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Der unheimliche Kommissar Morry

Der unheimliche Kommissar Morry

Titel: Der unheimliche Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Hörer ab. Der Portier meldete sich mit gedämpfter, etwas besorgt klingender Stimme.
    „Die Polizei wird bald hier sein. Die Beamten kommen selbstverständlich in Zivil, um keine unnötige Aufregung unter den Gästen zu verursachen. Sie werden verstehen, daß wir an den guten Ruf unseres Hauses denken müssen..."
    „Zum Teufel mit Ihrem Haus!" sagte Ashton wütend. „Zum Teufel mit der Polizei! Ich möchte nur wissen, ob es Ihnen gelungen ist, einen Arzt und den Krankenwagen zu alarmieren. Alles andere ist sekundär. Doktor Wolverton kann nichts machen. Er hat keine Instrumente bei sich.“
    „Der Krankenwagen dürfte bereits unterwegs sein, Sir. Außerdem hat sich Doktor Shi- ne, der dem Hotel schräg gegenüber wohnt, bereits auf den Weg gemacht."
    Ashton legte auf. Er merkte plötzlich, daß ihm die Knie zitterten . . .
    Doktor Wolverton richtete sich auf. „Nun?" fragte er.
    „Der Krankenwagen wird gleich kommen."
    Doktor Wolverton zog ein Lederetui aus dem Jackett und nahm eine Zigarre heraus. Er roch daran und drehte sie zwischen den Fingern. Als er sie in Brand steckte, warf er einen nachdenklichen Blick auf das Mädchen. Er hielt das Streichholz so lange in der Hand, daß er zusammenzuckte, als die Flamme seine Haut berührte.
    „Verdammt!" fluchte er unterdrückt. Er warf das Streichholz beiseite und seufzte. „Zu jung, um zu sterben!" schloß er leise.
    „Können Sie denn gar nichts unternehmen?" fragte Ashton verzweifelt.
    „Gar nichts. Der Blutverlust ist erstaunlich gering. Sonst würde ich einen Notverband anlegen. Sie muß schnellstens auf den Operationstisch. Das ist alles."
    „Sie muß ihren Mörder gesehen haben", meinte Ashton.
    Der Doktor nickte.
    „Das ist in der Tat sehr wahrscheinlich. Der Schuß wurde von vorn auf sie abgefeuert. Aus unmittelbarer Nähe, würde ich sagen. Die verbrannten Pulverränder an der Einschußstelle des Kleides lassen erkennen, daß der Schütze höchstens drei Meter von ihr entfernt war."
    „Der Täter!" murmelte Ashton mit trockenem Mund. „Ich bringe ihn um..."
    Doktor Wolverton zuckte mit den Schultern. „Überlassen Sie dieses häßliche und wenig dankbare Geschäft lieber dem Henker."
    Ashton zog die Unterlippe zwischen die Zähne. Sein Herz hämmerte schmerzhaft gegen die Rippen. Ein erschreckender Gedanke überfiel ihn.
    „Lieber Himmel, wenn er erfährt, daß sie noch lebt..."
    „Nun?"
    „Er würde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um sein Maß voll zu machen."
    „Sie haben recht. Er kann es sich nicht erlauben, daß sie ihn an den Galgen liefert."
    „Wann wird sie in der Lage sein, auszusagen?"
    Doktor Wolverton warf Ashton einen prüfenden Blick zu.
    „Weshalb sind Sie so stark daran interessiert?"
    „Weil ich an ihrer Sicherheit interessiert bin!" brach es aus Ashton hervor. „Weil ich will, daß man den Mörder schnellstens verhaftet und unschädlich macht!"
    „Ach so", meinte der Doktor, in dessen Brille sich die Reflexe der Deckenbeleuchtung spiegelten. „Ich dachte schon ..." Er nuckelte an der Zigarre und schwieg.
    „Sie müssen von Sinnen sein!" sagte Ashton ärgerlich. „Hätte ich wohl die Polizei und den Arzt alarmiert, wenn ich für die Tat verantwortlich wäre?"
    Doktor Wolverton betrachtete die weiße Asche der Zigarre. „Ich kann nicht sagen, ob und wann die junge Dame in der Lage sein wird, etwas auszusagen. Ich erwähnte ja bereits, daß alles vom Gelingen der Operation abhängt..."
    „Sie darf nicht sterben!"
    Der Doktor trat an die offene Balkontür und blickte hinaus. Ueber den Dächern der Weltstadt verdämmerten die Pastellfarben des Abendrotes. Ashton hörte, wie vor dem Hoteleingang ein Wagen scharf bremste. Die Polizei!
    Er fühlte einen dumpfen Ärger in sich aufsteigen. Was wollten die Burschen überhaupt hier? Sie würden ihn stundenlang auskneten und dutzende dummer Fragen an ihn richten. Dabei kam es doch nur darauf an, Constances junges, bedrohtes Leben zu retten . . .
    Oder rührte sein Ärger nur von der Angst her, sich den Beamten gegenüber verplappern zu können? Es war scheußlich, den Täter zu kennen, und nichts darüber aussagen zu dürfen. Scheußlich, scheußlich, scheußlich . . .
    Das waren die Nachteile eines Gewerbes, das gegen Recht und Gesetz verstieß. Er haßte plötzlich sich und die Methoden, mit denen er bislang sein Leben gefristet hatte. Zum ersten Male seit langem war er nicht stolz auf sich und seine Gerissenheit. Zum ersten Male war er mit sich unzufrieden. Die Polizei

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