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Der Ungnädige

Der Ungnädige

Titel: Der Ungnädige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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zufriedenzugeben. «
    » Wohin geht’s jetzt? «
    » Zu Tom Malton. Stolzer Inhaber eines Strafurteils wegen schwerer Körperverletzung. Hat schon zugegeben, dass er dort war, und kommt mir irgendwie krampfhaft unverdächtig rüber– bestimmt, weil er was zu verbergen hat. «
    » Sie sind der geborene Zyniker, was? «
    » Und am Ende behalte ich meistens Recht. «
    » Wo wohnt er? «
    » Camberwell. Hatte es gar nicht weit zu dieser Fete. «
    » Umso weiter haben wir es jetzt « , bemerkte ich.
    » Die Welt ist nicht dazu da, dass wir es bequem haben, Kerrigan. Sie klingen ja schon wie diese Bancroft-Typen. «
    Irgendetwas– der Strafzettel oder vielleicht auch nur die Rumrennerei am Morgen– hatte Derwent die Laune vermiest. Ich war aber inzwischen klug genug, den Mund zu halten und darauf zu vertrauen, dass er sich bei der nächsten Vernehmung abreagieren würde oder auch bei der übernächsten. Es stand eine Explosion an, dessen war ich sicher. Ich wollte nur nicht, dass sie auf mich niederging.
    Gleich auf den ersten Blick war ich mir sicher, dass Tom Malton die Privilegien einer Privatschule genossen hatte. Das hatte ihn unauslöschlich geprägt. Seine Aussprache hatte die typische Färbung der Oberschicht, und sein Lieblingsausdruck schien » du liebe Güte « zu sein, wie wir einige Male zu hören bekamen, während wir uns vorstellten. Er trug unmodische Schlabberjeans mit einem Rugby-Shirt dazu und hatte die rosig-weiße Gesichtsfarbe einer von Thomas Gainsborough porträtierten Lady. Derwent hielt es immerhin bis ins Wohnzimmer von Maltons modern und ausgesprochen behaglich eingerichteter Wohnung aus, bis er damit herausplatzte:
    » Wie zum Teufel handelt sich einer wie Sie eine Strafe wegen schwerer Körperverletzung ein? «
    » Pure Blödheit, wirklich. « Malton ließ sich auf einer Sesselkante nieder, die Fersen standen zusammen, die Hände trommelten auf die Knie. » Ich hatte Zoff mit einem Kommilitonen– also, wir waren beide betrunken. «
    » Und? «
    » Ich hab ihn aus dem Fenster gestoßen. «
    » Welche Etage? «
    » Dritte. «
    Derwent stieß einen Pfiff aus. » Und das hat er überlebt? «
    » Gerade so. Schädelfraktur. Er hat zehn Tage im Koma gelegen. « Malton versuchte sachlich zu klingen, was ihm aber eindeutig schwerfiel. Seine rosige Gesichtsfarbe war in ein tiefes Rosarot übergegangen. » Sie haben gesagt, dass er nur überlebt hat, weil er so betrunken war, dass er im Fallen völlig entspannt war. «
    » Scheiße. «
    » Definitiv. «
    » Was kam nach dem Koma? « , fragte ich.
    » Er ist aufgewacht. Hatte keine Ahnung, was passiert war. Ich konnte mich nicht mal mehr erinnern, worum es bei dem Streit gegangen war, aber ungefähr zehn Leute haben es beobachtet, sodass ich schlecht behaupten konnte, ich sei es nicht gewesen. Selbst wenn ich es gewollt hätte, was aber nicht der Fall war. «
    » Hat er sich gut erholt? «
    » Nein. Kann man so nicht sagen. Er hat sein Studium abgebrochen und leidet seitdem an Gedächtnisproblemen. Und er humpelt immer noch. « Malton sah so deprimiert aus, wie seine jungenhaften Gesichtszüge es zuließen. » Ich halte Kontakt zu ihm. «
    » Wie lange haben Sie gesessen? «
    » Du liebe Güte. Drei Jahre. « Malton lächelte, als er unsere Gesichter sah. » Nicht gerade viel, oder? «
    » Ich bin eigentlich eher überrascht, dass Sie jetzt hier sind « , sagte ich. » Ich hätte nicht gedacht, dass Sie das überstehen. «
    Er lachte. » So schlimm war es gar nicht. Ich hab meinen Abschluss nachgeholt, im Fernstudium allerdings. Mit den anderen Jungs bin ich einigermaßen klargekommen. Die wussten nicht so richtig, was sie mit mir anfangen sollten. Und ich nehme eigentlich jeden, wie er ist. Insgesamt ging es eigentlich. «
    Ich dachte trotzdem, dass er taffer war, als er aussah. Derwent schien es ebenso zu gehen.
    » Was wissen Sie über das Mädchen, das letzte Woche aus diesem Nachtclub in Brixton verschwunden ist? «
    » Gar nichts. «
    » Haben Sie sie dort gesehen? « Derwent zeigte ihm das Foto, aber Malton schüttelte den Kopf.
    » Ganz sicher nicht. Aber ich war abgelenkt. «
    » Waren Sie betrunken? «
    » Ich trinke nichts mehr. «
    » Was dann? Drogen? «
    » Auch nicht. « Er schluckte. » Meine Freundin hatte mich abserviert. Noch beim Anstehen am Einlass. Dabei war es ihre Idee gewesen hinzugehen. Mein Ding war das gar nicht. Ich hätte nach Hause gehen sollen– zwecks Schadensbegrenzung für mich. Aber ich bin mit ihr reingegangen,

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