Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ungnädige

Der Ungnädige

Titel: Der Ungnädige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
Vom Netzwerk:
wie ich ihn noch nie erlebt hatte. » Wegen dieser Sache. Da wollte ich mich entschuldigen. «
    » Bei mir? Das ist aber absolut nicht nötig. «
    » Doch, und wie das nötig ist. Ich muss mich bei allen Kollegen am Tatort für mein unprofessionelles Verhalten entschuldigen. Damit habe ich alle in Gefahr gebracht. Aber ganz besonders Sie möchte ich um Verzeihung bitten, weil Sie dabei verletzt wurden. «
    » Na ja, verletzt ist wohl zu viel gesagt « , setzte ich an, doch er hob beschwichtigend die Hand.
    » Sie haben eine Schnittwunde an der Stirn, eine geprellte Hand und Verdacht auf Gehirnerschütterung. Außerdem hatten Sie voriges Jahr eine schwere Kopfverletzung, Maeve. Also nehmen Sie das bitte nicht auf die leichte Schulter. Es war meine Schuld, und ich werde die Verantwortung dafür übernehmen, ganz egal was Sie sagen. «
    » Eigentlich war es gar nicht Ihre Schuld. Inspector Derwent war derjenige, der mich umgeworfen hat. Also, wenn sich jemand bei mir entschuldigen muss, dann wohl er « , versuchte ich, einen lockeren Ton anzuschlagen, und hoffte inständig, dass Derwent ein Fünkchen Humor besaß.
    » Keine Chance. Entschuldigung ausgeschlossen. Schließlich ging es um Ihre Sicherheit. « Er warf mir ein Lächeln und Godley einen besorgten Blick zu. Der Chef wirkte fix und fertig. Das war mehr als nur Erschöpfung. Spontan lehnte ich mich vor und redete ihm ins Gewissen.
    » Sie sollten nicht zu hart mit sich ins Gericht gehen, Sir. In Anbetracht dessen, was er gesagt hat, war das doch vollkommen verständlich. «
    » Das bezweifle ich, Maeve, trotzdem danke. « Es folgte eine kurze, quälende Pause. » Ich nehme an, dass Sie mitbekommen haben, worauf Mr. Skinner hinauswollte? «
    Es fiel mir nicht leicht, es in Worte zu fassen, aber Godley wartete geduldig. » Er sagte, dass er Ihre Privatadresse kennt und über Ihre Familie Bescheid weiß. Ich gehe also davon aus, dass er sie bedroht hat. «
    » In der Tat. Und mit meinem Angriff auf ihn habe ich die Sache nicht gerade besser gemacht. Das war wohl kaum dazu angetan, ihn zur Kooperation zu bewegen. «
    Derwent lachte. » Na ja, um das zu schaffen, bräuchte man wahrscheinlich eine Zeitmaschine. «
    » Wieso das denn? « , wollte ich wissen und sah von einem zum anderen. » Was ist passiert? «
    Statt zu antworten, stand Godley auf. » Ich gehe mal Kaffee holen. Wollen Sie auch einen? «
    » Ja danke, Chef. Mit Milch und ohne Zucker bitte. «
    » Ich würde gern einen schwarzen Tee nehmen « , sagte ich hoffnungsvoll, aber er schüttelte den Kopf. » Sie sollten Koffein vor der Untersuchung lieber vermeiden. «
    » Aber ein bisschen Tee kann doch bestimmt nicht schaden « , protestierte ich halbherzig, obwohl ich wusste, dass es aussichtslos war. Und so erntete ich von Godley nur einen tadelnden Blick, ehe er den Raum verließ. Wie üblich zog er dabei alle Augen auf sich, aber das bemerkte er wahrscheinlich gar nicht. Und wenn doch, dann war es ihm sicher egal.
    Derwent hatte beobachtet, wie ich Godley hinterhergeschaut hatte. » Nehmen Sie’s nicht persönlich, dass er sich das nicht schon wieder antun wollte. Diese Geschichte mussten wir schon den ganzen Nachmittag erzählen. Er kann sie einfach nicht mehr hören. «
    » Worum geht es denn? Hat er Skinner schon mal verhaftet oder was? Ist ja seltsam, dass er deshalb noch so sauer auf ihn ist. Nach allem, was man über Skinner so hört, hat ihn ja wohl so ziemlich jeder Londoner Polizist mit den entsprechenden Dienstjahren schon mal verhaftet. « Das war so eine Art Initiationsritus geworden, bis Skinner den Spielverderber gab und sich nach Spanien absetzte.
    » Glauben Sie das bloß nicht. Alle geben damit an, John Skinner eingebuchtet zu haben, aber nur die wenigsten haben es tatsächlich geschafft. Einer von ihnen ist Godley. Aber das ist es nicht, weshalb Skinner ihn hasst. Verhaftet zu werden, gehört bei ihm einfach mit dazu. « Er beugte sich näher zu mir und senkte die Stimme, damit niemand zuhörte, denn schließlich war ein Wartezimmer nicht gerade der geeignete Ort für vertrauliche Gespräche. » Sie wissen doch, dass Bryce und ich mit unserem Boss zusammen bei der Central Task Force waren? Ich war zu der Zeit noch Detective Constable und Bryce einfacher Sergeant. Damals ließ John Skinner gerade im Alleingang die Verbrechensraten explodieren. Das hat natürlich ein verdammt schlechtes Licht auf uns geworfen– im Prinzip hatte jedes schwere Verbrechen, das damals im Londoner Osten

Weitere Kostenlose Bücher