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Der Ungnädige

Der Ungnädige

Titel: Der Ungnädige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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Ich stieg aus und knallte die Autotür zu, so laut ich konnte– in der Hoffnung, dass ihm das irgendwie in den Ohren klang. Als ich auf die Eingangstür zuging, hörte ich, wie sein Fenster heruntersurrte, und machte mich auf seine Retourkutsche gefasst.
    » Passen Sie auf sich auf, Maeve. «
    Misstrauisch drehte ich mich um. » War das jetzt nett gemeint? «
    » Ich hab nur Angst, dass Sie mich verklagen, falls Sie irgendwelche Langzeitschäden davontragen. «
    » Aber sicher doch und für alles andere auch noch. « Ich hob die Hand, als er mit quietschenden Reifen davonfuhr. Subtil war er wirklich nicht. Ich ging die Treppe hoch, schloss die Haustür auf und freute mich auf ein ausgiebiges Bad, um den Krankenhausschmutz loszuwerden. Und auf einen Abend vor dem Fernseher– ein prima Plan, wie ich fand.
    Aber so nett der Plan auch war, er wurde jäh durchkreuzt. Im Treppenhaus stand Chris Swain und plauderte mit einem atemberaubend gutaussehenden Blondschopf, der zwar ein bisschen kurz geraten war, was aber seine grünen Augen und ein umwerfendes Lächeln mehr als wettmachten. Chris wirkte seltsam mickrig neben ihm, obwohl er eigentlich ein Stück größer war. Aber er gehörte auch nicht zu den Leuten, die einem in Gegenwart anderer irgendwie auffielen. Die beiden drehten sich um und starrten mich an.
    » Du liebe Güte, Maeve! Was ist denn mit dir passiert? « Chris ballte die Fäuste. » Das war hoffentlich nicht dein Freund? «
    » Aber nein. Nein. Auf keinen Fall. Außerdem ist er nicht mein Freund. « Ich wusste nicht so recht, womit ich meine Verletzung erklären sollte. » Nur ein kleiner Unfall bei der Arbeit. Nichts Ernstes. «
    » Was denn für ein Unfall? « Mr. Beautiful hatte obendrein noch eine tolle Stimme– sanft und wohlklingend. » Ach du liebe Güte, Sie sind doch nicht etwa von der Stange gefallen? «
    » Stab meinen Sie, oder? Weil ich so groß bin, denken Sie vielleicht, dass ich Stabhochspringerin bin. Denn dass ich an einer Stange strippe, wollten Sie ja sicher nicht andeuten? « Ich versuchte ernst zu bleiben. Sein Timing war perfekt, und ich ahnte, dass ich den Nachbarn vor mir hatte, der seinen Lebensunterhalt als Schauspieler verdiente– was sich dann auch gleich bestätigte.
    » Ich bin Brody. « Er streckte mir seine Hand entgegen. » Wir haben uns noch nicht kennen gelernt, aber ich habe schon viel von Ihnen gehört. Maeve, oder? Was haben Sie denn für einen Job, der so gefährlich ist? «
    Mein auf halber Kraft laufendes Hirn ließ mich wieder einmal im Stich, und ich sagte ihm doch tatsächlich die Wahrheit: » Ich bin Detective Constable bei der Metropolitan Police. «
    » Ist nicht wahr. « Chris war sprachlos.
    » Doch. «
    Er schüttelte den Kopf und sagte aus unerfindlichen Gründen: » Ich werd nicht wieder. «
    » Na ja, ich bin ja nicht im Dienst « , entgegnete ich lakonisch. » Kein Grund zur Panik. Es sei denn, Sie haben gegen das Gesetz verstoßen. «
    Er lachte, wirkte aber nicht wirklich belustigt. Immer wieder das Gleiche– völlig grundlose Skepsis, spontane Abwehrreaktionen. Dafür war mir meine Zeit echt zu schade, und ich wandte mich meiner Wohnungstür zu.
    » Wo wollen Sie denn hin? « Brody baute sich neben meiner Tür auf. Dabei stemmte er einen Arm gegen die Wand und lehnte seinen Kopf in Charmeur-Pose dagegen. » Kommen Sie doch noch auf einen Drink mit rauf. «
    » Nein danke, ich bin müde und will mich in die Wanne legen « , gab ich zurück. Auch wenn er gut aussah, hatte ich derzeit keinen Flirtbedarf. Offenbar spürte er, dass meine Geduld erschöpft war. Er richtete sich wieder zur Normalposition auf und verzichtete auf weitere Schleimereien.
    » Ach was, nur auf ein Gläschen. Chris kommt auch. Er hat den Gin und ich den Tonic. Wenn Sie das Eis dazu haben, ist die Runde perfekt. «
    Ein Behälter mit Eiswürfeln war das Einzige, was ich noch in meinem Gefrierfach hatte. Ich kam ins Schwanken. » Ich hab tatsächlich noch welches. «
    » Dann dürfen Sie uns nicht hängen lassen. « Er setzte einen flehenden Blick auf. » Nur ein einziges Glas. Sie sehen so aus, als ob Sie das nach diesem Tag gut gebrauchen könnten. Und ich auch. Wissen Sie eigentlich, wie schwer es in Rumänien ist, einen anständigen Gin Tonic zu kriegen? «
    » Dort waren Sie? «
    » Monatelang. Aber jetzt bin ich endlich draußen. «
    » Den Serientod gestorben? «
    » Nicht ganz. Verheiratet, was im Kinderfernsehen so ziemlich auf das Gleiche hinausläuft. Meine Geschichte

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