Der ungezähmte Highlander
ziehen und die Lippen küssen, an denen sie gerade nagte. Nach einem ganzen Monat, den er Tag und Nacht in ihrer Anwesenheit verbracht hatte, lösten sich die letzten Reste Widerstand auf, an denen er noch festhielt. Seine wachsenden Gefühle für sie wollten sich nicht länger unterdrücken lassen.
»Ich glaube, Kester kommt zu einem Besuch angestolpert«, sagte er und grinste, als sie ihn mahnend ansah; denn das Lachen in ihren wunderschönen Augen stand im Widerspruch zu ihrem stummen Vorwurf.
Sie erhob sich, verrückte eine der fein geschnitzten Schachfiguren und erklärte: »Schachmatt!«
Sie ging zur Tür und musste lächeln, als sie Liam leise fluchen hörte. Noch hatte er sie nicht geschlagen, aber er war gut genug, um eine Herausforderung darzustellen. Zweifellos würde es ihn freuen, das zu hören. Aber vielleicht klänge es ja auch eingebildet, dachte sie, als sie die Tür öffnete. Kester stand davor und klopfte sich den Staub von der Kutte.
Der junge Mann lächelte sie an, und sie erwiderte sein Lächeln. Wenn seine Körpergröße erst einmal seinen großen Füßen entsprach, über die er ständig stolperte, würde er ein großer, stattlicher Mann sein. Allerdings hatte Keira den starken Verdacht, dass sich Kester im Grunde nicht zum Mönch eignete. Bestimmt würde er seine Sache so gut wie möglich machen, aber er würde dabei nicht glücklich werden. Das machte ihr zu schaffen, aber bislang wusste sie nicht, wie sie das ändern sollte. Außerdem hatte sie wahrhaftig genügend eigene Sorgen, die ihr kaum die Kraft ließen, sich um die eines anderen zu kümmern.
»M’lady, jemand möchte Sir Liam sprechen«, verkündete Kester, die großen dunkelblauen Augen neugierig aufgerissen.
»Wer ist es denn?«, wollte Liam wissen, als er hinter Keira trat.
»Eine Frau namens Maude, Lady Maude Kinnaird.«
Liam fluchte halblaut, und sein Zorn wuchs, als sich Keira verspannte. »Hat ihr jemand gesagt, dass ich hier bin?«
»Noch nicht, aber ich fürchte, sie wird es bald wissen. Ist sie denn Eure Feindin?«
»Nay, aber sie ist eine Nervensäge. Allerdings glaube ich, dass ihr Ehemann mein Feind ist.«
»Ihr Ehemann?« Keira drehte sich zu Liam um. »Sie ist verheiratet und verfolgt Euch dennoch quer durchs Land?«
Liam fand es fast etwas beängstigend, von Keira und Kester angestarrt zu werden, die beide ziemlich bestürzt wirkten. Außerdem ärgerte ihn der Vorwurf, der in ihren Augen aufblitzte. Aber er hatte weder die Zeit noch die Lust, die Angelegenheit zu klären. Einen Moment lang hegte er ein paar sehr finstere Gedanken gegen Lady Maude Kinnaird, die offenbar das Wort »nein« nicht verstand. Doch dann lenkte Hufschlag seine Aufmerksamkeit ab.
»Jemand hat es ihr gesagt, zur Hölle mit ihm!« Er zerrte Kester herein, schob Keira zur Seite und schlug die Tür zu. »Verriegelt sie«, befahl er und humpelte zu der schweren Truhe am Fußende seines Betts, auf die er sein Schwert gelegt hatte.
Keira drehte sich um und riss verblüfft die Augen auf, als sie sah, wie Liam sein Schwert gürtete. »Es ist doch nur eine Frau! Pflegt Ihr Eure abgelegten Geliebten mit dem Schwert zu begrüßen?«
»Sie ist nicht meine Geliebte!«, fauchte Liam.
»Tja nun, Sir, im Kloster hat sie aber gesagt …«, fing Kester an.
»Es ist mir egal, was sie gesagt hat. Ich glaube, sie ist geisteskrank.«
»Liam, mein Liebster!«, rief eine Frau vor der Tür. »Ich weiß, dass Ihr dort drinnen seid!«
Einen Moment lang sah Keira ein sehr schönes Gesicht, das gegen das kleine Fenster gepresst wurde. Dann schlug Liam die Läden der beiden Fenster zu, die es in der Kate gab. Kester entzündete eilig eine Kerze, um die plötzliche Dunkelheit zu vertreiben. Keira zuckte zusammen, als an die Tür gehämmert wurde, und zwar laut und heftig.
»Liam, mein süßer Prinz! Bitte redet mit mir! Wie könnt Ihr mich so unfreundlich behandeln nach allem, was wir uns bedeuten?«
»Wir bedeuten uns rein gar nichts«, erwiderte Liam. »Nicht jetzt und auch in Zukunft nicht.«
Im Vergleich zu der schrillen Stimme der Frau klang Liams Stimme fast freundlich, doch Keira konnte einen harten, kalten Biss von Wut darin entdecken. Sie rieb sich die Stirn, denn zwischen ihren Brauen machte sich ein stechender Schmerz bemerkbar. Gern hätte sie der Frau mit ihrem lauten Klopfen die Schuld an ihren rasch wachsenden Kopfschmerzen gegeben, doch sie wusste, dass der Grund dafür weit komplizierter war.
»Ich habe meinen Ehemann für Euch
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