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Der unheimliche Kommissar Morry

Der unheimliche Kommissar Morry

Titel: Der unheimliche Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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die Mitgift- und Erbschaftsfragen geregelt waren. Aber er kannte Sir Macolm und glaubte zu wissen, daß es Not tat, äußerste Vorsicht walten zu lassen.
    Sir Macolm, davon war er überzeugt, würde weder vor einem Mord noch vor einem Doppelmord zurückschrecken, wenn er dadurch seinen persönlichen Anteil an den Britton-Millionen erweitern konnte. Mit Kaltblütigkeit und Geschick ließ sich das leicht konstruieren; ein gemeinsamer Autounfall, ein Jagdunglück . . .
    Ashton nahm sich vor, Sir Macolm nicht über den Weg zu trauen. Er war auch entschlossen, zu irgendeinem Zeitpunkt wieder in den Besitz der zwanzigtausend Pfund zu gelangen. Für den Augenblick genügte es ihm, sich um die Gunst der schönen Constance zu bewerben. Er war klug genug, seine diesbezüglichen Anstrengungen nicht zu forcieren. Er benahm sich freundlich-korrekt und war bemüht, das Mädchen nicht durch plumpe Komplimente zu verwirren. Er ließ seinen bewährten Charme spielen und glaubte schon bald erkannt zu haben, daß diese bescheiden-jungenhafte Manier reife Früchte trug. Als er, im Abendanzug und in bester Laune, zur verabredeten Zeit im Hotel erschien, war er überzeugt, an der Schwelle eines unterhaltsamen Abends zu stehen.
    Er fuhr mit dem Lift ins erste Stockwerk und klopfte an Constances Tür. Niemand meldete sich. Er klopfte ein zweites Mal, diesmal etwas stärker. Keine Antwort erfolgte.
    Er ging ein paar Schritte weiter und versuchte sein Glück an Brittas Tür. Auch hier drang kein einladendes „Herein" an seine Ohren. Ashton legte die Stirn in Falten. Er warf einen Blick auf seine Uhr. Fünfzehn Minuten vor acht. Es wurde höchste Zeit, daß sie sich auf den Weg ins Theater machten. War irgend etwas dazwischen gekommen? Er klopfte ein letztes Mal an Constances Tür, dann eilte er ins Erdgeschoß, um sich bei dem Portier zu erkundigen, ob eine Nachricht für ihn hinterlassen worden sei.
    „Bedaure nein, Sir."
    „Haben Sie bemerkt, daß Miß Constance Britton das Hotel verlassen hat?"
    „Nein, Sir. Der Schlüssel ist oben. Soll ich durchrufen?"
    „Ja, bitte."
    Der Portier trat an das Telefon und wählte eine Nummer. Er lauschte einige Sekunden und legte dann den Hörer kopfschüttelnd auf die Gabel zurück.
    „Es meldet sich niemand. Vielleicht sind die Damen im Hotelrestaurant?"
    „Ich sehe nach."
    Ashton fand Constance weder im Restaurant noch in der Halle. Auch beim Hotelfriseur war sie nicht. Er eilte erneut ins erste Stockwerk. Als sein Klopfen auch diesmal unbeantwortet blieb, drückte er kurz entschlossen die Klinke herab und betrat Constances Zimmer. Er zog die Tür hinter sich ins Schloß nnd blieb an der Schwelle stehen. Quer über dem Bett lagen der Rock und der Pulli, die Constance am Nachmittag getragen hatte. Der eingebaute Kleiderschrank war weit geöffnet und gab den Blick auf die vielen Kleidungsstücke frei, die Constance für die Reise ausgesucht und mitgebracht hatte. Irgendwie entstand der Eindruck, daß Constance sich in großer Hast umgekleidet hatte. Dieser Eindruck verstärkte sich noch, als Ashton einen Blick in das angrenzende Bad warf. Ein Paar Strümpfe waren achtlos über den Rand der Wanne geworfen; eine Flasche mit Gesichtsmilch und eine Puderdose waren nicht geschlossen worden.
    „Miß Constance?" rief er und ging auf die Verbindungstür zu Brittas Zimmer zu. Sie war nur angelehnt und er stieß sie nach kurzem Anklopfen auf.
    In Brittas Zimmer herrschte peinliche Ordnung, aber auch hier war kein Mensch zu sehen. Er betrat wieder Constances Zimmer und nahm einen Augenblick in der Nähe des Fensters Platz, um sich eine Zigarette anzuzünden. Er dachte nach. Gab es irgendein Ereignis, das eine Erklärung für Constances Abwesenheit bot? Selbst wenn sie durch eine dringende Botschaft dazu veranlaßt worden sein sollte, das Rendezvous nicht einzuhalten, hätte sie ihm eine Nachricht zukommen lassen sollen.
    Seine Blicke schweiften durch den Raum, aber er entdeckte nichts, was ihm Aufschluß über Constances rätselhaftes Benehmen gab.
    Er erhob sich und drückte die kaum angerauchte Zigarette in einem Ascher aus. Seine gute Laune war verflogen. Er fand, daß der schöne und vielversprechende Abend gründlich verdorben worden war. Plötzlich vernahm er ein leises, kaum wahrnehmbares Stöhnen. Er spürte, wie es ihn kalt überlief.
    „Hallo?“ rief er und erschrak vor dem unnatürlich heiseren Klang seiner Stimme.
    Alles blieb ruhig. Verwirrt blickte er um sich. War das Stöhnen durch die

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