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Der Ungnädige

Der Ungnädige

Titel: Der Ungnädige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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an den Händen eines toten Mädchens? Was soll das denn alles? « Entnervt schüttelte Derwent den Kopf. » Bei diesem Fall passt aber auch nichts zusammen. «
    » Im Moment nicht. « Auf Godleys Gesicht erschien ein schwaches, etwas bitteres Lächeln. » Ich habe ja gesagt, dass du es nicht glauben wirst. Und es gibt noch etwas, was dich interessieren dürfte. Ja, Rob? «
    » Gestern haben wir übrigens Ken Goldsworthy im Haus von Mrs. Skinner angetroffen. «
    » Was zum Teufel will der denn dort? « , rief Derwent sichtlich entsetzt.
    » Versucht Gayle anzubaggern. Da John gerade verhindert ist, wittert er seine große Chance. «
    » Sauhund, elender. «
    » Wer ist denn Ken Goldsworthy nun wieder? « , fragte Liv etwas leidend.
    » Ein Möchtegern-Skinner « , antwortete Rob.
    Derwent holte tief Luft. » Das lass ihn lieber nicht hören. Er ist zwar nicht so gut im Geschäft wie Skinner, aber auch ein ganz schön finsterer Bursche. «
    » Sie sind nicht gerade die besten Freunde « , erläuterte Godley und lieferte damit die Untertreibung des Jahrhunderts. » Vor ein paar Jahren hatten sie Revierstreitigkeiten. Und die waren ziemlich…unschön. «
    Derwent lachte plötzlich auf. » Erinnert sich noch jemand an Goldsworthys Oma? « Er sah sich um. » Kennt jemand die Story vielleicht noch nicht? «
    » Ja, ich « , meldete sich Liv, während die anderen den Kopf schüttelten.
    » Die ist wirklich grandios. John und Ken hatten sich schon eine Weile gegenseitig die Hölle heiß gemacht– Stoff geklaut, Dinger durchgezogen, die der andere geplant hatte, Machtspielchen halt. Aber noch nicht richtig ernsthaft, womit ich meine, es hatte noch keine Toten gegeben. Das kam erst später. Dann haben die Leute von Ken einen aus Johns Gefolge so verdroschen, dass er auf der Intensivstation im Koma lag. John war natürlich fuchsteufelswild und wollte Ken eine Retourkutsche liefern, die es in sich hatte. Zufällig hatte er erfahren, dass Kens Oma einen Monat vorher gestorben war. Da hat er sie mal eben wieder ausgebuddelt. «
    » O mein Gott. « Liv schlug die Hände vor den Mund.
    » Aber das war noch nicht alles. Er ist in Kens Haus eingebrochen, hat die Leiche in dessen Bett gesetzt und ’nen Porno laufen lassen– in der einen Hand der Oma die Fernbedienung, in der anderen ’ne Kippe, Heizdecke voll aufgedreht. Das einzig Bedauerliche für ihn war, dass er Kens Gesicht nicht sehen konnte, als er sein Großmütterchen so gefunden hat. «
    Spärliches Gelächter im Raum.
    » Deshalb sage ich immer, wenn man sich schon mit jemandem richtig anlegt, dann sollte der Sinn für Humor haben. «
    » Und den hat Ken leider Gottes nicht « , bemerkte Godley mit finsterer Miene. » Von diesem Zeitpunkt an wurde es immer krasser. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ken ihm das je verzeihen kann, obwohl sie ihre Revierstreitigkeiten längst geklärt haben. Dass er also in seinem Haus auftaucht… «
    » … ist daher als kriegerische Handlung zu werten « , beendete Derwent den Satz.
    » So sieht’s aus. « Godley ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. » Wer gerade damit beschäftigt ist, potenzielle Zeugen der Lagerhaus-Veranstaltung aufzuspüren und zu befragen, macht damit bitte weiter. Josh, konzentrierst du dich bitte auf Ken und findest raus, was er vorhat? Ich kann mir eigentlich nicht recht vorstellen, dass er was mit Cheyennes Tod zu tun hat, aber man weiß ja nie. Ich will sichergehen, dass wir da nichts übersehen. Außerdem kann es bestimmt nicht schaden, wenn wir die Kollegen in den Grafschaften und das Spezialkommando informieren, falls diese Fehde wieder aufbricht. Da John ja eine hohe Haftstrafe bevorsteht, dürfte Ken davon ausgehen, dass er die Macht jetzt problemlos an sich reißen kann. «
    » Stellt sich die Frage, welcher Verlust ihn mehr wurmen würde– der seiner Hübschen oder der seines Imperiums. «
    » Vielleicht ja auch beides? « , überlegte Rob.
    Das Grüppchen, das sich um Godley versammelt hatte, begann sich zu zerstreuen. Ich kehrte in der Absicht zu meinem Schreibtisch zurück, mehr über Patricia in Erfahrung zu bringen. Mir wurde bewusst, dass Derwent mir ein Weilchen erspart bleiben würde, da er vorerst Wichtigeres zu tun hatte.
    » Rob, kannst du mich über das ins Bild setzen, was Ken gestern so gesagt hat? « , fragte Derwent.
    » Kein Problem. « Die beiden verschwanden im kleinen Besprechungsraum, und Derwent schloss die Tür hinter ihnen. Ich wünschte ihnen viel Spaß miteinander.

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