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Der Ungnädige

Der Ungnädige

Titel: Der Ungnädige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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herausstellen würde. Besonders hübsch sah es ja nicht aus– eine bläulich rot verfärbte Beule mit einem Punkt in der Mitte, wo die Ecke des Fernsehtisches die Haut durchstoßen hatte.
    » Wirst’s schon überleben « , tröstete ich mein Spiegelbild, vermied es aber, meinem eigenen Blick zu begegnen. Hastig zog ich mich an und tat so, als wäre alles ganz normal, fühlte mich aber irgendwie dünnhäutig. Ich hatte mir nicht zugestanden, nach einem Überfall, der mich vor ein paar Monaten ins Krankenhaus gebracht hatte, einen Gang herunterzuschalten– als hätte das Eingeständnis einer schweren Verletzung meine Genesung verzögert. Im Vergleich dazu war das hier gar nichts, und trotzdem konnte ich es nicht einfach gelassen hinnehmen. Ich fühlte mich verwundbar– ein Gefühl, das ich überhaupt nicht mochte.
    Brody zu Ehren bürstete ich mir die Haare, worin sich meine Bemühungen, mich aufzuhübschen, aber auch schon erschöpften. Ich war zu müde und kaputt, um auf attraktiv zu machen. Außerdem war es mir nicht wichtig genug. Ich hatte Brody als Charmeur entlarvt, als einen von der Sorte, die Frauen nur anflirten, damit sie in Übung bleiben. Sicher sah er gut aus, doch das war nicht für mich bestimmt.
    Im Gegensatz zu ihm machte seine Wohnung wirklich Eindruck auf mich. Als er die Tür öffnete, musste ich erst einmal tief Luft holen, und das nicht nur deshalb, weil ich vom Treppensteigen noch außer Atem war.
    » Wow. «
    » Ja, ja, das bekomme ich ziemlich oft zu hören. Du siehst aber auch ganz schön wow aus, muss ich mal sagen. Schickes Oberteil. «
    » Ich meinte eigentlich mehr das Zimmer hier. « Ich ging an ihm vorbei und drehte mich im Kreis, um es eingehend zu betrachten.
    » Das Werk meiner Exfreundin. Sie war Innenarchitektin. Total versessen auf Farbe. « Er verdrehte die Augen. » Irre spannend, kannst du dir sicher vorstellen. «
    Ich hörte kaum zu. Die Wohnung erstreckte sich über den gesamten Dachboden des Hauses und war fast komplett offen angelegt. Die Dachschrägen trugen noch zusätzlich zur Atmosphäre bei, obwohl sie mich sicher in den Wahnsinn getrieben hätten, wenn es meine Wohnung gewesen wäre. Aber Brody hatte eher Westentaschenformat und stieß sich vermutlich seltener den Kopf daran, als ich es getan hätte. Das Ganze war weiß gestrichen– Dielenbretter, Decken, Wände, alles. Möbel gab es nicht viele, doch sie bildeten eine reizvolle Zusammenstellung aus modernen Elementen und Flohmarktstücken in Beige und Cremeweiß. Sicher war es zynisch, sich zu fragen, ob die Wahl auf diese Farben gefallen war, weil sie so gut zu seinem Haar passten, aber ich war eben die geborene Zynikerin. Ich duckte mich unter einer verchromten Stehlampe hindurch, die drei Meter Spannweite hatte und in einem riesigen Papierschirm endete. Dieser warf einen Lichtkreis auf den Couchtisch, der aus zusammengeleimten Weinkisten bestand. Das war definitiv Hipster-Chic pur und alles andere als billige Studentenbuden-Improvisation. Auf dem Tisch standen schon drei Gläser und perlten leise vor sich hin. Chris räkelte sich in einem abgewetzten braunen Ledersessel, einen Fuß über das andere Knie gelegt. Unbeholfen hob er die Hand in meine Richtung. Diese Geste wirkte so natürlich im Vergleich zu Brodys betonter Eleganz, dass mich eine kleine Woge der Sympathie für ihn überkam. Sie enthielt eine beträchtliche Portion Mitleid, doch das brauchte er nicht zu wissen. Ich grüßte zurück.
    » Hab schon mal eingeschenkt « , sagte Brody.
    » Ist nicht zu übersehen. « Ich reichte ihm die Schüssel mit dem Eis. » Hier, du hast die Ehre. «
    Während ich mich in den Sessel neben Chris setzte, ließ Brody drei Eiswürfel in jedes Glas fallen und reichte mir dann eins davon. » Dann mal runter damit. Du bist eine Runde im Rückstand. Wir konnten einfach nicht auf dich warten. «
    » War wohl dringend? « Überrascht war ich nicht, denn ich hatte es schon an seinem Atem gerochen, als er die Tür öffnete. Und das erklärte auch bei Chris die roten Wangen und die glänzenden Augen.
    » Mädchen, du hast ja keine Ahnung. « Er schaute auf den Tisch. » Ach verdammt. Ich hab den Knabberkram vergessen. Ohne was zum Knabbern kann ich nicht trinken. «
    » Mach dir wegen mir keine Umstände « , sagte ich, doch er war schon verschwunden. Ich hörte, wie er in der winzigen Küche herumwirtschaftete, Schränke öffnete und mit Schüsseln klapperte.
    Chris lehnte sich vertraulich zu mir.
    » Nimm ihn nicht so

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