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Der unheimliche Kommissar Morry

Der unheimliche Kommissar Morry

Titel: Der unheimliche Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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geöffnete Balkontür ins Innere des Raumes gedrungen? Hatte einer der Fensterläden geknarrt?
    Er trat an den Kleiderschrank und schaute hinein. Halb unbewußt griff er nach einem Kleid und prüfte den weichen Stoff zwischen seinen Fingern. Dann ging er hinüber in Brittas Zimmer und öffnete dort den Kleiderschrank. Britta hatte nur die Hälfte von dem mitgenommen, was Constance besaß. Das war alles, was er festzustellen vermochte. Die Quelle des unheimlichen Stöhnens blieb ihm verborgen.
    Er schaute unter Brittas Bett und lächelte zerstreut, als er ein Paar golddurchwirkte Pantöffelchen bemerkte. Als er in Constances Zimmer unter das Bett blickte, durchzuckte ihn ein jäher, stechender Schmerz. Unter dem Bett lag ein Mensch.
    Constance!
    Er kniete sich neben das Bett und faßte nach einem kühlen, schlanken Arm. An diesem Arm zog er Constance unter dem Bett hervor. Wieder hörte er ihr leises, qualvolles Jammern. In seiner Kehle würgte es. Auf dem schulterfreien, champagnerfarbenen Abendkleid des jungen Mädchens zeichnete sich oberhalb der Brust ein großer Fleck ab.
    Blut!
    „Constance!" stammelte er. „Constance!"
    Tiefe Bestürzung überfiel ihn, als er das leichenblasse Gesicht der Bewußtlosen betrachtete. Er fragte sich, ob und wie lange sie noch zu leben hatte. Für einige Sekunden dachte er nicht an den Verlust, der ihm durch Constances Tod persönlich entstehen mochte, sondern nur daran, wieviel Jugend, Anmut und Schönheit durch die Hand eines skrupellosen Verbrechers dem Untergang geweiht schienen.
    „Constance!" wiederholte er murmelnd. „Constance!"
    Seine Augen wurden feucht, ohne daß er es merkte. Im Moment hätte er beinahe alles getöpfert, um diesem jungen, brutal überfallenen Menschen helfen zu können. Aber er vermochte nichts zu tun, um das Furchtbare ungeschehen zu machen . . .
    Er raffte sich auf. Ein Arzt mußte her . . . ja, und natürlich die Polizei! Alles andere hatte Zeit . . .
    Er hastete ans Telefon und berichtete dem Portier in knappen Sätzen, was geschehen war.
    „Zuerst ein Arzt!" schloß er. „Es geht wahrscheinlich um Tod und Leben!"
    „Wird sofort erledigt. Einer unserer Gäste ist Doktor. Er sitzt in der Halle..."
    Ashton hing auf und kniete sich wieder neben Constance auf den Boden. Würde sie sterben? War sie bereits tot? Das schöne junge Gesicht wirkte wie aus weißem Marmor gemeißelt. Er spürte in sich einen tiefen, verzehrenden Haß gegen den Täter.
    Sir Macolm!
    Er war der einzige, der als Täter in Betracht kam. Der Schuß auf Constance war sein erster Schlag gewesen. Würde sich der zweite Schlag gegen ihn, Ashton Cabott, richten? Das war unwahrscheinlich. Sir Macolm hatte sein Ziel erreicht. Jetzt war Britta Britton, die zukünftige Lady Macolm, die Alleinerbin des ungeheuren Britton- Vermögens.
    Ashton preßte die Zähne so fest aufeinander, daß es schmerzte.
    Nein, schwor er sich. Das lasse ich nicht zu! Ich weigere mich, untätig zuzusehen, wie er Constance und mein Glück vernichtet. Ich werde nicht erlauben, daß dieses Ungeheuer straffrei davonkommt . . .
    Es klopfte.
    „Herein!"
    Ein gut gekleideter Herr mit einer randlosen Brille und einem runden, intelligenten Gesicht trat ein. Er übersah mit einem Blick die Situation und ließ sich neben der Bewußtlosen auf den Knien nieder.
    „Doktor Wolverton", murmelte er, während er Constances Puls prüfte. „Wurde eben vom Portier informiert. Habe leider keine Instrumente bei mir. Bat den Portier darum, einen Kollegen anzurufen."
    „Wird sie durchkommen, Doktor?"
    Doktor Wolverton beugte sich über die Bewußtlose.
    „Kein Blut auf den Lippen", konstatierte er. „Wenn sie Glück hat, wurde die Lunge nicht getroffen." Er schaute plötzlich Ashton in die Augen. „Haben Sie es getan?"
    Ashton wurde puterrot.
    „Wofür halten Sie mich? Mein Name ist Ashton Cabott. Ich war mit dieser Dame für einen Theaterbesuch verabredet. Ich . . .“
    „Schon gut", unterbrach der Doktor leidenschaftslos. Er hob eines der Augenlider an. „Es war nur eine Frage."
    „Wird sie durchkommen?" wiederholte Ashton ängstlich.
    Der Doktor zuckte mit den Schultern. „Schon möglich. Alles hängt vom Ausgang der Operation und vom Sitz der Kugel ab. Der Puls schlägt nur sehr schwach und unregelmäßig. Es besteht kein Zweifel, daß es sich um eine lebensgefährliche Verletzung handelt. Wir müssen, fürchte ich, mit dem Allerschlimmsten rechnen."
    Das Telefon klingelte. Ashton trat an den Apparat und nahm den

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