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Der ungezähmte Highlander

Der ungezähmte Highlander

Titel: Der ungezähmte Highlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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verhungertes Ferkel in sich hineinstopfte. Brennende Röte stieg ihr ins Gesicht. Da stand sie nun mit vollem Mund und honigverschmiertem Kinn vor einem wunderschönen Mann, den sie heftig begehrte. Es war unmöglich, so zu tun, als sei ihre Gier nicht ungewöhnlich, doch sie beschloss, es dennoch zu versuchen. Sie wischte sich mit einem Lappen den Honig vom Kinn, dann bestrich sie rasch ein paar Scheiben Brot mit Honig und brachte sie ihm auf einem Holzteller. Erst als sie ihm das Brot reichte, begriff sie, dass er gar nicht bewusstlos gewesen sein konnte, während sie seine Schmerzen linderte, und dass er deshalb wohl auch wusste, was sie getan hatte. Obwohl sie in seinen Augen weder Angst noch Ablehnung entdeckte, wartete sie angespannt darauf, dass er etwas sagte. Sie war hin- und hergerissen zwischen der Hoffnung, dass er wusste, was sie getan hatte, und es nicht verurteilte, und der Hoffnung, dass er nichts Seltsames wahrgenommen hatte.
    »Warum humpelt Ihr?«, fragte Liam, während er sich das Honigbrot schmecken ließ.
    Keira versuchte verzweifelt, sich eine einleuchtende Erklärung einfallen zu lassen. Wenn sie die Schmerzen eines anderen linderte, gingen sie oft auf sie über, und bislang war es ihr noch nicht gelungen, diese Schmerzen schnell wieder loszuwerden. Doch das konnte sie ihm schlecht sagen. Sie klammerte sich immer noch an die kleine Hoffnung, dass er nicht wusste, was sie getan hatte.
    »Nur eine kleine Prellung, weil mich Bruder Paul so grob zu Boden gerungen hat«, erwiderte sie, zufrieden mit ihrer Antwort, bis sie in seinen schönen Augen Belustigung aufblitzen sah.
    »Ach, wie dumm von mir. Ich hatte mich gefragt, ob der Schmerz, den Ihr mir genommen habt, wohl auf Euch übergegangen ist. Seltsam nur, dass es ausgerechnet Euer rechtes Bein ist, genau wie bei mir.«
    »Ein Mensch hat nur zwei Beine, die Auswahl ist also nicht sehr groß.«
    Er wusste Bescheid, dachte Keira und fragte sich, warum sie noch immer ihre Gabe verleugnete, zumal ihn ihre Ausflüchte zu erheitern schienen.
    »Stimmt.« Liam war mit seinem Brot fertig und schleckte sich den klebrigen Honig von den Fingern. Dann fragte er: »Warum könnt Ihr denn Eure Schmerzen nicht vertreiben wie bei mir?« Er musste sich ein Lachen verbeißen, als sie die kleinen Fäuste in ihre sanft geschwungenen Hüften stemmte und ihn zornig anfunkelte.
    Doch seine Belustigung schwand rasch, als er merkte, dass sich hinter ihrem Zorn Angst verbarg. Was für ein Narr er doch war – natürlich hatte sie Angst. Ihr Cousin hatte zwar erwähnt, dass sie im Traum eine Art Vision gehabt hatte, aber er hatte auch gemeint, dass die Murrays die Gaben, die in ihrem Clan so häufig vorkamen, nur ungern enthüllten. Solche Gaben waren für ihre Besitzer nämlich gefährlich. Viele betrachteten sie als Hexerei oder Teufelswerk. Dass Keira vor ihm Angst hatte, war ihm wahrhaftig nicht recht.
    »Arme kleine Keira«, murmelte er. »Keine Sorge, ich werde mich jetzt nicht bekreuzigen, um das Böse abzuwehren. Aye, als ich merkte, was Ihr getan habt, stieg kurz eine abergläubische Furcht in mir auf, aber die habe ich rasch vertrieben. Die Frau meines Cousins kennt Euren Clan sehr gut, und sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesen Unsinn aus unseren Köpfen und Herzen zu vertreiben.«
    Keira entspannte sich sichtlich. »Wer ist die Frau Eures Cousins?«
    »Fiona, einst eine MacEnroy. Connor MacEnroys Schwester. Er ist mit einer Cousine von Euch verheiratet, glaube ich.«
    »Aye, mit unserer Gilly. Ich habe Fiona einmal getroffen. Sie ist eine sehr geschickte Heilerin.«
    »Das stimmt. Also, wie macht Ihr das – übernehmt Ihr die Schmerzen?«
    Keira setzte sich auf die Bettkante. Plötzlich war sie unendlich müde. Sie nickte. »Irgendwohin müssen sie wohl. Ich habe noch keinen Weg gefunden, um sie gleich wieder loszuwerden. Aber es dauert nicht allzu lange, und manchmal gehen sie weg, wenn ich mir vorstelle, dass ich im Regen stehe oder unter einem sanften Wasserfall und das kühle Wasser alles abwäscht.«
    Sie schloss die Augen und versuchte, sich vorzustellen, wie sie nackt unter einem sanften Wasserfall stand. Während sie langsam und tief durchatmete, malte sie sich aus, wie ihr Kopf und ihr Körper erfüllt wurden von dem Gefühl, gereinigt zu werden. Nach und nach ebbte der Schmerz in ihrem Bein ab. Gleich nach dieser Erleichterung stellte sich eine tiefe Erschöpfung ein.
    »Also hattet Ihr wirklich eine Vision von mir?«, fragte Liam und stellte

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