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Der Ungnädige

Der Ungnädige

Titel: Der Ungnädige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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Er hatte Schuldgefühle wegen Dean Skinner, obwohl das eigentlich überflüssig war. John ist der geborene Verbrecher– nicht anders als sein Vater. Der alte Skinner war ein Gangster durch und durch, und seinen Schlaganfall hätte er jederzeit kriegen können. Okay, er saß im Knast, weil Godley ihn verhaftet hatte. Aber er hatte mehr als genug auf dem Kerbholz, was für einen kleinen Urlaub hinter Schloss und Riegel reichte. War ja auch nicht das erste Mal. «
    » Sie hätten sich deswegen bestimmt keinen Kopf gemacht. «
    » Einen Scheiß hätte ich « , grinste er. » Aber so bin ich halt. Der Boss ist da viel sensibler. «
    Wie üblich hörte sich das bei ihm an wie ein Makel, und in Derwents Augen war es das vermutlich auch. Aber für mich verstärkte es eher meine Hochachtung vor Godley.
    » Na, egal. Godley fing danach jedenfalls an, sich zu benehmen und an die Vorschriften zu halten, was ganz klar hieß: Rückzug, sobald es zu riskant wurde. Das kam in der Chefetage natürlich super an– er wurde auch gleich ein paar Mal befördert und hat die Task Force verlassen. Seitdem hatte ich nichts mehr mit ihm zu tun. « Er seufzte. » War wohl auch besser so. Die Jungs und ich, wir waren nicht allzu glücklich mit der neuen Linie, die der Meister da fuhr, auch wenn alle anderen ihn für eine Art Heiligen gehalten haben. Seitdem brannte er einfach nicht mehr für den Job. Er hatte den Spaß daran verloren. Und für ihn zu arbeiten, war ehrlich gesagt auch nicht mehr so der Hammer. Wenn man jetzt einen Vorschlag machte, der vor der Skinner-Geschichte total in Ordnung gegangen wäre, kam das fast so rüber, als wollte man Mutter Theresa in den Hintern kneifen. «
    Ich kannte Godleys eisblauen, missbilligenden Blick durchaus und musste über Derwents Beschreibung unwillkürlich lächeln. Aber etwas machte mich trotzdem stutzig. » Wenn Sie nur noch ungern mit ihm zusammengearbeitet haben, wieso sind Sie denn dann jetzt wieder in seinem Team? «
    Er zuckte die Schultern. » Vielleicht bin ich ja mit den Jahren sanfter geworden. «
    Wenn das, was ich bisher von Derwent erlebt hatte, seine sanfte Tour war, wollte ich die unsanfte lieber nicht kennen lernen. Aber ehe ich das aussprechen konnte, tauchte Godley mit einem Papptablett wieder auf.
    » Wer hätte gedacht, dass dieses Krankenhaus eine Starbucks-Lizenz hat? Es geht doch nichts über die freie Wirtschaft. « Er reichte mir einen der Becher. » Freuen Sie sich nicht zu früh, für Sie gibt’s Kamillentee. «
    » Na klasse « , antwortete ich betrübt, was die beiden ungemein erheiterte. » Tut mir leid, das war unhöflich. Er wird mir bestimmt guttun. «
    » Immerhin besser als gar nichts. « Derwent nahm den Deckel von seinem Becher ab und schwelgte im Kaffeeduft. » Hm. Wollen Sie mal riechen? «
    » Hör auf, sie zu ärgern! « Godley setzte sich und stellte seinen eigenen Kaffee vorsichtig auf dem Fußboden ab. » Wie weit seid ihr gekommen? «
    » Bis zu der Stelle, als Skinner sich ins Ausland abgesetzt hat. «
    » Wann war das? « , erkundigte ich mich.
    » Vor etwa fünf Jahren « , antwortete Godley. » Er steckte damals ziemlich in der Klemme. Er war der Kopf einer sehr erfolgreichen Bande, die sich auf Banküberfälle spezialisiert hatte, bei denen Angehörige von Bankmitarbeitern als Geisel genommen werden, damit sie die Tresore öffnen. «
    » Tiger-Kidnappings « , warf Derwent ein, was ihm einen strafenden Blick vom Chef einbrachte.
    » Ja, besten Dank, Josh. Diese Bezeichnung hat mir noch nie gefallen. «
    Ich musste mir ein Grinsen verkneifen. Der Chef mochte es überhaupt nicht, wenn Verbrechen in irgendeiner Weise glorifiziert wurden. Derwent sah mich mit ausdrucksloser Miene an, aber ich wusste genau, dass er sagen wollte: Verstehen Sie jetzt, was ich meine?
    » Die letzte dieser Geiselnahmen lief total aus dem Ruder. Eine Geisel versuchte zu fliehen– es war der Freund der Tochter, der, soweit ich mich erinnere, nicht mit ihnen kooperieren wollte. Die Kidnapper verloren die Nerven und schossen auf ihn. Dadurch bekamen die Nachbarn mit, dass etwas nicht stimmte, und wählten den Notruf. Können Sie sich unsere Begeisterung vorstellen, als wir rauskriegten, dass die Kidnapper direkt nach der Schießerei bei Skinner angerufen hatten, und es uns gelang, diese Nummer zu ihm zurückzuverfolgen? Der junge Mann war am Rücken getroffen worden und schwer verletzt, und die Kidnapper wussten nicht, was sie tun sollten– ihn einfach seinem Schicksal

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