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Der unheimliche Kommissar Morry

Der unheimliche Kommissar Morry

Titel: Der unheimliche Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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er sie geistesabwesend trocken.
    Seine gute Laune war verflogen. Er bebte bei dem Gedanken, daß er jetzt, kurz vor dem erstrebten Höhepunkt seiner Karriere, von einem rücksichtslosen Erpresser in die schmachvolle Publizität eines Gesellschaftsskandals gestoßen werden könnte.
    Was wußte der Unbekannte?
    Ashton ging wie betäubt in den kleinen Salon. Der Butler war gerade dabei, das Frühstücksgeschirr abzuräumen. Ashton nahm die Post und stellte sich ans Fenster, und zwar so, daß Harvey sein Gesicht nicht zu sehen vermochte. Er hielt ein knappes Dutzend Briefe in der Hand. Es waren ein paar Rechnungen darunter, ein Brief von Tante Amely, die in Leeds von ihrer kleinen Rente lebte, zwei Einladungen für Bälle. . . und schließlich ein weißer Umschlag aus gutem Bütten. Ashton legte die andere Post beiseite und befingerte das Kuvert.
    Es fühlte sich dünn und leer an . . . aber es mußte etwas enthalten, das seine gesamten Zukunftsaussichten in Frage stellen konnte. Hinter ihm fiel leise die Tür ins Schloß, Harvey hatte das Zimmer verlassen. Ashton riß den Umschlag auf. Er enthielt nichts weiter als ein Foto.
    Das Bild zeigte ihn, Ashton Cabott, an der Stirnseite eines Bettes in einem Hotelzimmer. Er war im Halbprofil zu sehen, ganz deutlich und unverkennbar. Seine linke Hand griff nach einer Schmuckschatulle, die auf einem Nachtschränkchen stand. Der Kopf der schlafenden Constance Britton war zur Hälfte von seinem Körper bedeckt.
    Ashton Cabott hatte das Gefühl, daß eine Hand an seine Kehle griff und sie unbarmherzig zusammendrückte. Die Aufnahme war grobkörnig und doch detailgetreu. Er entdeckte immer mehr schockierende Einzelheiten, die kalten Schweiß auf seine Stirn treten ließen. Er sah zum Beispiel, daß er in der Rechten das schwarze Gesichtstuch hielt, das ihm als Maske gedient hatte, und er bemerkte deutlich die Konturen der Pistole, die sich unter dem Stoff der Jacketttasche abzeichneten. Es gab keinen Zweifel, daß der Mann, der sich am Telefon ,Meister' genannt hatte, zum gleichen Zeitpunkt in Constance Brittons Hotelzimmer gewesen sein mußte wie er. Es stand auch fest, daß der Fremde die Aufnahme mit einer Infrakamera gemacht hatte, mit jenem erstaunlichen Material, das ohne Blitzlicht die tiefste Dunkelheit zu durchdringen vermag.
    Der Fremde war schon vor ihm in Constance Brittons Zimmer gewesen; er hatte sich ganz einfach still verhalten und die Aufnahme gemacht, als er, Ashton Cabott, nach dem Schmuck gegriffen hatte. Das Bild war kompromittierend; Maske und Pistole bewiesen zur Genüge, daß er keineswegs in friedlicher Absicht gekommen war. Zu allem Überfluß zeigte eine kleiner Reisewecker neben der Schatulle noch die ungewöhnliche Einbruchszeit.
    Ashton mußte sich setzen. Ihm wurde erschreckend klar, warum er die Kassette leer vorgefunden hatte. Der Meister hatte sie kurz vor ihm geleert! Das war schlimm genug, noch schlimmer aber war, daß das Foto ihn, Ashton Cabott, als den Dieb auszuweisen schien!
    Natürlich gab es eine Reihe von formaljuristischen Einwänden, die dieses Argument schwächen konnten. Da war zum Beispiel die unleugbare Tatsache, daß er, wie das Vorhandensein der Aufnahme bewies, nicht allein im Zimmer gewesen war. Aber was nützte das schon? Für ihn kam es nur noch darauf an, daß der Mann, der sich ,Meister' nannte, mundtot gemacht wurde. Aber wie war das zu erreichen?
    Ashton erinnerte sich plötzlich an die Unterhaltung, die er am Vorabend mit Constance Britton in der Bar des ,Carlton' geführt hatte. Das Mädchen hatte sich anscheinend ein konkretes Bild jenes Mannes gemacht, von dem sie sich bedroht und verfolgt fühlte. Ashton wußte jetzt, daß dieser Mann existierte. Constance war also durchaus nicht das Opfer einer überreizten Phantasie geworden; sie hatte nur mit großer Sensibilität die tatsächlichen Ereignisse registriert. Es war wichtig, auch das kleinste Detail ihrer Beobachtungen und Überlegungen zu notieren. Vielleicht half ihm das weiter.
    Ashton war zu verliebt in sich und sein Vermögen, als daß er auch nur im entferntesten den Gedanken erwogen hätte, die Forderungen des Fremden zu akzeptieren. Der .Meister' hatte ihm eine Woche Zeit gegeben. Ashton schob den Knöchel seines Zeigefingers in den Mund und biß so hart darauf, daß es schmerzte.
    Er wußte, daß es in dieser Woche notwendig werden würde, einen Mann zu finden und von seinem Vorhaben abzubringen.
     
    *
     
    Auf dem umfangreichen Programm krimineller Vergehen,

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