Der unheimliche Kommissar Morry
Es liegt doch in Ihrer Absicht, die süße kleine Constance Britton zu heiraten, nicht wahr? Sie müssen sich sagen, daß Ihnen die Heirat ein hundertfaches Entgelt bringt!"
Ashton fuhr sich mit dem Jackenärmel über die schweißfeuchte Stirn. Er meinte seinen Ohren nicht trauen zu dürfen. „Constance heiraten?" wiederholte er heiser. „Was reden Sie da für einen Unsinn?"
„Sie sollten den Mut besitzen, es zuzugeben", sagte Sir Macolm ruhig.
„Woher wissen Sie überhaupt . . .“
„Ich weiß gar nichts", meinte Sir Macolm gelassen. „Ich kombiniere nur. Es ist wirklich nicht schwer, zu erraten, was Sie planen. Jeder junge Mann, der mit einem der Britton- Mädchen in Berührung kommt und auch nur einen Tropfen roten Blutes in seinen Adern hat, träumt den gleichen Traum. Er hofft eines der Mädchen zu heiraten. Warum sollte es bei Ihnen anders sein? Es gibt zwei gute Gründe, sich in die Britton- Girls zu verlieben. Sie sind ungewöhnlich schön, und sie sind ungewöhnlich reich..."
„Soll das heißen, daß Sie sich mit den gleichen Absichten tragen wie ich?" fragte Ashton konsterniert.
„Genau", nickte Sir Macolm. „Ich werbe um Britta Britton. Ich bin zwar wesentlich älter als sie, aber ich habe herausgefunden, daß sie sich aus jungen Leuten glücklicherweise nicht viel macht. Außerdem genieße ich den unschätzbaren Vorzug, in ihrem Fachgebiet eine Koryphäe zu sein."
Ashton stieß die Luft aus. Er wußte nicht, ob er die Situation verhängnisvoll oder einfach komisch finden sollte.
„Sir Macolm!" spottete er bitter. „Das wäre in der Tat ein Schwager nach Maß!"
„Wir würden uns nicht viel nehmen, glaube ich behaupten zu dürfen", bemerkte Sir Macolm trocken.
„Eins verstehe ich nicht. Warum haben Sie die Mädchen bestohlen, wenn Sie den Wunsch haben, Britta zu heiraten?"
„Ich nehme an, daß unsere Gründe, in die Suite der Mädchen einzudringen, dem gleichen Plan entsprangen. Ich möchte den Schmuck an die Mädchen zurückgeben. Auf diese Weise hoffe ich Britta zu beweisen, daß ich mehr bin als ein nüchterner Museumsdirektor."
Ashton setzte sich stöhnend.
„Das wirft mich um! Da sage einer noch, es gäbe keine Duplizität der Ereignisse!"
„Regen Sie sich nicht auf. Jetzt kommt die letzte Runde. Wir brauchen uns nur zu arrangieren..."
„Wenn Sie unter arrangieren den Verzicht auf meine zwanzigtausend Pfund meinen sollten, werden Sie allerdings auf Granit beißen!"
„Was sind schon zwanzigtausend Pfund, wenn Ihnen die Chance geboten wird, Constance zu heiraten?"
„Sie übersehen ein paar wichtige Punkte. Erstens einmal gilt das gleiche Argument für Ihre Eheabsichten mit Britta. Zweitens wünsche ich nicht als armer Schlucker in die Ehe zu treten, und drittens sehe ich nicht ein, warum ich auf das Geld verzichten soll!"
„Sie werden einfach darauf verzichten müssen. Ich denke nicht daran, mich davon zu trennen!"
„Woher nehmen Sie angesichts meiner Pistole eigentlich den Mut, so kühn aufzutreten?"
Sir Macolm grinste. „Sehr einfach. Ich bin vorhin über den Balkon in Ihr Zimmer eingestiegen. Dort nahm ich die Pistole aus der Jackettasche und entfernte das Magazin..."
Ashton richtete die Pistole auf den Fußboden und zog den Abzug durch. Es klickte. Sonst geschah nichts . . .
Er warf die Pistole auf den Schreibtisch und stand auf.
„Lassen Sie uns einen Whisky trinken", sagte er.
„Eine ausgezeichnete Idee", meinte Sir Macolm. „Trinken wir auf eine lichte Zukunft im Hause Britton!"
Constance nahm seine Einladung an, mit ihm Tennis zu spielen. Sie verbrachten einen amüsanten Nachmittag auf den Courts in Addington. Über den gestohlenen Schmuck wurde dabei kein Wort verloren. Später brachte er Constance zurück ins Hotel. Sie verabredeten sich für den Abend und Ashton sagte zu, Constance kurz vor acht Uhr zu einem Theaterbesuch abzuholen. Sie wollten sich das südafrikanische Musical „King Kong" ansehen und nach dem Theater noch eine Bar aufsuchen.
Ashton hatte alle Ursache, zufrieden zu sein. Im Grunde genommen hatte Sir Macolm mit seinen Argumenten recht. Die zwanzigtausend Pfund waren zu verschmerzen, wenn es gelang, die Britton- Millionen zu erobern. Aber Ashton Cabott wäre nicht der Gauner gewesen, der er nun einmal war, wenn er sich nicht gewisse Gedanken über die finanziellen Aspekte der erhofften und geplanten Verbindung mit Constance Britton gemacht hätte. Er kannte den alten Britton nicht und hatte keine Ahnung, in welcher Weise
Weitere Kostenlose Bücher