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Der Ungnädige

Der Ungnädige

Titel: Der Ungnädige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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erschreckt? «
    Stirnrunzelnd versuchte ich mich zu erinnern. » Als ich durch die Tür kam, hat er mich gepackt, als ob er mich erst mal körperlich einschüchtern wollte. Dann hat er mich angebrüllt, dass ich ihn angeblich hintergehen würde. Und am Ende hat er gesagt, dass er mich gut findet, weil ich nicht klein beigebe. «
    » Klingt mir danach, als wärst du auf dem besten Weg, ihn für dich zu gewinnen. «
    » Kann ich mir nicht vorstellen « , seufzte ich. » Ich versteh den Mann einfach nicht. Ich hab keine Ahnung, was der denkt oder wie er tickt. Wahrscheinlich ist er zu so ziemlich allem fähig. Mit dem kann man jedenfalls nicht arbeiten. «
    » Doch, kann man. Ja, er ist unangenehm und streitlustig, aber du bist es doch gewohnt, mit schwierigen Leuten klarzukommen. Godley hat dir gesagt, was dich erwartet und wie du mit ihm umgehen sollst. Mach was draus. « Er nickte in Richtung der Zeitschrift auf dem Fußboden. » Lies doch mal den Artikel, wie du kriegen kannst, was du willst– vielleicht findest du ja ein paar Tipps zum Thema Diplomatie. «
    » Das hatte ich in letzter Zeit wesentlich besser hinbekommen. Hat sich kaum noch einer beklagt. « Trotzig funkelte ich ihn an. » Ich kann echt nicht glauben, dass du nicht auf meiner Seite bist. «
    » Bis in den Tod, meine Liebe, aber hier hilft es alles nichts. Du musst einfach damit klarkommen und das Beste aus der Arbeit an diesem Fall machen. Ist doch genau dein Ding, oder? So richtig brisante Fälle? «
    » Ich such sie mir nicht aus. « Unwillkürlich schauderte ich. » Das ist echt nicht angenehm, Rob. Diese Männer…sie wurden gefoltert. Grausam, gnadenlos, stundenlang. Egal, wer man ist oder was man getan hat, so sollte niemand sterben. «
    » Denk nicht so viel darüber nach, wie sie gestorben sind. Überleg lieber, warum. «
    Das war leichter gesagt als getan. Ich schenkte ihm Wein nach. » Nach diesem Essen hast du einen guten Schluck verdient. Wo hast du eigentlich kochen gelernt? «
    Er lehnte sich zurück. » Spaghetti Bolognese sind ja nun echt nix Besonderes. «
    » Doch. Ich würde das nicht so hinkriegen. «
    » Du versuchst es gar nicht erst. Das ist der Unterschied. « Er streckte sich. » Also, ich hab keine Ahnung, woher ich das kann. Früher habe ich immer meinen Eltern in der Küche zugeguckt. Die essen beide gerne, das hilft schon ein bisschen. «
    » Mein Vater kann prima Eier kochen. Mehr nicht. Und die Spezialität meiner Mutter sind Koteletts, Bratkartoffeln und deftige Eintöpfe. «
    » Gute Hausmannskost. «
    » Wenn sie ganz verwegen drauf sind, gibt’s freitags auch mal Fish and Chips. « Ich schüttelte den Kopf. » Ich hab nie verstanden, wozu diese ganze Kocherei gut sein soll. Erst die Schufterei in der Küche, und wenn man’s gut hingekriegt hat, ist es im Handumdrehen weg. Übrig bleibt nur ein Berg dreckiges Geschirr, das man dann auch noch abwaschen darf. «
    » Ach so, das wollte ich eigentlich noch sagen: Ich kümmere mich nicht um Abwasch und Kochen. «
    » Geht klar, ich mach das schon. Aber nicht sofort. «
    Missbilligend sah er mich an. » Es wird nicht besser davon, dass du das Zeug ewig stehen lässt. «
    » Das kannst du überhaupt nicht leiden, stimmt’s? « Ich lehnte mich über den Tisch. » Der Topf steht da drüben, und die Saucenreste trocknen jetzt schon an. Das Essen bäckt vor unseren Augen am Teller fest. Wenn ich dann irgendwann mal zum Abwaschen komme, krieg ich das wahrscheinlich nicht mehr ab. Vermutlich werde ich das Geschirr einfach wegschmeißen. «
    » Schon klar. Machst du ja immer so. «
    » Verdammt « , sagte ich sanft und lachte. » Du kennst mich viel zu gut. «
    » Manchmal denke ich, dass ich dich überhaupt nicht kenne. «
    Erstaunt über den jähen Stimmungswandel starrte ich ihn an und war absurderweise erleichtert, als er wieder vom Kochen redete– ein angenehm unverfängliches Thema für uns beide. Nach einer Weile hörte ich nicht mehr richtig zu und beobachtete ihn nur noch, während ich gelegentlich an meinem Wein nippte. Dabei fielen mir lauter Kleinigkeiten auf: die Lachfältchen um seine Augen, die Form seiner Lippen, seine schönen Hände…
    Aber irgendwann ist das Thema Ernährung auch für den leidenschaftlichsten Hobbykoch erschöpft. Als Rob verstummte, nahm ich mein Glas und stand auf.
    » Komm, wir setzen uns rüber aufs Sofa. «
    Er trug die Weinflasche und sein Glas hinüber. » Magst du noch einen Schluck? «
    » Willst du mich betrunken machen? «
    »

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