze streicheln konnte. Für sie musste es sich anfühlen, als hätte sich eine Mücke auf ihr niedergelassen, doch anscheinend genoss sie sein Tätscheln. Die Schlange schloss die Augen. Ihr Maul verzog sich zu einem leichten Lächeln. Ihr Hinterteil beruhigte sich, und Rambus wurde nicht mehr durchgeschüttelt wie die Zutaten eines dieser Mischgetränke, zu denen Berzerk bei kentosianischen Feiern so gerne und zahlreich griff.
    Auf jeden Fall lief alles genau

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