Der Ungnädige
vielleicht um sie zu überreden, bei mir zu bleiben. «
» Hat nicht funktioniert? «
» Nicht ansatzweise. « Er lächelte traurig. » Sollte wohl nicht sein. «
» Haben Sie einen Computer hier? «
» Nein, nur auf der Arbeit. «
» Womit verdienen Sie Ihren Lebensunterhalt, Mr. Malton? «
» Ich arbeite in der Firma meines Vaters. « Er klang ein klein bisschen verlegen, und wir ahnten wohl beide, was er meinte. Daddy hatte ihm eine Chance gegeben, weil niemand anders ihn einstellen wollte.
» Und womit beschäftigen Sie sich? «
» Risikokapital. «
» Interessante Bezeichnung für Glücksspiel « , bemerkte Derwent.
» Kann man so sagen « , räumte Malton mit einem etwas schiefen Lächeln ein.
» Haben Sie schon mal jemanden per Mail kontaktiert, weil Ihnen die Person auf Facebook gefallen hat? «
» Nein. « Er wirkte empört. » Komische Idee. «
» Finde ich auch. « Derwent stand auf und nickte mir zu. » Ich denke, wir sind hier fertig. «
Im Auto sagte er: » Wenn unser kleiner Lord hier schuldig ist, ist er der beste Schauspieler, den ich je gesehen habe. «
» Sehe ich auch so. «
» Wir sollten ihn trotzdem überprüfen. Und mit seinem Bewährungshelfer sprechen. «
» Richtig. Was halten Sie eigentlich für schlimmer, Privatschule oder Gefängnis? «
» Schule. Definitiv. « Es war eine ziemlich gute Parodie, und ich musste lachen. Für den Bruchteil einer Sekunde kamen Derwent und ich fast miteinander aus.
In der Einsatzzentrale herrschte reger Betrieb, fast alle Schreibtische waren besetzt, und leises Gemurmel erfüllte die Luft. Derwent blieb wie angewurzelt hinter Harry Maitlands Stuhl stehen.
» Wo sind die denn her? Ist das dieser Nachtclub? «
» Jep. « Maitland klickte durch die Fotos, die er auf dem Bildschirm hatte: maskierte Gesichter im Blitzlicht vor einem Hintergrund aus Körpern und dunklen Wänden. Es war das etwas armselige Durcheinander einer spätnächtlichen Tanzfläche, wo alle schon ein bisschen zu betrunken sind, um sich noch um ihr Aussehen Gedanken zu machen. Peinliche Posen, unglückliche Perspektiven, verschmiertes Make-up und verschwitzte Haare huschten vor meinen Augen vorbei, während Maitland schnell weiterklickte. » Das sind alles Bilder, die wir in diversen Blogs und Social Networks gefunden haben. Kollege Google war da sehr hilfreich. Und auf der Homepage der Brothers Grim gibt es eine Seite, wo man eigene Fotos hochladen kann. Von da sind die nächsten Bilder hier. «
Bei genauem Hinschauen fiel mir auf, dass sämtliche Fotos ein Wasserzeichen in Form des Schädels aus ihrem Logo aufwiesen.
» Wonach suchen Sie denn? «
» Nach dem Mädchen. Wir versuchen sie auf diesen Bildern hier ausfindig zu machen, damit wir eine genauere Vorstellung davon bekommen, wann sie verschwunden ist. Könnte durchaus gegen Ende der Party gewesen sein, soweit wir inzwischen wissen. Wir haben sie schon auf ein paar Bildern entdeckt. Sehen Sie sich doch mal die an, die gerade im Drucker liegen. «
Derwent ging, um einen Blick daraufzuwerfen. Ich sah mich unterdessen im Raum um und stellte fest, dass Rob auch wieder eingetroffen war. Er telefonierte gerade, wobei er mit der Hand seine Augen abschirmte. Blass sah er aus, und ohne jedes Mitleid fiel mir wieder ein, was Liv über seinen Kater berichtet hatte. Ich schaute zurück auf den Bildschirm und packte unwillkürlich Maitland an der Schulter.
» Halt! Das da ist Lee. « Ich zeigte auf einen Mann mit freiem Oberkörper und einer weißen Maske, dessen Locken im Gegenlicht wie ein Glorienschein wirkten.
» Was hat der denn an? « Maitland beugte sich vor. » Schwarze Shorts? Das ist alles? Ist ja die reinste Strip-Show. «
» Mal ehrlich, wenn Sie so einen Body hätten, würden Sie doch sicher auch nur in kurzen Höschen rumrennen. «
» Ich hab verdammt hart gearbeitet für diesen Körper, vielen Dank. « Liebevoll klopfte er sich auf den Bauch. » Viel Guinness und regelmäßig Döner. «
» Ihre Selbstdisziplin ist beeindruckend. «
Derwent kam mit einem Stapel Ausdrucke wieder, und sein Blick blieb auf dem Bildschirm hängen. » Welcher von den beiden ist das? «
» Lee. «
» Woher wissen Sie das? «
» Die sehen schon unterschiedlich aus. «
» Aber nicht sehr. «
» Nein, nicht sehr. «
» Hätte ich mir gleich denken können, dass Sie die auseinanderhalten können. « Und zu Maitland gewandt sagte er: » Kerrigan hat den einen total angeschmachtet. «
» Ist gar nicht wahr. «
» Na gut, er
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