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Der unheimliche Kommissar Morry

Der unheimliche Kommissar Morry

Titel: Der unheimliche Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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bedaure, daß Sie offensichtlich zu Übertreibungen neigen. Ist es nicht eher so, daß wir pari stehen?"
    „Nein, mein Freund. Sie irren. Ich befinde mich Ihnen gegenüber entschieden im Vorteil. Das drückt allein die unbestreitbare Tatsache aus, daß es mir gelungen ist, Sie vor die Mündung meiner Pistole zu bringen."
    „Machen Sie sich nicht lächerlich. Sie werden nicht den Mut aufbringen, mich zu erschießen. Das können Sie sich einfach nicht leisten! Haben Sie nicht selbst gesagt, daß Sie die Mittel der plumpen Gewalt verabscheuen?"
    „So ist es. Aber ich erinnere mich auch daran, daß Sie meine Worte zu korrigieren versuchten. Vielleicht hatten Sie damit recht. Es gibt Situationen, wo man den Mut aufbringen muß, sich der nackten Gewalt zu bedienen. Sie bilden für mich fraglos eine Gefahr, Sir Macolm. Ich werde diese Gefahr zu bannen wissen."
    „Mit einem Schuß? Sie scherzen! Schließlich ist Ihnen bekannt, was im Falle meines gewaltsamen Todes geschehen würde. Der Notar würde Bild und Text an die ,Associated Press' gehen lassen..."
    „Wissen Sie, was ich glaube? Die Geschichte mit dem Notar ist gleichfalls ein Trick!"
    „Wollen Sie es wirklich auf einen Versuch ankommen lassen?" fragte Sir Macolm spöttisch. Er machte eine kurze Pause und erkundigte sich dann: „Darf ich jetzt erfahren, was Sie zu tun beabsichtigen?"
    „Ich kann Ihnen die gleiche, oder doch zumindest eine ähnliche Antwort geben wie jene, mit der Sie eine meiner Fragen abspeisten. Es liegt nicht in meiner Absicht, Sie mit meinen Plänen bekannt zu machen. Ich kann Ihnen nur mein unmittelbares Nahziel nennen: heute Nacht, schon in wenigen Minuten, fahren wir gemeinsam zu Ihrem Haus. Dort werde ich das Geld und den Schmuck in Empfang nehmen. Ein reizender Einfall, nicht wahr?"
    Sir Macolm schien nicht beeindruckt. „Nicht alle hübschen Einfälle lassen sich verwirklichen", meinte er. „Ich habe nichts dagegen, daß Sie mich, nach Hause begleiten. Aber Sie werden dort weder das Geld noch den Schmuck finden."
    „So? Dann fahren wir eben dorthin, wo Sie das Zeug versteckt halten."
    „Das wird kaum möglich sein."
    „Oh doch, das wird gehen", erwiderte Ashton mit scharfer Stimme. „Verfallen Sie nicht in den für Sie gefährlichen Fehler, meine Entschlossenheit zu unterschätzen. Entweder Sie gehorchen meinem Befehl aufs Wort, oder..."
    „Oder?"
    „Ich schieße!"
    „Hören Sie, Cabott. Ich bin ein alter Hase und weiß genau, was in Ihrem Köpfchen vor sich geht. Sie würden mich liebend gern in der Hölle braten sehen, aber Sie wissen genau, daß das einfach nicht geht. Es würde nämlich bedeuten, daß Sie auf das Geld und den Schmuck für immer verzichten müßten. Genau das läßt aber Ihr ausgeprägter Eigentums- und Erwerbssinn nicht zu. Deshalb lassen mich Ihre Drohungen verdammt kalt, und deshalb nehme ich jetzt, wenn Sie nichts dagegen haben, meine Hände herab. So!"
    Ashton erhob sich. Auf seiner Stirn klebte ein Netz winziger Schweißtropfen.
    „Lassen Sie die Hände oben!"
    „Ich denke nicht daran."
    Ashton atmete hart. „Es stimmt", stieß er zwischen den Zähnen hervor. „Wenn ich schieße, bedeutet das einen Verzicht auf das Geld und auf den Schmuck. Aber diesen Preis zahle ich gern, um mir damit meine Ruhe und Sicherheit zu erkaufen..."
    „Denken Sie an den Notar!" warnte Sir Macolm.
    „Ein lausiger Trick! Einer Ihrer Bluffs!"
    Sir Macolm lächelte plötzlich dünn. „Ja, ich muß Ihnen beipflichten. Es war ein Bluff, ein Mittel, um Sie einzuschüchtern und Sie an der Leine zu halten. Aber er hat geholfen. Ich bin nun mal dafür, die größtmögliche Wirkung mit dem kleinstmöglichen Einsatz zu erzielen. Das ist eine simple kaufmännische Regel, an die ich mich gern halte."
    Ashton schluckte. Seine Augen hatten sich vor Erstaunen geweitet. „Das geben Sie zu?"
    „Warum nicht? Ich besitze das Geld und den Schmuck. Obwohl ich einsehe, daß ich auf den Rest Ihres Vermögens verzichten muß, scheint es mir doch so, daß ich von uns beiden das bessere Geschäft gemacht habe. Es wird am besten sein, wir einigen uns auf dieser Linie. Ab sofort besteht zwischen uns ein Waffenstillstand, der gegenseitig respektiert und geachtet wird...“
    „Sie müssen mich für schwachsinnig halten!" keuchte Ashton empört. „Glauben Sie wirklich, ich würde mich nach Lage der Dinge darauf einlassen, kampflos auf mein Geld zu verzichten? Hoffen Sie allen Ernstes, daß ich vor Ihrer Frechheit kapituliere?"
    „Warum nicht?

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